So könnte sich Assad nach Russland abgesetzt haben
Zunächst machten unbestätigte Meldungen die Runde, Assad sei tot – mittlerweile wird aus Russland gemeldet, der Ex-Machthaber weile in Moskau. Dort habe er aus «humanitären Gründen» Asyl erhalten. Doch wie schaffte es Assad, sich gerade noch rechtzeitig aus Syrien abzusetzen?Wie eine Analyse des «Spiegel» zeigt, dürfte der mysteriöse Flug SYR9218 den gefallenen Machthaber gerettet haben.
Bei der SYR9218 handelt es sich um ein Transportflugzeug vom Typ Iljuschin 76-T. Dieses soll am Sonntagmorgen um etwa 5 Uhr Ortszeit am Internationalen Flughafen Damaskus in Richtung Norden abgehoben sein. Wie auf Daten von Flightradar24 erkennbar ist, flog die Maschine zunächst in Richtung Homs und drehte dann in Richtung Südwesten ab, ehe der Flieger plötzlich ziemlich schnell an Höhe verlor.
Nachdem die SYR9218 auf rund 7000 Metern Höhe unterwegs war, befand sie sich um 5.39 nur noch auf rund 500 Metern Höhe. Danach riss das Signal ab – was einige als Absturz der Maschine interpretierten. Daraus resultierten die Meldungen über einen möglichen Tod Assads.
Wie Pilot Matthias Baier gegenüber dem «Spiegel» berichtet, legen diese Daten allerdings keinen unkontrollierten Absturz nahe. So sank die Maschine in den letzten dokumentierten Minuten nur zwischen 500 bis 600 Meter pro Minute. «Das ist eine relativ normale Sinkrate», so Baier. «Das Profil sieht aus wie bei einem normalen Anflug auf einen Flughafen.»
Auch dass das Signal plötzlich verschwand, kann andere Gründe haben, erklärt er. «Man kann den Transponder abschalten oder ausbauen, dass geht ganz schnell». Es reiche in vielen Flugzeugen, nur vier Schrauben zu lösen und einen Stecker zu ziehen.
Die Maschine befand sich zu diesem Zeitpunkt nur wenige Kilometer entfernt von der Stadt Al Dabaa, wo ein Militärflughafen liegt. Diesen könnte Assads Maschine angepeilt haben, spekuliert der Pilot.
Zweiter mysteriöser Flieger in der Gegend
Die Hinweise darauf verdichten sich durch einen zweiten Flieger, der zu dieser Zeit in der Region unterwegs war: Ein Privatjet vom Typ Embraer-600 mit dem Kennzeichen C5-SKY. Dieser hatte seit Freitag diverse Reisen von Abu Dhabi in die syrische Hauptstadt Damaskus und zurück angetreten. Am Sonntagmorgen flog die Maschine erneut aus Abu Dhabi los, diesmal in Richtung Homs, wo dann gegen 3.30 Uhr aber ebenfalls das Transponder-Signal abriss – an der fast genau gleichen Stelle wie später dasjenige der Iljuschin.
Im Gegensatz zum ersten Flieger tauchte das Signal des Embraers gegen 9.30 Uhr wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich noch immer an der fast gleichen Stelle, also bei Homs. Kurz darauf flog die Maschine wieder zurück nach Abu Dhabi, wo sie gegen 12 Uhr syrischer Zeit landete.
Ob Baschar al-Assad tatsächlich durch ein Umsteigen bei Homs Syrien verlassen und abtauchen konnte, ist nicht bestätigt. Es dürfte allerdings eine wahrscheinliche Hypothese sein. Zum einen, weil aus Abu Dhabi nach wie vor zahlreiche Flieger in Richtung Russland abheben. Und andererseits, weil es noch immer keine Hinweise über einen möglichen Flugzeugabsturz bei Homs gibt.(dab/watson)