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Keine sozialen Medien für unter 16-Jährige: Australien will dem Übel den Riegel vorschieben

Frankreich verkündete Anfang Jahr, man wolle die sozialen Medien erst ab 13 Jahren zulassen – nun plant Australien noch drastischere Regulierungen. Doch die Umsetzung ist auch hier unklar.

Immer öfter treten Politiker weltweit an die Öffentlichkeit und verkünden, etwas gegen die negativen Auswirkungen des Internetkonsums auf die Jugendlichen unternehmen zu wollen. Australien plant die bisher strengsten Einschränkungen. Ausserdem sollen Anbieter künftig dazu verpflichtet werden, Risiken zu analysieren und dagegen vorzugehen. Pläne für entsprechende Gesetze hat die sozialdemokratische Regierung in Canberra vorgestellt. Anbieter von Onlinediensten sollen einer Sorgfaltspflicht unterworfen werden und künftig laufend Risiken für Nutzer bewerten und danach «angemessene Schritte zur Vermeidung von Schäden unternehmen».

Laut Premierminister Anthony Albanese würden die sozialen Medien jungen Menschen mehr Nachteile als Vorteile bringen. «Dem werde ich jetzt ein Ende setzen», so der Regierungschef. Gespräche mit unzähligen Eltern hätten ihm gezeigt, dass diese ebenso um die Kinder besorgt seien wie er. Deswegen soll der Zugang zu Diensten wie Instagram, Tiktok und Facebook künftig nur noch über 16-Jährigen erlaubt werden.

Experten würden der Altersbegrenzung mehrheitlich zustimmen, sagt Faith Gordon, Rechtsprofessorin an der australischen Nationaluniversität ANU und Spezialistin für das Onlineverhalten von Jugendlichen. Soziale Medien hätten zwar «viele Vorteile, auch für junge Menschen», aber es gäbe auch signifikante Bedrohungen. Inzwischen würden Psychologinnen und Psychologen Jugendliche betreuen, die süchtig danach sind.

Technologie für Altersüberprüfung fehlt

In jüngster Zeit haben Meldungen über die Gefahren der Onlinewelt die australische Öffentlichkeit schockiert: sei es sexuelle Belästigung, Mobbing oder sogar das Drängen in den Selbstmord durch vermeintliche Freunde. Entsprechend gross ist in der Bevölkerung die Zustimmung zu einer Altersgrenze.

Allerdings ist bisher nicht klar, wie eine solche Vorschrift technisch durchgesetzt und kontrolliert werden kann. Selbst die Regierung gibt zu, es gebe noch kein verlässliches System der Altersprüfung im Internet. Entsprechende Technologien würden gegenwärtig geprüft. Experten sprechen unter anderem von der Option des Scannens des Gesichts durch eine Kamera am Computer und von der Altersbestätigung an einem Bankschalter.

Laut Albanese würden weder die Eltern noch die Kinder zur Rechenschaft gezogen werden, sollte ein Minderjähriger trotz Verbot ein Konto eröffnen können. Es zu verhindern, müsse allein die Verantwortung der Onlineanbieter sein. Eltern, die von ihren Kindern gedrängt werden, bei Instagram oder Tiktok ein Konto zu haben, könnten die Bitte künftig mit einem Hinweis auf die Gesetze abschlagen.

Negative Folgen könnte das Jugendverbot für die LGBTQ-Bewegung haben. Wissenschafterin Gordon sagt: «Die meisten Mitglieder solcher Randgruppen finden ihre Zugehörigkeit zur Gemeinschaft einzig in Onlinegruppen.» Das gelte besonders für Jugendliche, die auf dem Land leben, wo es oft an entsprechenden sozialen Angeboten fehle. Wenn Jugendliche «von spezifischen Informationen abgeschnitten würden oder die Möglichkeit verlieren, sich mit anderen auszutauschen», sei das ein Problem.