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Grosse Enttäuschung: Das vermeintliche Flugzeug von Amelia Earhart erweist sich als Steinhaufen im Meer

US-amerikanische Abenteurer glaubten Anfang des Jahres, den lange verschollenen Flieger der legendären Flugpionierin Amelia Earhart am Meeresgrund entdeckt zu haben. Eine zweite Expedition brachte eine herbe Enttäuschung.

Anfang des Jahres war die Hoffnung gross, dass das Rätsel um die seit 1937 vermisste Flugpionierin Amelia Earhart endlich aufgeklärt werden könnte. Nach einer Expedition im Pazifik präsentierten Experten der US-amerikanischen Firma Deep Sea Vision (DSV) Sonarbilder, die ein «flugzeugförmiges Objekt» am Meeresgrund zeigten. Eine zweite Expedition brachte nun jedoch zutage, dass es sich bei dem Objekt überhaupt nicht um ein Flugzeug, sondern lediglich um einen Haufen Steine handelt.

«Nach elf Monaten hat das Warten endlich ein Ende», schrieben die Experten in einem Post auf Instagram. Leider habe es sich bei dem Fund nicht um Amelia Earharts Electra gehandelt. Gleichzeitig versprach das Team, die Suche fortzusetzen – man habe schon wieder weitere 7700 Quadratmeilen angepeilt.

Diese Sonarbilder weckten grosse Hoffnungen beim Expeditionsteam.
Bild: Deep Sea Vision

Die tatsächliche Entdeckung des Flugzeugs wäre eine bemerkenswerte Leistung gewesen. Denn nach dem verschollenen Flieger wird seit Jahrzehnten gesucht – in den Tiefen des weiten Pazifiks eine schier unmögliche Aufgabe, die dem Suchen einer Stecknadel im Heuhaufen gleicht.

Raffiniert geformte Felsen

Amelia Earhart – die erste Frau, die über den Atlantik flog – wollte 1937 die Welt am Äquator umrunden. Fast hätte die Flugpionierin dies auch geschafft, doch dann verschwand ihr Flugzeug auf dem Teilstück vom heutigen Papua-Neuguinea zur Howlandinsel über dem Pazifik. Eine gross angelegte Suchaktion blieb erfolglos. Das Verschwinden der US-amerikanischen Pilotin vor 87 Jahren ist bis heute eines der grössten Rätsel in der Geschichte der Luftfahrt. In den vergangenen Jahrzehnten sind unzählige Theorien über ihr Schicksal aufgetaucht, die allesamt nicht wirklich eine Klärung brachten.

Als das Team westlich von Earharts geplantem Landepunkt Howland Island auf ein vermeintliches Flugzeugwrack im Pazifik stieß – in fast 4900 Metern Tiefe – war dies Anfang des Jahres eine kleine Sensation. Die Sonarbilder, die das Expertenteam damals auf Instagram veröffentlichte, vermittelten den Eindruck, es handele sich um die Konturen und die Grösse eines Flugzeugs. Dass es sich nur um eine Felsformation handelte, konnten die Forschenden damals nicht erahnen.

Vergessen, den Kalender anzupassen?

DSV, ein Unternehmen für Meeresrobotik, das der ehemalige US-Air-Force-Pilot Tony Romeo leitet, hat bei seiner Suche eine der zahlreichen Theorien verfolgt, die sich um das vermisste Flugzeug und seine legendäre Pilotin ranken. So arbeitete das Team mit der sogenannten «Date-Line-Theorie», die ursprünglich im Jahr 2010 von Liz Smith, einer ehemaligen NASA-Mitarbeiterin und Amateurpilotin, aufgestellt wurde.

Smith glaubt, dass Earharts Verschwinden sich darauf zurückführen lässt, dass Earhart und ihr Navigator Fred Noonan einfach vergessen haben, den Kalender anzupassen und das Datum nicht vom 3. Juli auf den 2. Juli zurückgestellt haben, als sie über die internationale Datumsgrenze geflogen sind. Smith vermutete, dass Noonan seine Himmelsnavigation daraufhin falsch berechnete. Dies führte zu einem Navigationsfehler von rund 60 Meilen (fast 97 Kilometern) in westlicher Richtung.

Tony Romeo, CEO von DSV, und sein Bruder Lloyd Romeo glaubten an diese Theorie und begannen, tiefer in die von Smith dargelegte Himmelsmathematik einzutauchen. Die Romeos kamen zu dem Schluss, dass es durchaus plausibel sein könnte, dass Earharts Navigator Fred Noonan nach 17 Stunden anstrengendem Flug einen solchen Fehler gemacht haben könnte. Deswegen fokussierten sie sich auf das Gebiet, das dadurch infrage kam und bisher noch nie untersucht worden war.

«Wie ein Zehnjähriger auf Schatzsuche»

Um Earharts Lockheed Electra zu finden, hatte das DSV-Team über 90 Tage hinweg fast 13’500 Quadratkilometer Meeresgrund im Pazifik abgesucht. Dabei arbeiteten sie mit einem autonomen Unterwasserfahrzeug – Hugin 6000 genannt – das das Team in einer Presseerklärung als seine «Geheimwaffe» bezeichnete. Insgesamt investierte Romeo elf Millionen US-Dollar in die Suche nach Earharts Flugzeug, eine Summe, die er durch den Verkauf seiner Gewerbeimmobilien finanziert hat, wie er dem «Wall Street Journal» damals sagte. «Das ist vielleicht das Aufregendste, was ich jemals in meinem Leben tun werde», sagte er dem US-Medium. «Ich fühle mich wie ein Zehnjähriger, der auf Schatzsuche geht.»

Zahlreiche Theorien ranken sich um Earharts Verschwinden

Dass sich das vermeintliche Flugzeug nun als Felsformation herausstellte, muss für Romeo eine herbe Enttäuschung gewesen sein. Der Abenteurer ist nicht der erste, den die Suche nach Earhart und ihrem Flugzeug völlig in den Bann gezogen hat. Über die Jahre wurden bereits die verschiedensten Theorien gesponnen.

Manche glaubten, Earhart stürzte ins Meer, andere, dass sie von den Japanern entführt wurde. Die «Internationale Organisation zur Bergung historischer Flugzeuge» (Tighar) hielt es für sehr wahrscheinlich, dass Earhart auf der Insel Nikumaroro, die einst Gardner Island hiess, notgelandet ist.

Auf dem Atoll zwischen Hawaii und Australien, das heute zum pazifischen Inselstaat Kiribati gehört und rund 650 Kilometer von dem eigentlich von Earhart anvisierten Ziel Howland Island entfernt ist, könnten die Pilotin und ihr Navigator Fred Noonan eine Weile überlebt haben – so die Tighar-Theorie. Alte Funksprüche, die möglicherweise von Earhart stammten, deuteten ihrer Meinung nach darauf hin. Ob die beiden dort letztendlich verhungerten und von den riesigen Kokosnusskrabben verspeist wurden oder ein anderes Schicksal erlitten, blieb Spekulation.