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Das braucht Mut und Durchhaltewillen: Alex Egloff trat erst als 36-Jähriger seine Ausbildung an

Alex Egloff schloss dieses Jahr die Ausbildung zum Recyclisten ab. Für den 39-Jährigen ein grosser Schritt, den er dank der Unterstützung seiner Familie und viel Durchhaltevermögen meisterte. Der Mitarbeiter der Wiederkehr Recycling in Waltenschwil schmiedet bereits weitere Berufspläne.

Mit 36 Jahren nochmals die Schulbank drücken? Diese Frage musste sich Alex Egloff vor drei Jahren stellen. «Für mich war klar, dass ich das erst mit meiner Frau besprechen muss», so Egloff, in Erinnerung an den Moment, als ihm die Lehrstelle bei der Firma Wiederkehr Recycling in Waltenschwil angeboten wurde. Damals hatte er sein einjähriges Praktikum als Recyclist abgeschlossen und stand vor der Frage, wie es beruflich weitergehen sollte. Er erzählt: «Ich sah das Angebot als Chance, endlich eine Berufsausbildung zu machen.»

Sein Start ins Berufsleben war schwierig. Alex Egloff erzählt:« Ich war nicht wirklich gut in der Schule und hatte entsprechend schlechte Noten.» Er habe einige Schnupperlehren in verschiedenen Berufen absolviert und überall dasselbe zu hören bekommen: «Du kannst arbeiten und zupacken, aber mit diesen Noten wird es schwierig, eine Lehrstelle zu finden.» Diese Prophezeiungen erfüllten sich leider.

Am Ende des 9. Schuljahres stand der Rupperswiler ohne Lehrstelle da. Er tat, was viele in dieser Situation auch tun: Er hangelte sich mit Gelegenheitsjobs durchs Leben. Die Liste seiner Anstellungen reicht vom Monteur über den Gipser bis hin zum Dachdecker.

Als er seine heutige Frau kennenlernte, sei ihm bewusst geworden, dass er seinen Lebensstil ändern müsse. Denn seine Frau brachte zwei Kinder in die Ehe und das gemeinsame Kind war unterwegs. «Ich war nach der Geburt unseres Kindes die ersten zwei Jahre lang Hausmann» erzählt er. Doch als sich das zweite Kind ankündigte, war klar, dass die Rollen wieder getauscht werden müssen.

Einen komplett neuen Weg eingeschlagen

Das Arbeitsamt stellte ihm einen Jobcoach zur Seite. Dieser schlug ihm als Wiedereinstieg ins Berufsleben das Praktikum im Recyclingbetrieb in Waltenschwil vor. Egloff bewährte sich und erhielt die Chance, eine Ausbildung zum Recyclisten zu absolvieren. Seine Frau sei begeistert von der Idee gewesen und habe ihn von Anbeginn unterstützt, erzählt er. Und so drückte Alex Egloff gemeinsam mit 16-Jährigen die Schulbank. Er erzählt: «Ich hatte Glück mit meiner Klasse, wir alle kamen super miteinander aus und konnten viel lachen.»

Dennoch: Die drei Jahre waren kein Zuckerschlecken. Er habe oft bis abends spät gelernt, erzählt er. Denn nach der Arbeit habe er für die Kinder da sein wollen und habe sich erst nach dem Abendessen hinter die Hausaufgaben gemacht. Eine grosse Hilfe war ihm seine Ehefrau. Sie habe ihm Karteikärtchen besorgt, auf denen er sich all das notierte, was er sich nicht merken konnte. Und seine Frau war es auch, die ihn abfragte und, wenn es nötig war, seine Arbeiten aufs Papier brachte. Er erzählt lächelnd: «Ich habe keine schöne Handschrift, deshalb hat sie meine Notizen jeweils übertragen, sodass man sie lesen konnte.»

«Man darf nie aufgeben, auch wenn es auf Anhieb nicht klappt»

Der Aufwand hat sich gelohnt. Die Abschlussprüfung bestand der Tuningfan im letzten Sommer mit Bravour. Er kann weiter in seinem Lehrbetrieb arbeiten, nun aber als ausgebildeter Berufsmann. Voller Stolz führt er durch die Kleinwarenannahme, wo er gemeinsam mit seinem Team die angelieferte Ware kontrolliert, wägt und sortiert.

Mit den Händen arbeiten und an der frischen Luft sein: Das schätzt Alex Egloff an seiner Arbeit.
Bild: Nathalie Wolgensinger

Er hat sich in den drei Jahren ein umfassendes Wissen über die verschiedenen Rohstoffe angeeignet, die in Waltenschwil angeliefert werden. Betriebsleiter Roman Casada ist voll des Lobes für Egloff. Er sagt: «Alex ist interessiert am Job und bringt viel Erfahrung mit. Er ist einer der älteren im Team und sorgt mit seiner Art für einen guten Ausgleich.»

Er könne es nur empfehlen, eine Ausbildung auch vergleichsweise spät noch zu machen, so Egloff, der so Bilanz über die drei Lehrjahre zieht. Er sagt: «Was man in der Schule lernt, ist ein Fundament, das man im Laufe der Jahre stetig ergänzt.» Es scheint, als hätte er Blut geleckt. Sein nächstes Ziel hat er bereits anvisiert. Er will sich zum Lehrmeister weiterbilden. «Ich möchte für die jungen Lernenden da sein und sie begleiten», erzählt er begeistert.

Doch vorerst steht die Familie an erster Stelle. Mit den Kindern im Alter von vierzehn, zwölf, neun und vier Jahren will er wieder mehr Zeit verbringen. Für sie habe er diesen Effort auch gemacht, sagt er ganz zum Schluss und ergänzt: «Man darf nie aufgeben, auch wenn es auf den ersten Anhieb nicht klappt.»