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In anderen Kantonen findet man sie kaum: Wie gut sind die Aargauer Weine wirklich?

Dass Weine aus dem Aargau nur selten in anderen Regionen getrunken werden, liege nicht an deren Qualität, sagt Weinakademiker Markus Fuchs. Einzelne Premium-Weine fänden durchaus Absatz ausserhalb. Woran liegt es, dass die hiesigen Weine noch wenig bekannt sind?

Der Aargauer Wein werde unterschätzt. Diese Aussage machte vor wenigen Wochen Pascal Furer, Geschäftsführer des Branchenverbands Aargauer Wein. Es ging darum, dass das Wallis den Mindestzuckergehalt seiner Weine zuletzt senken musste,während die Aargauer Weine die Anforderungen durchaus hätten einhalten können. Die Aargauer Blauburgunder-Trauben zum Beispiel seien 2023 süsser gewesen als jene aus dem Wallis. Und auch für 2024 erwartet er einen sehr guten Jahrgang, bei tieferer Menge.

Aargauer Weine findet man aber ausserhalb des Kantons relativ selten, solche aus dem Wallis oder der Waadt hingegen sehr oft. Fehlt dem Aargauer Wein der gute Ruf, um die Aufmerksamkeit von auswärts zu erlangen? Auf Nachfrage beim Branchenverband sagt Weinakademiker und Marketingleiter Markus Fuchs: Der Ruf sei ausgezeichnet. Doch die Ertragsmenge sei, im Verhältnis zur Wohnbevölkerung, relativ klein.

Weinakademiker Markus Fuchs, zuletzt an der Weinmesse im Campussaal Brugg-Windisch.
Bild: Alex Spichale

Mit einer Rebfläche von 385 Hektaren sei der Aargau nach den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Graubünden der viertgrösste Deutschschweizer Weinbaukanton. Doch die Westschweiz übertreffe alle Anbaumengen mit deutlichem Abstand: 3800 Hektaren sind es im Kanton Waadt und 4700 im Wallis. Zwei Drittel der Schweizer Reben wachsen entlang der Rhône und am Genfersee, erklärt Markus Fuchs.

Das Wallis baut also über zwölfmal mehr Weintrauben als der Aargau an, hat aber weniger als die Hälfte der Bevölkerung. Westschweizer Kantone müssten also ihre Weine unweigerlich in anderen Kantonen vermarkten. Auch das Tessin oder Schaffhausen müssen sich darum bemühen. Der Kanton Graubünden auch, könne aber immerhin auf den Tourismus als Absatztreiber für die lokal produzierten Weine zählen.

Renommierte Weine bilden die Ausnahme

Aargauer oder Zürcher Weine hingegen werden vor allem in den eigenen Reihen getrunken. Es gibt aber Ausnahmen: Händler wie Gerstl, Brancaia, Cave oder Nauer vertreiben Aargauer Weine an Private und Restaurants in anderen Kantonen, erklärt Markus Fuchs. Zum Beispiel jene vom Weingut Sternen in Würenlingen, von Tom Litwan in Oberhof oder Adrians Weingut in Oberflachs.

Laut Schätzungen werden nur entweder 2 oder 5 Prozent der Aargauer Weine ausserhalb des Kantons verkauft. Gesicherte statistische Angaben gebe es keine. «Trotzdem lässt sich belegen, dass Aargauer Weine zunehmend auch Geniesserinnen und Geniesser ausserhalb der Kantonsgrenzen finden», so Markus Fuchs. «Zahlreiche Vergleichsdegustationen zeigen, dass die Qualität der Aargauer Weine sehr hoch ist.»

Die Reben vom Badener Stadtwein an der Goldwand in Ennetbaden.
Bild: Alexander Wagner

Analog könnte man, was die Weine betrifft, das Verhältnis des Aargaus zur restlichen Schweiz mit demjenigen der Schweiz zu Europa vergleichen. Die Schweiz könne rund 250 angebaute Rebsorten vorweisen, zeichne sich damit durch eine weltweit betrachtet sehr hohe Sortenvielfalt aus. Doch als kleines Weinbauland mit Reben auf 15’000 Hektaren werde weniger als 2 Prozent der Schweizer Weinproduktion ins Ausland verkauft.

Der Grund sei laut Markus Fuchs weder der Preis noch die Qualität, sondern die niedrige Produktionsmenge im Verhältnis zum hohen Eigenkonsum: Mehr als 60 Prozent des in der Schweiz getrunkenen Weins müsse importiert werden. Grossen Produktionsländern wie Frankreich, Italien und Spanien gehe es derweil wie dem Wallis: Sie müssen exportieren.

Aargauer Weine an der Messe im Campussaal Brugg-Windisch.
Bild: Alex Spichale