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Doch kein Weiterbetrieb bis 2038: Axpo will das AKW Beznau stilllegen

Jetzt ist klar, wann das älteste Kernkraftwerk der Welt vom Netz gehen soll: In den Jahren 2032 (Block 2) und 2033 (Block 1) werden die Meiler des AKW Beznau definitiv abgeschaltet.

Bis zur Abschaltung sollen 350 Millionen Franken in die Nachrüstung der rund 55 Jahre alten Kraftwerke investiert werden, wie die Betreiberin Axpo am Donnerstag mitteilt.

Dieser Entscheid sei «unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Verantwortung sowie aufgrund von technischen, organisatorischen, regulatorischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten» gefallen, heisst es in der Mitteilung vom Donnerstag weiter. Der Energiekonzern im Besitz der Kantone und Kantonswerke der Nordostschweiz steigt damit teilweise aus der Kernenergie aus. Er bleibt jedoch Mehrheitsaktionärin des weiteren Aargauer AKW Leibstadt und Minderheitsaktionärin beim Solothurner AKW Gösgen.

Wie Axpo schreibt, erfüllt das Kernkraftwerk Beznau «höchste Sicherheitsanforderungen». Dazu habe man seit der Inbetriebnahme über 2.5 Milliarden Franken in die Nachrüstung und Modernisierung der beiden Kraftwerksblöcke investiert. Beznau wird bei der Ausserbetriebnahme im Jahr 2033 rund 64 Jahre in Betrieb gewesen sein.

Zuletzt hatte das AKW Beznau im vergangenen Sommer Schlagzeilen gemacht mit einer Schnellabschaltung des Reaktorblocks 2. Dies wegen einer Fehlfunktion. In der Folge stand das AKW teilweise monatelang still.

Noch längerer Langzeitbetrieb ist vom Tisch

Der nun veröffentlichte Zeitplan für die Stilllegung der beiden Reaktoren in Beznau entspricht damit in etwa den bisher kommunizierten Absichten der Axpo. Noch vor zwei Jahren liess sich ein Sprecher mit den Worten zitieren, man gehe «von einer Betriebszeit von rund 60 Jahren aus».

Das hätte bedeutet, dass die Reaktoren 2029 respektive 2031 abgestellt werden. Dann wurde zwischenzeitlich spekuliert,Axpo könnte Beznau sogar bis ins Jahr 2038 weiter laufen lassen. Noch im vergangenen Frühjahr hatte der Energiekonzern dann erklärt, er lasse abklären, ob Beznau auch deutlich länger als 60 Jahre betrieben werden könnte. Daraus wird nun aber nichts.

Die nun angekündigte Abschaltung des AKW Beznau wird damit der zweite Rückbau eines Kernkraftwerks in der Schweiz. Bereits vor elf Jahren hatte der bernische Energiekonzern BKW entschieden, sein AKW Mühleberg aus wirtschaftlichen Gründen 2019 stillzulegen.

Bundesrat will AKW-Neubauverbot lockern

Dies war nicht zuletzt eine Folge des von Bundesrat, Parlament und Stimmvolk beschlossenen Ausstieges aus der Kernenergie im Nachgang zur AKW-Katastrophe in Fukushima. Seither – und noch weitere sieben Jahre – wird vor den Toren der Stadt Bern der erste Kernmeiler der Schweiz zurückgebaut.

Seither hat das Stimmvolk den Ausstieg aus der Kernenenergie mehrfach bestätigt, zuletzt im vergangenen Sommer mit dem deutlichen Ja zum Stromgesetz. Doch kurz darauf hat der Bundesrat auf Antrag von Energieminister Albert Rösti entschieden, das Neubauverbot für Kernkraftwerke in der Schweiz wieder lockern zu wollen. Dies, indem das von bürgerlichen Politikern kritisierte Technologieverbot in der Energiestrategie wieder aufgehoben werden soll.

Darauf pocht nicht zuletzt die hängige Volksinitiative «Jederzeit Strom für alle – Blackout stoppen» von Kernkraft-Befürwortern. Bundesrat Rösti will ihnen mit der Lockerung des Energiegesetzes einen Gegenvorschlag schmackhaft machen. Den definitiven Vorschlag dazu muss der Bundesrat an einer seiner nächsten Sitzungen allerdings erst noch verabschieden.

Der Energiekonzern Axpo hat «ein weiteres erfolgreiches Geschäftsjahr» hinter sich. Wie das Unternehmen gleichzeitig mit dem Betriebs-Ende des AKW Beznau mitteilt, erzielte der Energiekonzern per Ende September ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,8 Milliarden Franken. Unter dem Strich weist Axpo einen Gewinn von 1,51 Milliarden aus (nach 3,39 Milliarden im Vorjahr). Dieses sei «auf gute operative Leistung in allen Geschäftsbereichen zurückzuführen».

In einer Stellungnahme verweist Axpo-CEO Christoph Brand auf die Kombination der starken Verwurzelung in der Schweiz wie auch des internationalen Wachstums seines Energiekonzerns. «Wir sind überzeugt, dass diese Kombination für Axpo die besten Voraussetzungen schafft, um langfristig erfolgreich zu bleiben», wird Brand in der Mitteilung zitiert.

Zudem teilt Axpo mit, dass der Präsident des Verwaltungsrats seinen Rücktritt per 2026 ankündigt. Die Suche nach einem Nachfolger für Thomas Sieber sei eingeleitet.

Die Energiepreise normalisierten sich im Berichtsjahr und näherten sich dem Vorkrisenni­veau an. Der Umsatz ist auch im vergangenen Geschäftsjahr gleichzeitig weiter gestiegen und habe damit die Umsetzung der Stra­tegie konsequent vorangetrieben. Axpo habe die Produktion aus erneuerbaren Energie­quellen weiter ausgebaut und damit seine Position als internationales Energieunternehmen weiter gestärkt.

Der Verwaltungsrat der Axpo beantragt seinen Aktionären die Ausschüttung einer ordentlichen Dividende von 241 Millionen Franken. Zudem soll gleichzeitig auch eine Sonderdividende von 429 Millionen ausgeschüttet werden. Die Axpo ist im Besitz der Kantone und Kantonswerke der Nordostschweiz. (sat)