«Jeder kennt Enkeltricks, doch jetzt ist auch die Spitex betroffen» – Trickbetrüger geben sich als Spitex-Mitarbeitende aus
Betrugsmaschen, bei denen sich Fremde als Polizistinnen oder entfernte Verwandte ausgeben, um sich das Geld und Vertrauen von älteren Personen zu erschleichen, sind bestens bekannt. Doch nun kommt aus dem Suhrental eine Meldung von einer anderen Art von Trickbetrug: unbekannte Personen, die sich als Spitex-Mitarbeitende ausgeben.
Die Spitex Suhrental Plus macht mit einem Informationsschreiben vom 30. September ihre Klientinnen und Klienten darauf aufmerksam. Grund dafür ist ein Vorfall, der sich Anfang September in einer der 16 Gemeinden ereignet hat, die zum Einzugsgebiet der Spitex Suhrental Plus gehören.
Spitex vermutet gezielten Betrugsversuch
«Kurz bevor eine unserer Mitarbeiterinnen bei einem Klienten eintraf, hat eine fremde Person dort geklingelt und sich als Spitex-Personal ausgegeben», sagt Simone Rosenkranz, Geschäftsleiterin der Spitex Suhrental Plus. Die Person habe den Haushalt des Klienten betreten, Schränke geöffnet und diese durchsucht. «Gott sei Dank ist nichts passiert und nichts gestohlen worden», so Rosenkranz.
Rund fünf Minuten später ist dann die Spitex-Mitarbeitende bei dem Klienten eingetroffen, hat die fremde Person aber nicht mehr angetroffen. «Sie haben sich um einige Minuten verpasst», sagt Rosenkranz. Das spezifisch gewählte Zeitfenster der unbekannten Person weist für die Geschäftsleiterin auf einen gezielten Betrugsversuch und eine damit verbundene Professionalität hin. «Jeder kennt inzwischen Enkeltrickbetrüger, doch jetzt mussten wir feststellen, dass auch die Spitex betroffen ist», sagt Rosenkranz.
Die Medienstelle der Kantonspolizei Aargau bestätigt den Vorfall, denn die Spitex hat Meldung gemacht und die Polizei eingeschaltet. «Bisher handelt es sich um einen Einzelfall», berichtetet Pascal Wenzel, Mediensprecher bei der Kapo. Es sei aber schwierig zu sagen, ob die unbekannte Person an mehreren Orten in Erscheinung getreten ist.
Rosenkranz hingegen geht davon aus, dass es kein Einzelfall ist, auch wenn die Organisation bisher keine Meldungen von weiteren Vorfällen erhalten hat. Die Spitex Suhrental will ihre Klientinnen und Klienten sowie deren Angehörige deshalb sensibilisieren, darum das Informationsschreiben.
Im Zweifelsfall die Polizei rufen
Im Brief weist die Spitex auf die Erkennungsmerkmale der Mitarbeitenden hin: «Alle unsere Mitarbeitenden tragen stets ein gut sichtbares Namensschild mit Foto und dem Spitex-Logo.» Zudem sei das Personal an der Dienstkleidung zu erkennen, welche ebenfalls das Logo der Organisation trage. Im Schreiben bittet die Spitex ihre Klientinnen und Klienten darum, diese Merkmale jeweils zu prüfen, bevor sie fremden Personen Zutritt zu ihren Wohnungen gewähren.
«Es ist mir ein grosses Anliegen, auf das Thema aufmerksam zu machen», sagt Rosenkranz. Die Spitex ruft deshalb ihre Klientschaft auch dazu auf, die Türe stets verschlossen zu halten, fremden Personen erst nach eindeutiger Identifizierung zu öffnen und im Zweifelsfall die Polizei zu rufen.
Die Klientinnen und Klienten würden die Spitex-Mitarbeitenden in der Regel kennen, aber trotzdem sei Vorsicht geboten, meint die Geschäftsleiterin. Ihr Team umfasst rund 130 Personen, die täglich für gut 1215 Menschen in der Region Leistungen bringen. «Wir betreuen ein breites Spektrum von Menschen», so Rosenkranz. Während die Jüngeren tendenziell aufmerksam seien, sei es wichtig, bei älteren Personen und deren Umfeld auf die Vorfälle hinzuweisen. «So würde ich es mir auch für meine eigenen Eltern wünschen», sagt Rosenkranz.