Nullrunde für Mitarbeitende von KSA und KSB – Gewerkschaft reagiert entsetzt
Die Kantonsspitäler Aarau (KSA) und Baden (KSB) geben ihren Mitarbeitenenden für 2025 keinen Teuerungsausgleich. Sie sehen sich «aufgrund der finanziell angespannten Lage und wirtschaftlichen schwierigen Rahmenbedingungen» ausserstande dazu, schreiben sie in einer gemeinsamen Mitteilung den Psychiatrischen Diensten Aargau (PDAG). Diese erhöhen dagegen die Lohnsumme um 1,1 Prozent. Die PDAG mit der Psychiatrischen Klinik in Windisch gelten als drittes Kantonsspital. Alle drei Spitäler gehören zwar dem Kanton, werden aber als selbstständige Aktiengesellschaften geführt. Das KSA zählt 4600 Mitarbeitende, das KSB 3500 und die PDAG 2500.
Die Lohnerhöhungen seien grundsätzlich gerechtfertigt, schreiben KSA, KSB und PDAG in ihrer Mitteilung. Sie bedauern, dass der finanzielle Spielraum dafür nicht respektive erneut nur eingeschränkt gegeben sei.
Als Gründe für die angespannte finanzielle Lage nennen das KSA und das KSB die Inflation sowie «die unzureichenden Tarifanpassungen». Die Spitäler kündigen an, ihre angestrebten Gewinnmargen in diesem Jahr nicht zu erreichen. Ohne baldige Anpassungen der Vergütungen – damit ist eine Erhöhung gemeint – würde das Risiko von Sonderabschreibungen und Liquiditätskrisen weiter ansteigen.
Tiefe Gewinnmargen bei KSA und KSB
Akutspitäler in der ganzen Schweiz stünden unter Druck. Der Reingewinn im Schweizer Median liege bei -1,7 Prozent. Im Vorjahr lag bei bei 0,0 Prozent. Akutspitäler streben bei der Ebitda-Marge 10 Prozent an. Dieses Jahr läge sie im Median bei 2,6 Prozent. Im Vorjahr waren es 4,6 Prozent. Die Finanzierungsprobleme im Schweizer Gesundheitswesen seien tiefgreifend. Ohne eine Verbesserung der Rahmenbedingungen – dazu gehören Änderungen bei den Tarifen – wären auch in den nächsten Jahren Lohnrunden mit vollem Teuerungsausgleich nicht finanzierbar.
Die PDAG rechnen für 2024 und 2025 mit einer Marge von rund 8 Prozent. Dies ermögliche die Erhöhung der Lohnsumme um jene 1,1 Prozent. Sie setzt sich aus einem generellen Teuerungsausgleich von 0,6 Prozent sowie einer Erhöhung der Zulagen für Pikett-, Nacht- und Wochenenddienste von 0,5 Prozent zusammen. Zusätzlich zahlt die PDAG ab 2025 Pauschalen für kurzfristige Einsätze.
Der Aargauer Regierungsrat will dagegen den Lohn des kantonalen Personals um 1,4 Prozent erhöhen. Die Grossratskommission hat sich letzte Wochefür 1,2 Prozent ausgesprochen, was in der Summe 3,7 Millionen Franken weniger entspräche. Das letzte Wort hat der Grosse Rat im Rahmen der Budgetdebatte. Diese steht am Dienstag an.
Gewerkschaften bemängeln fehlende Wertschätzung
Ganz anders klingt es bei den Verbänden der Arbeitnehmenden. Sie seien «entsetzt über das Scheitern der Lohnverhandlungen mit den Aargauer Kantonsspitälern», teilen sie mit. Es sei inakzeptabel, dass die Spitäler die dringend notwendige Lohnerhöhung für ihre Mitarbeitenden ablehne. «Statt Verantwortung zu übernehmen, zeigen die Spitalleitungen mit der gescheiterten Lohnverhandlung keinerlei Bereitschaft, den Mitarbeitenden die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie verdienen.»
Die Spitalleitungen sollten die Ersten sein, die sich für ihre Angestellten einsetzen. Diese würden unter einem enormem Druck arbeiten, ständig über ihre Belastungsgrenzen hinausgehen und das Spital am Laufen halten. Stattdessen liege ihr Fokus darin, «ihre Bilanzen zu schonen», äussert die Gewerkschaft VPOD Aargau/Solothurn einen weiteren Vorwurf. Die Gewerkschaft appelliert an die soziale Verantwortung des Kantons als Eigentümer und fordert von ihm Massnahmen. «Die Spitalleitungen und der Kanton dürfen die Mitarbeitenden nicht weiter im Stich lassen», wird Dariyusch Pour Mohsen, Regionalleiter des VPOD Aargau/Solothurn, in der Mitteilung zitiert.