Geringer Ertrag, aber schöne Aromastoffe: Winzer fahren die letzten Trauben ein – und ziehen Bilanz
Die letzten Trauben sind in der Kiste. Mit dem Cabernet Cubin und dem Cabernet Franc, zwei kräftigen Rotweinen, beendet Gerhard Wunderlin die Weinlese. Rund vier Wochen betrug die Erntephase beim Winzermeister aus Zeiningen, der dort sowie in Magden und Elfingen Reben auf knapp vier Hektaren bewirtschaftet. Rund ein Dutzend Helferinnen und Helfer unterstützen ihn an den rund 20 Erntetagen.
Im Gegensatz zur Noternte 2023, bei der wegen der heissen und trockenen Witterung viel und schnell geerntet wurde, zog sich die Ausreifung bis zur vollen Entfaltung der Aromen diesmal etwas hin. Doch Wunderlin bilanziert: «Wir haben dieses Jahr eine schöne und ausgewogene Weinqualität, die sich in einem harmonischen Gesamtbild zeigt.» Von den kühlen Nächten der vergangenen Wochen hätten die Trauben profitiert und schöne Aromastoffe ausgebildet.
Menge hinkt zu 2023 um rund ein Drittel hinterher
Im Vergleich zu 2023 fiele der Ertrag um etwa einen Drittel geringer aus. «Nach dem Frühlingsfrost waren einige der Triebe verfroren», so Wunderlin. Doch weil die Trauben lockerer hingen, bestand weniger die Gefahr, dass sie aufeinanderdrücken, aufplatzen und es zur Fäulnis kommt. Die hohen Niederschlagsmengen im Mai und Juni hätten den Aufwand erschwert. «Wir mussten das Intervall für die Behandlung der Trauben gegen den falschen Mehltau verkürzen.»
Yannick Wagner von der Fachstelle Weinbau beim Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg bestätigt mit Blick auf den Kanton, dass die Menge unterdurchschnittlich ausfallen dürfte. Zurückzuführen sei dies auf einige Frostnächte und eine mittelmässige Rebblüte. «Aber auch die vielen Niederschläge haben die Pilzkrankheiten wie den falschen Mehltau gefördert, was zusätzlich zu einem geringeren Ertrag führte», sagt er.
Endspurt bei Fehr & Engeli in Ueken
Während die Ernte 2024 nun hinter Wunderlin liegt, werden bei Weinbau Fehr & Engeli AG in Ueken noch für wenige Tage die Rebscheren geführt. Wie Inhaber und Geschäftsleiter Urs Gasser sagt, sollte bis Mitte nächster Woche die Lese mit den roten Spezialsorten wie etwa Merlot oder Pinot noir abgeschlossen werden, sofern das Wetter mitspielt. «Etwa 20 bis 35 Helferinnen und Helfer stehen im Einsatz», so Gasser. Probleme, genügend helfende Hände zu finden, habe er keine. Dieses Jahr seien wieder einige, die neu ins Pensionsalter gekommen seien, hinzugestossen.
Die Ernte bilanziert Gasser als «klein, aber fein». Die Qualität sei gut bis sehr gut. Die Menge bescheiden aufgrund von Frost, schlechtem Wetter und teilweise auch des Mehltaus wegen.
Auch bei Weingut Fürst in Hornussen steht noch die Ernte so mancher Spätsorte an. Von der Menge her spricht Winzermeister Daniel Fürst von einem mittelmässigen Ertrag. Anders sieht es jedoch hinsichtlich der Qualität aus. «In den letzten zehn Jahren hatte ich selten so schöne und grosse Trauben», sagt er. Die kalten Nächte und die langsame Ausreifung hätten besonders dem Pinot noir gutgetan und würden dafür sorgen, dass sich – nicht nur – die Pinot-Liebhaber und -liebhaberinnen auf ein breites Aromaspektrum freuen dürfen.