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Brutaler Angriff auf Ambri-Fans: Polizei verhaftet 17 Personen – es geht auch um  versuchte Tötung

Ultras des FC Lugano sollen einen am Boden liegenden Fan des HC Ambri-Piotta gegen den Kopf getreten haben. Jetzt hat die Tessiner Polizei 17 Personen verhaftet.

Sie benutzen auch andere Sportveranstaltungen, um Unruhe zu stiften. Ultras des FC Lugano haben am 11. Oktober das Hockeyderby zwischen Ambri und Lugano (2:1 für das Heimteam) besucht und nach der Partie Jagd auf Ambri-Fans gemacht. Sie seien zu einer eigentlichen Bestrafungsexpedition aufgebrochen, berichtete das Radio und Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz (RSI). Die Ultras organisierten sich in Chats, verfolgten Ambri-Anhänger mit dem Auto und hielten zuerst in Bars in Tesserete und Taverne Ausschau nach ihnen. Fündig wurden sie schliesslich in der Nähe des Bahnhofs von Rivera. Um 1:30 gingen die Ultras brutal auf Ambri-Fans los. Rund 20 Personen waren in den Vorfall verwickelt. Als die Polizei auftauchte, waren sie verschwunden.

Doch jetzt hat die Polizei mutmassliche Täter identifiziert. Am 21. November nahm sie sieben Personen in Gewahrsam – eine von ihnen ist minderjährig – und befragte sie zu den Vorkommnissen, wie Polizeisprecher Giovanni Mariconda auf Anfrage von CH Media bestätigt. Alle sind im Raum Lugano wohnhaft.

Doch das ist nicht alles.Gemäss RSI verhaftete die Polizei am vergangenen Mittwoch zehn weitere Personen wegen der Angriffe in Rivera. Gemäss bisherigen Erkenntnissen schlugen die Ultras auf drei Ambri-Fans ein, darunter eine Frau. Einem Opfer sollen sie an den Kopf getreten haben, als es schon am Boden lag. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen versuchter Tötung. Ein Augenzeuge sagte im Fernsehen, einen solchen Gewaltausbruch habe er noch nie gesehen. Die Opfer seien einzig und allein attackiert worden, weil sie Ambri-Leibchen getragen hätten.

Ein Experte für Fangewalt im Kanton Tessin sprach gegenüber RSI von einer beispiellosen Skrupellosigkeit – unter anderem, weil die Angegriffenen Ambri-Supporter gewöhnliche Fans und keine Ultras waren. Michele Campana, Finanzchef des FC Lugano, verurteilte den Gewaltausbruch. Es würden immer wieder neue, junge Fans und Gruppen in der Kurve auftauchen, die man noch nicht so gut kenne. Man brauche einige Zeit um zu verstehen, wie dies das Gefüge der Fangruppen verändere. In weiten Kreisen der «Bianconeri»-Fans sorgte das Gebaren der Schläger für Unmut. Sie distanzierten in mehreren Spielen mit Spruchbändern von ihnen.

Pyrowerfer in Untersuchungshaft

Nach dem Hockeyderby fand bereits vor der Gotthard-Arena in Ambri ein unsportliches Nachspiel statt. Ein Lugano-Fan feuerte pyrotechnisches Material in Richtung der RSI-Übertragungswagen ab. Sechs RSI-Mitarbeiter erlitten wegen des heftigen Knalls Verletzungen am Gehör. Die Polizei verhaftete einen 27-jährigen Italiener, der im Raum Lugano wohnt. Er befindet sich immer noch in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem wegen versuchter Tötung. Jetzt nimmt sie auch die Freundin und die Mutter wegen Begünstigung ins Visier. Gemäss RSI haben die Frauen Petarden vernichtet, die der 27-Jährige in einer Kiste hortete.