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«Täglich mehr Fahrzeuge als durch den Gotthard-Tunnel»: Grenzübergang Rheinfelden steht am Anschlag

Der Stau rund um den Grenzübergang Rheinfelden fordert die Geduld von Autofahrenden bis aufs Letzte heraus. Einst war der Grenzübergang für knapp vier Millionen Fahrzeuge pro Jahr konzipiert, mittlerweile sind es weitaus mehr. Der Bund plant weitere Massnahmen, um dem Chaos Herr werden zu können.

Der Stau am Grenzübergang Rheinfelden sorgt bei Pendlerinnen und Pendler beinahe jede Woche für Frust.Pünktlich zum Feierabend klemmt es regelmässig auf der A3 – zeitweise vom A3-Autobahnzubringer Rheinfelden-West bis nach Basel hinein.«Feiertage in Deutschland, wie etwa der Tag der Deutschen Einheit, können für ein erhöhtes Verkehrsaufkommen sorgen», sagt Thomas Rohrbach, Sprecher des Bundesamts für Strassen (Astra).

«Das liegt aber nicht an den Zollabfertigungen der Lkws, die müssen unter anderem an dem Notwarteraum auf der A3 bei Mumpf zwischen den Anschlüssen Eiken und Rheinfelden-Ost halten, sondern entweder am Einkaufstourismus oder dass Deutsche ihren freien Tag in der Schweiz verbracht haben.» Doch nicht nur vor Feiertagen ennet der Grenze gibt es längere Wartezeiten, auch in Richtung Feierabend reiht sich häufiger mal ein Fahrzeug an das nächste.

Auch wenn sich die meisten Autofahrenden wohl schon an die regelmässigen längeren Wartezeiten gewöhnt haben, sägt das erhöhte Verkehrsaufkommen immer mal wieder am Geduldsfaden. «Es nervt ungemein, wenn ich nach einem langen Arbeitstag einfach nur nach Hause will», sagt ein Pendler, der in Basel arbeitet und im deutschen Rheinfelden wohnt. «In der Regel brauche ich eine halbe Stunde, bis ich bei der Arbeit bin, manchmal dauert es länger, manchmal kürzer. Aber wenn ich nach Feierabend noch über eine Stunde im Auto sitzen muss und kaum vorwärtskomme, stresst mich das schon sehr.» Er sehe auch keine Verbesserungen, meint er. «Es wird in Zukunft wohl eher mehr Verkehr geben als weniger.»

Rund 195 gemessene Staustunden

Dass sich das Verkehrsaufkommen seit der Eröffnung der Anlage 2006 erhöht habe, sei dem Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) bewusst, heisst es auf Nachfrage. «Der Zollübergang wurde für rund 600 Lkws pro Tag und etwa 3,5 Millionen Personenwagen pro Jahr konzipiert, aber mittlerweile beträgt das Verkehrsaufkommen ein Vielfaches davon», erklärt Simon Erny, Leiter der Medienstelle. Laut dem Astra fahren rund 28’000 Autos – davon rund 2200 Lastwagen – täglich über den Autobahnzubringer in Richtung Deutschland.

«Im Durchschnitt nutzen täglich mehr Menschen den Zollübergang Rheinfelden als den Gotthard-Tunnel», so Rohrbach. Der Grenzübergang Rheinfelden wurde vor knapp 20 Jahren gebaut, um die Stadt Rheinfelden zu entlasten. Daher sei eine Umfahrung des Staus auch keine Option, erklärt Rohrbach. «Denn dies führt nur zu Stau und Überlastung in den Nebenstrassen.»

Hinzu kämen seit knapp einem Jahr auch die verstärkten Kontrollen der deutschen Behörden, auch das könne punktuell zu Stau führen – genauso wie Unfälle oder Wendemanöver. «Allerdings ist nicht immer genau klar, warum es zu einem Stau kommt», gibt Erny an. Im Jahr 2023 sind in Richtung Deutschland bis zum Grenzübergang rund 195 Staustunden gemessen worden. Im Vergleich dazu stehen ab dem Zoll in Richtung Schweiz rund 15 Staustunden.

Um dem Stau auf der entgegenwirken zu können, wurde vor etwa einem Jahr die Verkehrsführung an der Anschlussstelle Rheinfelden-West angepasst. «Der Pannenstreifen wurde verbreitert und das Verkehrsmanagement schaltet diesen frei, wenn es auf der Autobahn zu Rückstau kommt», berichtet Rohrbach. «Dann können drei Spuren befahren werden.»

Welche Massnahmen sind für die Zukunft geplant?

Für die Zukunft werden bei der Verkehrsführung am Zollübergang Rheinfelden keine Änderungen vorgenommen, erklärt Rohrbach. «Beim Astra läuft derzeit aber ein Projekt zur Umgestaltung des Anschlusses Rheinfelden-West. Aktuell ist es noch in der Planung, soll aber 2025 öffentlich aufgelegt werden.»

Darüber hinaus will auch der Kanton mit verschiedenen Verkehrsmanagement-Massnahmen die Stausituationen auf den Kantonsstrassen im Siedlungsgebiet entschärfen, wie Simone Britschgi vom Aargauer Departement Bau, Verkehr und Umwelt mitteilt. Dazu soll auch die Fahrplanstabilität in der Region verbessert werden, damit Pendlerinnen und Pendler eher auf Bus und Bahn umsteigen, als ins Auto zu steigen.