Keine «Kriegslogistik»: Die Armee muss erneut ein millionenteures Informatik-Projekt abbrechen
Die Armee hat bis auf Weiteres keine krisensichere Logistik: Dies zeigt eine am Mittwoch publizierte Recherche von Radio SRF. Ein dazu nötiges, millionenteures Informatik-Projekt, ist nämlich klammheimlich abgebrochen worden. Dies trifft zumindest auf jenen Bereich zu, der die sogenannte «Kriegslogistik» betrifft.
Laut dem Bericht wird die Armee damit frühestens im Jahr 2035 sicherstellen können, dass sie ihre Soldaten auch im Krisenfall unabhängig mobilisieren oder die Kampfjets rechtzeitig warten kann. Oder dass schlicht das Essen oder die Munition zum erwarteten Zeitpunkt am richtigen Ort bereit steht.
Gegenüber SRF begründet die Armee den teilweisen Übungsabbruch der Software-Einführung mit Mängeln an der für die Logistik ausgewählten IT. Diese sei nicht so robust und belastbar gewesen wie ursprünglich gedacht, meldet Radio SRF. Zudem sei sie nicht unabhängig von einer internationalen Cloud-Lösung zu betreiben gewesen.
Politiker schreiben sich besorgte Briefe
Der Chef der Armee persönlich, Thomas Süssli, hat laut der Recherche das IT-Projekt am 21. Juni 2023 dann gestoppt. Nun will sich die Armee nach einer Alternative umsehen, so das zuständige Verteidigungsdepartement.
Gegenüber der zuständigen Aufsichtskommission nannte der Chef Armeestab dafür als Termin einen Zeitraum von rund zehn weiteren Jahren. Zu allfälligen Kosten respektive Zusatzkosten äussern sich die Armee und das Verteidigungsdepartement bislang nicht.
Die erneute IT-Panne ruft derweil auch die Politik auf den Plan. Dabei zeigt sich, dass linke wie recht Polit-Vertreter sich für einmal einig sind. Sicherheitspolitiker haben der Finanzkommission des Parlaments bereits einen Brief geschrieben. Darin werfen sie laut SRF etwa auch die Frage auf, ob die verzögerte Einführung einer Kriegslogistik ein Sicherheitsrisiko für die Schweiz darstelle. Die Sicherheitspolitische Kommission des Nationalrats verspricht sich Klarheit von einem Bericht, den der Bundesrat bis kommenden Sommer vorlegen soll.
Mit der sogenannten Geschäfts-Ressourcenplanungs-Software von der Firma SAP wollte die Armee in allen Lagen ihre Aufgaben erfüllen können. Das Parlament hatte vor vier Jahren für das entsprechende Projekt «ERP Systeme V/ar» 240 Millionen Franken bewilligt.(sat)