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Vor Weihnachten werden oft Päckli geklaut – wie Sie sich schützen und nach einem Diebstahl reagieren sollten

Nie liegen so viele Pakete in den Hauseingängen wie in der Zeit vor Weihnachten. Das lockt Langfinger an. Worauf man achten sollte, damit man selbst nicht zum Opfer wird.

Eine Million – so viele Pakete liefert die Post derzeit jeden Tag aus. Mit der Päckli-Flut steigt aber auch die Zahl gestohlener Pakete. Das zeigen verschiedene Auswertungen von Versicherungen und Polizei. Dabei gibt es Tipps, wie Sie Ihre Lieferungen vor Langfingern schützen. Und was Sie tun können, wenn es schon zu spät ist.

Wie Sie sich schützen

Wie bei Erpressungen in Filmen gilt auch bei jeder Paket-Lieferung: Der heikelste Zeitpunkt ist die Übergabe. Je genauer die Regeln davor festgelegt wurden, umso geringer das Risiko. Grundsätzlich sollte ein Paket nur möglichst kurz in einem Eingangsbereich oder Milchkasten liegen.

Die meisten Lieferdienste bieten die Möglichkeit, den Zeitpunkt oder das Ziel einer Bestellung anzupassen. Man kann sich also Pakete beispielsweise an den Arbeitsplatz liefern lassen oder die Zustellung auf einen Tag legen, an dem man es persönlich entgegennehmen kann.

Viele Paketzusteller unterhalten ein Netz aus Orten zur Abholung; beispielsweise bei Kiosken, Tankstellen oder Supermärkten. Dorthin kann man sich seine Bestellungen liefern lassen und sie später auf dem Heimweg mitnehmen. Die Post betreibt zudem Automaten, an denen man seine Pakete rund um die Uhr abholen kann. Neue Wohnsiedlungen verfügen immer häufiger über eigene solche Paket-Automaten. Alternativ kann man Nachbarn als Empfänger angeben.

Künftig wird es vermutlich einfacher, die ersehnte Bestellung abzupassen: Die Post gibt an, bald eine Echtzeit-Verfolgung von Paketsendungen einzuführen. Damit soll die Zustellung live verfolgt werden können.

Auch modernste Automaten nützen nur, solange Pakete das richtige Format haben.
Bild: zvg

Das Päckli ist weg – was nun?

Eine Möglichkeit ist, sich direkt an den Onlinehändler zu wenden. Gewisse Shops zeigen sich bei Diebstählen kulant und übernehmen die Kosten – aber nur bis zu einem gewissen Warenwert.

Ob der Onlinehändler die Kosten übernimmt oder nicht: Die Polizei empfiehlt, stets eine Anzeige zu erstatten. Die lautet zwar gegen Unbekannt und führt nur selten dazu, dass Diebe gefasst werden. Ein Extremfall: Im deutschen Bielefeld fahndet die Polizei seit acht Jahren nach demselben Päckli-Dieb. Doch durch eine Anzeige lässt sich der Schaden immerhin der Versicherung angeben. Mit dem Hausrat sind oft auch Paketlieferungen versichert, zumindest bis zu einem gewissen Wert.

Wer auf Rache sinnt für eine gestohlene Lieferung: Auch in Amerika sind Päckli-Diebe ein Problem. Ein ehemaliger Nasa-Ingenieur wehrt sich sehr unterhaltsam. Er füllt Pakete mit Glitter- und Stinkbomben und legt sie anschliessend vor seine Tür. Das Resultat findet sich auf Youtube, Stichwort «porch pirates».

Wann Sie für die Ware haften

Sobald der Händler die Bestellung versendet, ist die Lieferantin für die Ware verantwortlich. Doch Vorsicht: Die Post beispielsweise haftet bei Standardlieferungen nur bis zu 500 Franken. Hat die Bestellung einen sehr viel höheren Wert, kann es klug sein, sie zusätzlich zu versichern. Nicht, dass es Ihnen am Ende ergehtwie einem Mann aus Graubünden. Er bestellte eine Rolex für 8000 Franken. Sie wurde aus dem Paket gestohlen. Die Post erstattete nur den Wert, auf den das Paket versichert war: 1500 Franken.

Die Lieferantin ist so lange für das Paket verantwortlich, bis es «korrekt zugestellt wurde», wie die Post schreibt. Unter «korrekt» versteht sie zwei Formen der Zustellung: eine, bei der das Päckli an einem sicheren Ort deponiert wird, oder eine, die davor mit Ihnen vereinbart wurde.

Konkret heisst das: Legt der Bote die Lieferung in den Hauseingang, muss die Post bezahlen, wenn das Paket geklaut wird. Es sei denn, Sie haben mit ihr vereinbart, dass es dort abgelegt werden soll.

Wie viele Pakete werden geklaut?

Genaue Zahlen zu ermitteln, ist schwierig. Insgesamt gibt es vier Akteure, die über Päckli-Klau auspacken könnten: Onlinehändler, Lieferanten, Versicherungen und die Polizei.

Händler: Digitec Galaxus betreibt zwei der grössten Onlineshops der Schweiz. Das Migros-Tochterunternehmen teilt mit, dass insgesamt weniger als 1 Prozent aller Bestellungen gestohlen werden. Bei drei Millionen Kunden, die 2023 bei Digitec Galaxus mindestens einmal bestellt haben, wären das mehrere zehntausend Diebstähle.

Lieferanten: Weder die Post noch private Lieferdienste nennen genaue Zahlen bezüglich entwendeter Pakete. Was sie aber erheben, sind verlorene Lieferungen, was auch Diebstähle beinhaltet. Die Post gibt an, 0,1 Promille ihrer Pakete zu verlieren. Bei 185 Millionen Paketen im Jahr 2023 wären das 18’500 Verluste. Mit der gleichen Rechnung sind es beim Logistikunternehmen Planzer etwa 2000 verlorene Pakete.

Versicherungen: Auch sie nennen keine genauen Zahlen. Laut dem Versicherer Axa haben sich die Paket-Diebstähle in den letzten Jahren allerdings verdreifacht.

Polizei: Nicht in jedem Kanton werden Paket-Diebstähle so erhoben, dass sie sich auswerten lassen. Aber dort, wo es geschieht, zeigt sich eine klare Zunahme. Beispielsweise in den Kantonen Aargau, Solothurn und St.Gallen. Hier wurden 2019 noch 150 Päckli-Klaus angezeigt, 2023 waren es schon 670.

Manchmal läuft es auch andersherum:In St.Gallen nahm die Polizei vor einem Jahr zwei Männer fest. Dabei stellte sie Diebesgut aus diversen Paketen sicher. Um es zurückzugeben, mussten die Beamten nach den Opfern fahnden.