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Nach dem Fall Suhr: Aargauer Polizei rüstet mit Tasern auf

Vor vier Jahren sorgte ein tödlicher Polizeieinsatz in Suhr für Schlagzeilen. Der Fall zeigt heute: Mit Tasern hätte die Situation womöglich entschärft werden können. Nun sind alle Polizistinnen und Polizisten im Aargau mit diesen Elektroschockgeräten ausgestattet.

Im November 2020 wurde die Polizei in Suhr zu einem psychisch auffälligen Mann gerufen. Er hatte ein Sackmesser in der Hand, schrie herum und bedrohte die Beamten. Dann eskalierte die Situation: Als der Mann auf einen Polizisten losging, griff dieser zu seiner Waffe. Erst fünf Schüsse konnten den Angreifer stoppen. Der 68-Jährige starb noch am Einsatzort.

Diese Details stehen im Untersuchungsbericht zum Vorfall, welchen das SRF Regionaljournal exklusiv einsehen konnte. Die Untersuchung, die im März 2024 abgeschlossen wurde, kommt zum Schluss, dass der Polizist in Notwehr gehandelt habe. Doch sie offenbarte auch, dass die Eskalation möglicherweise hätte verhindert werden können.

Vor dem Angriff konnte die Polizei den Mann umstellen und versuchte Zeit zu gewinnen, um die Situation «einzufrieren». Denn sie warteten auf Kollegen einer Sondereinheit. Damals hatte nur diese Taser bei sich. Mit diesen können Angreifer mit Elektroschocks ausser Gefecht gesetzt werden. Hätten die Polizisten vor Ort diese Waffe gehabt, hätten sie den Randalierer vielleicht stoppen können.

Auch Taser haben ihre Grenzen

Nun gehören Taser seit kurzem zur Standardausrüstung aller Polizistinnen und Polizisten im Aargau – sowohl bei der Regional- als auch der Kantonspolizei. «Wir haben immer mehr mit Menschen zu tun, die in einem psychischen Ausnahmezustand unberechenbar und aggressiv sind», erklärt Bernhard Graser, Sprecher der Kantonspolizei Aargau, gegenüber SRF. Die neue Ausrüstung sei jedoch nicht allein auf den Fall Suhr zurückzuführen, sondern auf eine Summe von Erfahrungen, die zeigten, wie wertvoll Taser zur Deeskalation sein können.

Doch auch sie haben ihre Grenzen: «Wenn jemand auf einen Polizisten zustürmt, bewaffnet und aggressiv ist, ist es für den Einsatz eines Tasers oft zu spät», betont Graser. In lebensbedrohlichen Situationen bleibt die Schusswaffe weiterhin die letzte Option.(zen)