Bankkauffrau gründet Schule in Mombasa, ihr Verein sammelt Geld für ein neues Schulhaus
Als Bankkauffrau Nadja Kaufmann für ein Volunteering ins kenianische Mombasa reiste und später vier Jahre dort lebte, eröffnete sich ihr eine ungewohnte Welt. «Die dortigen Verhältnisse an den staatlichen, total überfüllten Schulen waren prekär. Es fehlte an Personal, Schulmaterial und Platz. Oft mussten sich vier Mädchen und Buben ein Pult teilen», erinnert sie sich.
In Kenia lernte sie auch ihren Mann Mark kennen, mit dem sie Sohn Malik hat. Das Paar entschloss sich vor Ort, gemeinsam eine kleine Schule aufzubauen, in der Sprösslinge aus armen Familien die für sie wichtige Bildung erhalten. «Es ist für den Nachwuchs die einzige Chance, um aus ihrer prekären Situation herauszukommen. Aber viele Eltern können die teuren monatlichen Beiträge nicht zahlen. Wir wollten bescheidene Gebühren einführen, die sich praktisch alle leisten können», sagt die 41-Jährige.
Nach zehn Jahren besuchen 300 Kinder die Schule
Mit Familienangehörigen und Freunden gründete sie 2013 den Verein «Forever Kids Kenya», um Beiträge für ihr Schulprojekt zu sammeln. Für die Anfänge wurde eine alte Privatvilla gemietet und zum Schulhaus umfunktioniert. «Fliessendes Wasser und Strom gab es anfänglich nicht, und wir mussten lange mit der Vermietungsagentur darum kämpfen», erzählt Kaufmann.
Schliesslich fing sie mit vorerst 80 Primarschülerinnen und -schülern und fünf Lehrpersonen an. Und die Nachfrage war gross. Zum 10-Jahre-Jubiläum im 2023 besuchten bereits 300 Kinder die Schule, die nun von 20 Angestellten unterrichtet und betreut werden. «Wir könnten noch weit mehr Schülerinnen und Schüler aufnehmen, wollen aber vernünftige Platzverhältnisse beibehalten. Deshalb mussten wir leider vorübergehend einen Aufnahmestopp machen», bedauert Kaufmann.
Der Vertrag für die alte Villa lief diesen Sommer aus. Das Verhältnis mit den Vermietern, die oft willkürlich und ohne Gegenleistung die Miete erhöht hatten, war jedoch schon länger nicht gut. «Wir entschieden uns bereits 2021, ein eigenes Schulhaus in der Nähe des alten Gebäudes zu bauen», erklärt die engagierte Familien- und Berufsfrau.
Lange wurde gespart, bis ein geeignetes Grundstück gekauft werden konnte. Im Mai 2024 erfolgte die Baubewilligung. «Wir legten sofort los und sind voraussichtlich Ende Jahr mit dem ersten von vier geplanten Stockwerken fertig», erzählt die «Forever Kids Kenya»-Gründerin. Das wäre ideal, denn Mitte Januar fängt das neue Schuljahr an, und der Neubau bietet vorerst für alle bestehenden Primarschülerinnen und -schüler Platz.
Die Koordination erfolgt aus Untersiggenthal
Nadja Kaufmann ist mit ihrer kleinen Familie wieder in ihrer aargauischen Heimat und wohnt mittlerweile in Untersiggenthal. Ihr Mann, Mark, hat gerade sein Studium in International Management an der FH Olten abgeschlossen, sie arbeitet als Privatkundenberaterin in einer Bank.
Die Freizeit nutzt das Ehepaar, um mit dem Verein das Bauprojekt von hier aus zu koordinieren und Spendenaufrufe zu machen. «Wir haben sehr viele Freunde und Bekannte, die uns regelmässig unterstützen und unsere Schule in Mombasa auch schon besucht haben», meint Kaufmann. Der grösste Batzen kommt aus dem Anlass «Kenia jasst» zusammen, der jeweils im Kulturlokal Werkk stattfindet. Dieses Jahr resultierten daraus über 7000 Franken.
Aus der aktuellen Weihnachtssammelaktion erfolgte das Geld für Solarzellen, mit denen künftig ein Grossteil des Stroms erzeugt werden soll. Für das neue Schulhaus konnten bis jetzt 120’000 Franken gesammelt werden. «Das Gebäude soll jedoch noch drei weitere Etagen erhalten, für die uns zurzeit noch rund 90’000 Franken fehlen», sagt Kaufmann. Dort soll später eine Junior Highschool eingerichtet werden, die sowohl bisherigen als auch neuen, besonders motivierten Schulgängigen Platz bietet.
Zudem sind eine Bibliothek, eine Kantine sowie ein Lehrer- und ein Computerraum geplant. Kaufmann, die jedes Jahr mindestens einmal nach Mombasa reist und ein enges Verhältnis zu den Familien der Schülerinnen und Schüler pflegt, möchte 2026 mit dem weiterführenden Schulbetrieb starten. «Ich bin guten Mutes, dass uns dieses Vorhaben gelingt und wir das Geld zusammenbekommen. Und falls es länger als geplant dauern sollte: Wir bleiben dran und geben nicht auf.»