Anschlag in Magdeburg: Keine voreiligen Schlüsse ziehen
Das Attentat von Magdeburg fällt in eine aufgeheizte politische Lage: Voraussichtlich Ende Februar wählt Deutschland einen neuen Bundestag, und die Migrationspolitik ist seit mindestens einem Jahrzehnt eines der beherrschenden Themen im Land.
Die Nationalität des Amokfahrers und seine Vorgehensweise führten zu voreiligen Schlüssen: Einmal mehr, so waren sich die Kommentatoren in den sozialen Netzwerken sicher, hatte ein Islamist zugeschlagen.
Dass die Sache weniger klar ist, wurde spätestens am Tag danach sichtbar: Zahlreiche Äusserungen des saudischen Täters legen nahe, dass es sich bei ihm um einen militanten Islamkritiker handeln dürfte.
Auch das ist aber noch nicht sicher. Dass sich die deutsche Innenministerin Nancy Faeser sehr rasch überzeugt gab, der Täter sei ein Islamhasser, dürfte ihrer Erleichterung geschuldet sein: Ein islamistischer Terrorakt wäre Wasser auf die Mühlen der AfD.
Sollte sich nun allerdings herausstellen, dass auch Faeser vorschnell geurteilt hat, dürfte das Vertrauen in den Staat und die Politik, das in Deutschland ohnehin angeschlagen ist, weiter erodieren.
Bereits am Samstag erklärten Islamkritiker, der Täter könnte auch ein Islamist gewesen sein, der sich getarnt habe. Das mag die weniger wahrscheinliche Variante sein, doch ausschliessen kann man sie derzeit noch nicht. Es gilt, die weiteren Ermittlungen abzuwarten. Bis dahin sollten sich Politiker und Kommentatoren zurückhalten.