«Wären Ihre Eltern stolz auf Sie?» Junger Algerier zog als «Fälleler» durch Eiken – und stand jetzt vor Gericht
Ein damals 22-jähriger Algerier kam im März 2023 nicht mit guten Absichten ins Fricktal. Es war wahrscheinlich schon nachts, als der junge Mann, der in einem Baselbieter Asylwohnheim lebt, zusammen mit einem Freund versuchte, Wertgegenstände aus einem Auto zu stehlen. Trotz eingeschlagenem Seitenfenster konnte nichts entwendet werden.
In der gleichen Nacht hatten es die beiden Freunde ausserdem auf eine Garage und darin gelagerte wertvolle Gegenstände abgesehen. Wegen technischer Umstände liess sich das Garagentor aber nicht öffnen.
Die Vorfälle, die sich beide in Eiken abgespielt haben und versuchten Diebstahl, Sachbeschädigung sowie versuchten Hausfriedensbruch beinhalten, beförderten den jungen Mann am Dienstag vor das Bezirksgericht Laufenburg. Dabei stritt der hagere Algerier im Traineranzug und mit Crocs an den Füssen sämtliche Beteiligung an den Vorfällen ab.
Gerichtspräsident Beat Ackle wollte von ihm wissen, was er und sein Freund in dieser Nacht in Eiken gemacht hätten. «Wir wollten eine Freundin besuchen und waren zu Fuss unterwegs», begründete der Algerier. Die Freundin würde in der Nähe von Zürich leben. Ob ihm bei der Anreise mit dem Zug denn nicht aufgefallen sei, dass Eiken schon rein von der Grösse her nicht mit Zürich vergleichbar sei, fragte Ackle den Beschuldigten. «Es war Nacht, ich war betrunken, ich weiss es nicht», meinte der Algerier.
Weitere Vorfälle in Baselland, Basel-Stadt und Solothurn
Das Gericht behandelte in der Verhandlung auch weitere Straftaten, die dem Beschuldigten in der Anklageschrift zur Last gelegt wurden. So hat er einen Tag vor seinem Ausflug ins Fricktal in Basel zwei Gramm Haschisch geraucht und zwei Tage später in Breitenbach SO nachts einen Lieferwagen nach Wertgegenständen durchsucht. Im Mai dieses Jahres verpasste er zudem in Allschwil BL dem Seitenspiegel eines Autos einen Fusstritt, sodass dieser abfiel.
Den Betäubungsmittelkonsum sowie die Sachbeschädigung am Autospiegel gab der Algerier zu. Warum er das gemacht habe, möchte Ackle wissen. «Ich hatte Streit mit einer Freundin, ich war verärgert und betrunken», sagte der Algerier.
«Wären Ihre Eltern stolz auf Sie, wenn sie wüssten, dass Sie in der Schweiz im Gefängnis sitzen?», möchte der Gerichtspräsident wissen. «Nein», gab sich der junge Mann wortkarg. Der heute 24-Jährige sitzt derzeit eine Haftstrafe in Basel ab wegen eines früheren Vergehens und wurde daher in Handschellen von zwei Angehörigen der Polizei zum Gericht gebracht. Auf Nachfrage von Ackle gab der junge Mann an, dass weder Mutter noch Vater wüssten, dass er im Gefängnis sei – aber nur, weil es gemäss seiner Aussage im Basler Gefängnis kein Telefon gebe.
Zwei alte Geldstrafen werden widerrufen
Wenn es nach dem Verteidiger der Algeriers gegangen wäre, so wäre seine Zeit im Gefängnis wohl schon bald vorbei. Denn er forderte Freisprüche – mit Ausnahme des Haschischkonsums und der Sachbeschädigung, die der Beschuldigte zugab. «Dass es im Fricktal von ‹Fällelern› wimmelt, ist nichts Neues», so der Verteidiger. «Daraus zu schliessen, dass das alle Asylbewerber machen, greift aber zu kurz.»
Das Gericht folgte bei seinem Urteil der Forderung des Verteidigers nicht. Der junge Algerier wird zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Zudem muss er eine Busse von 100 Franken bezahlen, zwei alte Geldstrafen werden widerrufen. Auch die Anklagegebühr geht zu seinen Lasten. Zudem wird der 24-Jährige für fünf Jahre des Landes verwiesen. Er müsse die Schweiz aber ohnehin verlassen, weil sein Asylantrag abgewiesen worden sei. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.