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Martina Hefter gewinnt den Deutschen Buchpreis

Mit «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» ist Hefter ein besonderer Roman gelungen, der tiefgehend und leichtfüssig zugleich ist. Dafür wurde die Leipzigerin jetzt geehrt.

Bei Hefters Roman handle sich um ein klug choreografiertes Buch, das «eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt», heisst es in der Begründung der Jury. «Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung.» Die beiden Bücher von den Schweizerinnen Doris Wirth («Findet mich») und Zora del Buono («Seinetwegen»), die noch auf der Longlist gestanden hatten, schafften es nicht auf die Shortlist.

Martina Hefter: Hey, guten Morgen, wie geht es Dir? Roman. Klett-Cotta, 224 S.
Bild: pd

Wer betrügt hier wen?

Die Siegerin, die 59 Jahre alte Martina Hefter, lebt in Leipzig. Sie ist nicht nur Autorin, sondern auch Tänzerin und Performance-Künstlerin, so wie auch ihre Roman-Protagonistin. In «Hey guten Morgen, wie geht es dir?» lebt die Mittfünfzigerin Juno in zwei Welten: Tagsüber pflegt sie ihren schwer kranken Mann, nachts taucht sie ab ins Internet.

Dort chattet sie mit sogenannten Love-Scammern: Dabei handelt es sich um Internetbetrüger, die mittels Fake-Profilen Kontakt zu Liebessuchenden aufnehmen und diese finanziell ausbeuten wollen. Juno lässt sich auf Love-Scammer aus Nigeria ein, doch versteckt sie ihre wahre Identität und man fragt sich irgendwann, wer hier wen betrügt. Und dann entstehen doch Momente wahrer Nähe.

Und es geht in dem Roman auch um das Altern, um Kolonialismus, um Sehnsüchte, Freundschaft und Liebe. Von diesen grossen Themen erzählt Hefter lakonisch und zart.

Buchpreis zum 20. Mal vergeben

Der Deutsche Buchpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen der Branche und wurde am Montag zum 20. Mal verliehen. Die siebenköpfige Jury hat dafür insgesamt 197 Romane aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesichtet.

Die sechs Romane auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
Bild: Christof Jakob

Unter den sechs Finalisten waren noch Maren Kames («Hasenprosa»), Clemens Meyer («Die Projektoren»), Ronya Othmann («Vierundsiebzig»), Markus Thielemann («Von Norden rollt ein Donner») und Iris Wolff («Lichtungen»).

Vergeben wird der Buchpreis von der Stiftung Buchkultur und Leseförderung des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Er ist mit insgesamt 37 500 Euro dotiert: Der Sieger erhält 25 000 Euro, die übrigen Autoren der Shortlist jeweils 2 500 Euro. Im vergangenen Jahr gewann der Österreicher Tonio Schachinger mit seinem Roman «Echtzeitalter».