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Das ESC-Team will die Basler Kulturszene für sich gewinnen: Diese äussert leise Bedenken

Das Team um Beat Läuchli informierte über den aktuellen Planungsstand: Die ESC-Verantwortlichen hoffen auf Eigeninitiative – die Kulturschaffenden zeigen sich besorgt, dass der ESC dem regulären Kulturprogramm in die Quere kommt.

Zu viel Kultur in Basel? Schwer vorstellbar. Und doch machten sich am Montagabend einige Zweifel bemerkbar. Im Volkshaus informierten die Eventverantwortlichen rund umBeat Läuchliüber den aktuellen Planungsstand für den Eurovision Song Contest (ESC) im Mai 2025.

Konkret ging es darum, wie die Basler Kultur in den einwöchigen Megaevent eingebunden werden sollen. Der Andrang ist gross, obwohl die Einladungen an Kulturveranstaltende eher selektiv versendet wurden. Musikschaffende fanden sich kaum in der Adressliste. Die grosse Euphorie ist am Montag dementsprechend noch eher bühnenseitig gelagert. Im Saal überwiegt der Informationsbedarf.

Regionale Bands auf dem Barfüsserplatz

So viel steht bereits fest: Der «Event der Superlative» umfasst weit mehr als dieneun Liveshows in der St. Jakobshalle. Eine grosse Konzertbühne wird es in der Eurovision Village in der Messehalle geben, wo «nationale und internationale Stars, vielleicht ehemalige ESC-Teilnehmende» auftreten sollen.

Den regionalen Bands ist eine kleine Bühne am selben Ort und – zeitgleich und ebenfalls gratis – eine Bühne auf dem Barfüsserplatz zugedacht, die während sieben Tagen mit Livemusik bespielt werden soll. Ob auch in den Preshows der Livesendungen regionale Bands auftreten dürfen, stünde noch zur Diskussion, sagte Lorenz Schibler, Direktor der Eigenmessen der MCH Group. Weiter sollen auf dem sogenannten Eurovision Boulevard, der sich vom Badischen bis zum Bahnhof SBB zieht, mehrere Busking-Stationen für Strassenmusik installiert werden.

Man habe Basel ausgewählt, weil der ESC in dieser Stadt wirklich erlebt werden könne, so die SRG-Produzenten Reto Peritz und Moritz Stadler.
Bild: Malik Iddrisu

Obwohl sich für das Booking der Bühne auf dem Barfüsserplatz ein Gremium rund um den Kulturunternehmer Frederick Dürr verantwortlich zeigt, ruft das ESC-Team vor allem zur Eigeninitiative auf. Die Kulturveranstaltenden sollen den ESC als Chance sehen, dieses «einmalige Schaufenster zu nutzen». Die Ausschreibung für die Bühnen-Slots stehe ab diesem Freitag offen.

Eine Konkurrenz für das reguläre Kulturprogramm?

So viel Tatendrang und Programmdichte stösst im Saal aber auch auf Zurückhaltung. So fällt gegen Ende auch das Stichwort des potenziellen «Overkill». Fragen wirft nicht nur der vorgestellte Plan auf (sind die internationalen Acts eine Konkurrenz für die regionalen?), sondern auch das reguläre Kulturprogramm, das parallel dazu stattfindet.

Beim Informationsanlass am Montag sind nicht nur Kulturveranstaltende aus der Populärmusik zugegen, auch die Klassikszene ist gut vertreten. Und diese nehmen zur Kenntnis, dass sie in den Ausführungen nicht zur Sprache kommen. Stefan Schuppli, Vorstandspräsident der Basler Madrigalisten, weist in der Fragerunde etwa darauf hin, «nicht zu vergessen, dass Basel eine Musikstadt ist». Er meint: eine klassische, notabene.

Mitschwimmen oder dagegenhalten

Weitere Bedenken kristallisieren sich bei Gesprächen nach dem offiziellen Anlass heraus. Diverse Konzerte seien bereits aufgegleist und kommuniziert, beispielsweise finde auch das gesamte Tanzfest Basel im selben Zeitraum wie der ESC statt. Die Veranstaltenden stellen sich die Frage: Soll man Konzerte vorsorglich absagen?

Oder sie – wie von Beat Läuchli angeregt – mit dem ESC-Etikett versehen und als Rahmenprogramm verkaufen? Einige Veranstalter, wie etwa David Rossel, Leiter der Kulturkirche Paulus, sind bereits auf den Zug aufgesprungen: Im Anschluss an Chorkonzerte will er jeweils ein Public Viewing organisieren.

Um ihre finanziellen Rücklagen sorgen sich derweil nicht nur die Klassikveranstalter. Auch der Swisslos-Fonds erweitert sein Budget für 2025, sodass im ESC-Jahr zusätzliche Förderbeiträge beantragt werden können – ohne dass die Sonderausgaben das reguläre Kulturprogramm tangieren. Eine einmalige Möglichkeit, betont Annina Zimmermann, die Leiterin des Swisslos-Fonds: «Ich kann bloss hoffen, dass wir nicht ein zweites Mal gewinnen.»