Stars, Schweizer Hoffnungen und kuriose Talente: Alles, was Sie zur Heim-EM wissen müssen
Die Vorfreude auf die Handball-EM der Frauen im eigenen Land wird immer grösser, besonders nach den jüngsten Leistungen der Schweizerinnen. Bevor das Turnier am Donnerstag startet, beantworten wir die wichtigsten Fragen.
I. Allgemeine Informationen
Wie lange dauert die EM?
Etwas mehr als zwei Wochen. Eröffnet wird sie am Donnerstag, das erste Spiel der Schweizerinnen ist am Freitag. Enden wird das Turnier dann am 15. Dezember.
Wo wird gespielt?
Gespielt wird in der Basler St. Jakobshalle, in Innsbruck, in Wien und im ungarischen Debrecen.
Wie ist der Modus?
Gespielt wird in sechs Vierergruppen. Die besten zwei Teams pro Gruppe ziehen in die Hauptrunde ein. Die besten beiden Teams der beiden Hauptrunden-Gruppe schaffen es in den Halbfinal.
II. Die Schweiz im Turnier
Wer sind die Schweizer Gruppengegnerinnen?
Der grosse Favorit auf den 1. Platz in der Gruppe ist Dänemark. Die Skandinavierinnen dürften am Ende auch um eine Medaille spielen. Ebenfalls mit der Schweiz in der Gruppe ist Kroatien, gegen das man sich seitens der Gastgeberinnen Chancen ausrechnet, auch wenn man von den sechs bisherigen Direktduellen noch keines gewinnen konnte. Immerhin spielte man beim letzten Aufeinandertreffen – an der EM 2022 – Remis. Und dann sind da noch die Färöer Inseln, der Auftaktgegner. Gegen den Inselstaat darf ein Schweizer Sieg erwartet werden.
Wann spielt die Schweiz und wer überträgt die Spiele?
Die Schweiz absolviert ihre Gruppenspiele in Basel. SRF überträgt die Schweizer Spiele sowie den Final.
Freitag, 29. November, 18.00 Uhr: Schweiz – Färöer Inseln
Sonntag, 1. Dezember, 18.00 Uhr: Schweiz – Dänemark
Dienstag, 3. Dezember, 20.30 Uhr: Schweiz – Kroatien
Sind die Spiele der Schweizerinnen ausverkauft?
Fast. Für den Freitag und den Sonntag sind nur noch wenige Tickets verfügbar. Mehr Tickets gibt es noch für das Duell gegen Kroatien am Dienstag.
Welche Teams spielen auch noch in Basel?
Die «Schweizer» Gruppe D trägt ihre Spiele in Basel aus. Ebenso in der Rheinstadt ist die Gruppe C, in der die französischen Weltmeisterinnen sind. Dazu kommen Spanien, Portugal und Polen.
III. Chancen und Ziele der Schweizer Mannschaft
Wer sind die Favoritinnen?
Norwegen und Frankreich. Norwegen ist EM-Titelverteidiger sowie Olympiasieger und Frankreich amtierender Weltmeister. Zum erweiterten Favoritenkreis gehören die Niederlande, Schweden und Dänemark.
Kann die Schweiz den EM-Titel gewinnen?
Nein. Das sagt sogar Captain Kerstin Kündig. Gegenüber SRF scherzte sie Ende September: «Ich habe meinem Vereinstrainer gesagt, dass ich nicht mehr zurückkomme, wenn wir die EM gewinnen. Dann würde ich am schönsten Punkt meiner Karriere die Handballschuhe an den Nagel hängen.» Kündig schob, ganz ernsthaft, nach: «Das grosse Ziel ist, eine Runde weiterzukommen.» Das Weiterkommen in die Hauptrunde wäre ein grosser Erfolg für das Team.
Wie gut ist die Schweiz in Form?
Nach der Carpati-Trophy in Rumänien Ende Oktober, an der die Schweiz gegen die Türkei, gegen Nordmazedonien und vor allem gegen Rumänien gewonnen hat, darf man konstatieren: sehr gut. Die beiden Testspielsiege gegen Island von vergangener Woche bestätigen diesen Eindruck.
Wie sieht die bisherige EM-Bilanz der Schweizer Handballerinnen aus?
Nicht gut. Erst 2022 feierte man überhaupt die Premiere. Dabei verkaufte man sich aber in der Gruppe mit Norwegen, Ungarn und Kroatien phasenweise teuer. Dennoch gab es gegen Ungarn und Norwegen keine Punkte, gegen Kroatien holte man ein 26:26. Dennoch musste die Schweiz nach der Gruppenphase nach Hause reisen.
IV. Das Schweizer Team im Detail
Wie sieht das Kader der Schweiz aus?
Tor:Lea Schüpbach (Metzingen, DE), Manuela Brütsch (LC Brühl), Seraina Kuratli (GC Amicitia Zürich).
Flügel links:Alessia Riner (Neckarsulm, DE), Era Baumann (GC Amicitia Zürich)
Rückraum links:Daphne Gautschi (Plan-du-Cuques, FRA), Charlotte Kähr (Buxtehude, DE).
Rückraum Mitte:Kerstin Kündig (Thüringen, DE), Chantal Wick (GC Amicitia Zürich), Norma Goldmann (Kristianstad, SWE), Nuria Bucher (Spono Eagles), Laurentia Wolff (LC Brühl).
Rückraum rechts:Emma Bächtiger (LK Zug), Malin Altherr (LC Brühl).
Flügel rechts:Mia Emmenegger (Vipers Kristiansand, NOR).
Kreis:Tabea Schmid (Kopenhagen, DK), Nora Snedkerud (Spono Eagles), Lisa Frey (HSG Blomberg-Lippe, DE).
Welches sind die wichtigsten Schweizer Spielerinnen?
Captain Kerstin Kündig ist als Regisseurin die prägende Figur im Angriff, nicht zuletzt im Zusammenspiel mit Kreisläuferin Tabea Schmid. Dazu ist die von einem Kreuzbandriss genesene Torhüterin Lea Schüpbach ein wichtiger Faktor. Und zuletzt ist Mia Emmenegger am rechten Flügel für gewöhnlich treffsicher. Sie spielt seit diesem Sommer beim Champions-League-Sieger von 2023, den Vipers Kristiansand, in Norwegen und kommt dort regelmässig zum Einsatz.
Was ist speziell am Schweizer Team?
Torhüterin Manuela Brütsch ist mittlerweile 40 Jahre alt. Damit ist sie teilweise mehr als doppelt so alt wie ihre Teamkolleginnen. Als sie ihr erstes Länderspiel bestritt (2004), waren fünf Akteurinnen des aktuellen Kaders noch nicht einmal auf der Welt. Nach dieser Saison wird Brütsch ihre Karriere aber beenden.
Lisa Frey, 29, gehört zu den erfahrensten Nationalspielerinnen. Sie hat beinahe 100 Länderspiele bestritten, einige von ihnen sogar an der Seite ihrer beiden Schwestern Rahel und Noëlle. Auch im Klub spielten sie zusammen, beim TV Zofingen. Wer dieser Tage die Schweizer Spiele bei SRF verfolgt, der wird Handball-Expertin Noëlle Striffeler hören. So heisst die 32-Jährige seit ihrer Heirat mit Ex-Nationalspieler Valentin Striffeler.
Talente können vielseitig sein. Kochen, Turnen, Mathematik, Handball oder was auch immer. Ein besonderes Talent scheint auch Malin Altherr zu haben. Sie könne Wörter im Nu auch rückwärts sagen und beeindruckt so regelmässig Leute.
Chantal Wick ist derweil ebenfalls talentiert, und zwar in Sachen Pünktlichkeit. Sie komme immer erst auf die allerletzte Minute zu den Treffpunkten, weiss eine Insiderin. Ob das jetzt Glück oder Können ist, lassen wir an dieser Stelle offen.
Und schliesslich war Mia Emmenegger auf einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Ihr Klub, die Vipers Kristiansand, musste im Oktober Insolvenz anmelden. Aber schon einen halben Tag später hiess es, dass Aktionäre den Verein gekauft haben und den Spielbetrieb aufrechterhalten können. Emmenegger sagte, alles sei «sehr wild» gewesen.
Wer ist Trainer der Schweizerinnen?
Seit August 2023 ist Knut Ove Joa der Trainer der Schweizer Frauen-Nati. Er ist 48 Jahre alt und stammt aus Norwegen. Zuvor war er beim norwegischen Handballverband verantwortlich für Trainerausbildungen. Er gilt als Ruhepol, der aber auch einmal lauter werden könne, wenn es sein müsse.
V. Geld und Stars
Können die Spielerinnen vom Handball leben?
Jene Schweizerinnen, die im Ausland spielen, können davon leben. Einige von ihnen arbeiten nebenher dennoch in einem Teilpensum. Die Spielerinnen, die in der Schweiz engagiert sind, bekommen Spesen und können nicht vom Handball leben. Gleichwohl absolvieren sie bis zu sieben Trainings wöchentlich.
Welches sind die Starspielerinnen?
Zu den grössten Stars an diesen Europameisterschaften zählen Estelle Nze Minko (Frankreich, 33 Jahre, Rückraum) und Henny Reistad (Norwegen, 25, Rückraum) sowie auch Katrine Lunde (Norwegen, 44, Tor) und Nathalie Hagmann (Schweden, 33, Flügel).
Welche Stars fehlen?
Es fehlen einige, darunter die beiden norwegischen Leistungsträgerinnen Nora Mork und Veronica Kristiansen. Beide sind schwanger.