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Loïc Meillard braucht kein Training, um aufs Podest zu fahren

Zwei gefallene Lokalmatadoren, LoÏc Meillard als Retter und Daniel Yule findet, er sei zu wenig Psycho. Und die Österreicher? Marco Schwarz gibt sein Comeback und Manuel Feller kanns nicht nur mit Worten, sondern auch wieder auf den Skiern.

Immerhin ein Skifest-light kriegen die Franzosen in Val-d’Isère hin. Klar, die meisten kommen am Sonntag mit der Hoffnung an die Face de Bellevarde, der Slalom-Dominator Clément Noël möge seine Siegesserie fortsetzen. Doch der Mann aus den Vogesen, der mit 15 nach Val-d’Isère zu einer Gastfamilie dislozierte, bezahlte teuer für sein Riesenslalom Experiment. Er stürzt am er, zieht sich eine Knöchelverletzung zu. Am frühen Sonntagmorgen musst er Forfait geben für den Slalom.

Aber da ist ja seit kurzem noch ein anderer Einheimischer mit reellen Podest-Chancen: Steven Amiez. Ein 26-Jähriger, der sich nichts anderes zum Ziel setzt, als der beste Slalomfahrer des Planeten zu werden. Das wirkt ein bisschen hochgegriffen, wenn man sein überschaubares Palmares betrachtet. Platz 6 ist sein Bestresultat. Doch an seinem Potential zweifelt kaum jemand.

Der bislang ausgebliebene Exploit lässt sich auch damit erklären, dass Amiez, der die ersten zwei Lebensjahre in Neuchâtel verbracht hat, sich schon mit 13 das Kreuzband reisst. Eine schwierige Zeit durchlebt er auch vor anderthalb Jahren, als er eine Herzmuskelentzündung durchlebt. Trotzdem gelingt ihm letzte Saison der Durchbruch.

Vor dem Rennen erzählt Amiez stolz, dass er bei seinem Heimrennen erstmals von seinem neugegründeten Fanclub unterstützt wird. Doch mit der Rolle des Gejagten kommt er noch nicht klar. Als Führender nach dem ersten Lauf scheidet er im Final früh aus.

Als ihm die Mutter im Ziel ein Küsschen auf die Wange drückt, kann Amiez bereits wieder lachen. Apropos Mutter: Unter ihrem Mädchennamen Béatrice Filliol stand sie zweimal auf dem Slalompodest. Gar noch erfolgreicher war Steven Amiez’ Vater Sébastien. Er gewann WM- und Olympia-Silber.

Meillard ausgenommen, ist bei den Schweizern der Wurm drin

Frust gibt’s aber auch bei den Schweizern. Ramon Zenhäusern verpasst den zweiten Lauf. Tanguy Nef scheidet im zweiten aus. Marc Rochat sieht auch im dritten Slalom der Saison das Ziel nicht. Und Daniel Yule? Die Platzierungen 22, 13 und nun 20 entsprechen nicht seinen Ansprüchen. «Ich bin leider momentan zu wenig Psycho», sagt er. Also zu aggressiv unterwegs? «Nein, es fehlt nicht an der Aggressivität, eher an der Lockerheit. Ich will etwas erzwingen, dabei weiss jeder, dass es so nicht funktioniert.»

Bei einem anderen Schweizer funktioniert es im Slalom hingegen richtig gut: Loïc Meillard. Platz 3 in Levi, Platz 5 in Gurgl und nun wieder als Dritter auf dem Podest. Und dies, obwohl die Rückenprobleme ihn weiterhin stark beeinträchtigen, er nach dem Riesenslalom am Samstag verriet, sich wie ein alter Mann zu fühlen. Die Konstanz Meillards erstaunt umso mehr, als er seit seinem Einsatz in Gurgl vor drei Wochen nicht ein Slalom-Training bestreiten konnte.

Das beeindruckende Comeback von Marco Schwarz

Einer, der schlimmsten Beschwerden hinter sich hat, ist Marco Schwarz. Letzte Saison als härtester Konkurrent von Marco Odermatt im Kampf um den Gesamtweltcup gehandelt, zog er sich in der Abfahrt von Bormio vor knapp einem Jahr einen Kreuzbandriss zu. In Val-d’Isère gab er im Slalom nun sein Comeback. Im ersten Lauf zeigt er mit Platz 10 eine beeindruckende Leistung. Im Finaldurchgang scheidet er aus. Trotzdem überwiegt beim 29-jährigen Österreicher die Zufriedenheit darüber, «dass ich praktisch schmerzfrei bin». Gut möglich, dass er am Sonntag in Alta Badia erstmals wieder einen Riesenslalom bestreiten wird.

Marco Schwarz ist nach fast einem Jahr wieder zurück im Weltcup.
Bild: Guillaume Horcajuelo / EPA

Ein anderer Österreicher, der immer zu reden gibt, ist Manuel Feller. Nach seinem Out im Riesenslalom, dem vierten in Serie, scherzte er auf Instagram: «Kann mal jemand nachschauen, was der Weltrekord für die meisten DNF (Did not finish) in Folge ist? Denn ich denke, ich komme dem ziemlich nahe.» Immerhin kommt im Slalom kein weiterer Ausfall dazu. Zeitgleich mit Lucas Pinheiro Braathen wird der letztjährige Gewinner der Slalomwertung Vierter, hinter Meillard und den beiden Norwegern Atle Lie McGrath und Henrik Kristoffersen, der seinen ersten Saisonsieg feiert.

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