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Bürgerkrieg in Syrien: Russische Armee fliegt erstmals seit 2016 Angriffe auf Aleppo

Innerhalb weniger Stunden bringen Rebellen grosse Teile der syrischen Millionenstadt Aleppo unter ihre Kontrolle. Um sie stoppen, greift Russland ein - ein langjähriger Verbündeter Syriens.

Um den Vormarsch von Rebellen in Aleppo zu verhindern, haben russische Kampfflugzeuge Aktivisten zufolge in der Nacht zum ersten Mal seit 2016 wieder Ziele in der syrischen Millionenstadt angegriffen. Syriens Verbündeter Russland habe ein Viertel im Westen der Stadt angegriffen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die Rebellen hätten mittlerweile grosse Teile Aleppos unter ihre Kontrolle gebracht. Sie kontrollierten dort nun auch Regierungsgebäude und Gefängnisse, berichtete die Beobachtungsstelle. Die Organisation mit Sitz in Grossbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netz aus Informanten vor Ort.

Regierungstruppen haben sich demnach in einen Vorort der Stadt zurückgezogen. Auch der Gouverneur und Polizeipersonal hätten das Stadtzentrum verlassen, hiess es.

Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten des Landes überraschend grosse Gebietsgewinne erzielt. Vor dem Eindringen in Aleppo hatten die Rebellen bereits Dutzende Orte in der Umgebung von Idlib und westlich von Aleppo unter ihr Kontrolle gebracht.

Bei den Gefechten wurden den Aktivisten zufolge bisher 301 Menschen getötet. Darunter seien auch 28 Zivilisten gewesen.

Gefechtslärm und Explosionen

Am Freitag erreichten die Gefechte den Stadtrand der Millionenmetropole Aleppo. Augenzeugen zufolge waren in der Stadt Gefechtslärm und Explosionen zu hören. Im westlichen Teil der Stadt wurden Rebellen auf Fahrzeugen beobachtet. Die syrische Staatsagentur Sana meldete, es habe Festnahmen von Terroristen gegeben, die sich in Aleppo gefilmt hätten, um den Eindruck zu erwecken, sie seien in Kontrolle.

Videos, die auf sozialen Medien kursierten, und angeblich Rebellen in verschiedenen Teilen der Stadt und öffentlichen Gebäuden zeigten, zeichneten jedoch ein anderes Bild. Nach Augenzeugenberichten verliessen die Regierungstruppen teilweise ihre Stellungen.

Berichten zufolge zieht die Regierung Truppen im Osten der Stadt für einen Gegenschlag zusammen. Sollte Aleppo dauerhaft an die Aufständischen fallen, wäre das ein herber Schlag für Präsident Baschar al-Assad, der seine Macht mit Hilfe russischer und iranischer Unterstützung in den vergangenen Jahren wieder festigen konnte.

Tausende Menschen bereits auf der Flucht

HTS-Anführer Abu Mohammed al-Dscholani wies seine Kämpfer einer Mitteilung zufolge an, keine Zerstörung in der Stadt anzurichten und Zivilisten keinen Schaden zuzufügen. Nach Angaben eines dpa-Reporters vor Ort sind bereits Tausende Menschen auf der Flucht in ländliche Gebiete oder andere Städte. Die Rebellenallianz verhängte nach eigenen Angaben eine Ausgangssperre in der Stadt bis 8 Uhr morgens am Samstag.

Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft und wurde schwer verwüstet. 2016 wurden die Aufständischen vom syrischen Militär und seinen Verbündeten gewaltsam aus dem östlichen Teil der Stadt vertrieben. Die Schlacht um Aleppo galt als eine der schlimmsten in dem seit 2011 andauerndem Bürgerkrieg in Syrien.

Russland hatte 2015 in den syrischen Bürgerkrieg eingegriffen und trug mit seiner überlegenen Luftwaffe dazu bei, dass Präsident Baschar al-Assad seine wankende Machtstellung wieder festigen konnte. Inzwischen kontrolliert seine Regierung wieder zwei Drittel des Landes. Wegen des Ukraine-Kriegs verringerte Moskau aber ab 2022 seine Truppenpräsenz in Syrien. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht.(dpa)