Sie sind hier: Home > Mode > Lisa Mazzone glückt eine Sternstunde – was hat Angela Merkel damit zu tun?

Lisa Mazzone glückt eine Sternstunde – was hat Angela Merkel damit zu tun?

Die Grünen-Präsidentin Lisa Mazzone ist die optische Gewinnerin des Abstimmungswochenendes. Ihr pinker Blazer hat sie zur Siegerin gemacht. Setzt die Politikerin auf das deutsche Merkel-Syndrom?

Sieg für die Farbe Rosa! Sieg für eine Grüne, die begriffen hat, dass die Zeit reif ist, Farbe zu bekennen. Lisa Mazzone und ihr heute bereits legendärer pinker Blazer sind die Abräumerinnen des Abstimmungswochenendes.

Kein Foto, das den organisierten Jubel am Sonntag einfing, wird länger in Erinnerung bleiben als dieses: Die grüne Parteipräsidentin, die Arme in die Höhe gerissen, erleichtert über das Volks-Nein zum Autobahnausbau, macht ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf dem Bild zu gräulichen Statisten.

In ihrem rosa Blazer inmitten eines Kulissenpersonals ragt keine so sehr heraus wie sie. Mazzone überstrahlt alle, denn Mazzone trägt die selbstbewusste Variante von Rosa, das blaustichige Pink. Die Lady in Pink ist der Kopf des Tages. SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer, die sich, so scheint es, im letzten Moment vor die Kamera schlich, spielt neben der jubelnden Siegerin unverkennbar die Rolle der grauen Maus.

Rosa heisst seit Sonntag: «Go for it!»

Die Politikerin hat die Aufmerksamkeit, die ihr zuteil wird, allein ihrer Kleiderwahl zu verdanken. Falls sich in den nächsten Tagen und Wochen junge Frauen in rosa Hosen, rosa Bluse, rosa Jacken ins Büro aufmachen, spielt der Mazzone-Effekt. Rosa heisst seit Sonntag: «Go for it!»

Mazzone hat kapiert: Wer schwarz trägt, vermittelt zwar den Eindruck, ein abgeklärter, analytischer Kopf zu sein. Ein existenzialistischer schwarzer Rolli galt lange Zeit als Uniform der Architekten und Designerinnen. Wer allerdings betonen will, dass seine Persönlichkeit unkonventionell sei, dass seine Politik in eine strahlende Zukunft führt, der vermittelt das in ungezügeltem Bunt.

Interessanterweise haben das die Männer bereits für sich entdeckt. Hollywood-Stars wie Brad Pitt, Daniel Craig, Sänger Harry Styles zeigen sich in der Öffentlichkeit gerne in Pink, zumal in Anwesenheit von Fotografen. Das lässt sie cool wirken, interessant, unabhängig und geheimnisvoll, weil offensichtlich genderfluid.

Mazzone hat bei Merkel und bei «Barbie» gelernt

Pink tragende Frauen hatten es bislang deutlich schwerer, kreditwürdig zu sein. Stand doch Rosa seit je für all jene Stereotypen und Klischees, für Persönlichkeitsmerkmale und genetische Zuschreibungen, die man als Frau hinter sich lassen wollte. Mit der Farbe Rosa verband man Aspekte von Fürsorge, Romantik, Weichheit und vorherrschendem Zartgefühl. Die Farbe Rot verkörpert Aggression; doch wer Rot und Weiss zum Farbton Rosa abmischt, nimmt sich den Biss und zeigt seinen Willen zur versöhnlichen Harmonie.

Mazzone hat sich den Slogan der feministischen «Barbie» zu eigenen gemacht. «Feel the Glamour in Pink!» sang die und deutete die Farbe Rosa zur feministischen Kampfansage um. Greta Gerwigs Film und, natürlich, der ehemalige Bundes-Blazer von Angela Merkel sind Mazzones Vorbilder.

Die Deutsche trug ihre Berufsuniform farblich variabel und abgestimmt je nach Anlass: Dunkelblau bis Hellschwarz bei ernsten Terminen. Auch Hoffnungsgrün dann und wann; lieber und weit öfter griff sie allerdings zu ambivalenten Farben wie Senf. Wenn Festtage zu moderieren waren, bevorzugte die Kanzlerin symbolschwere Goldtöne, Unschuldsweiss oder kräftiges Silber.

Es wäre ein Ding und nicht laut genug zu beklatschen, wenn Mazzone inskünftig in Merkels Fussstapfen tritt. Zumindest in puncto Symbol-Blazer: Das bundesrätliche Mausgrau gehört in den Schrank, die Schweiz braucht mehr Farben.