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Loïc Meillard überzeugt – doch das Schweizer Slalomteam steckt in der Krise

Der zweite Rang von Loïc Meillard im Nachtslalom von Madonna kaschiert die Probleme der Schweizer. Aber immerhin trägt nun Meillard die rote Startnummer im Heimrennen in Adelboden.

Loïc Meillard ist endlich da, wo ihn viele schon immer erwartet haben: ganz vorne. Wenn am kommenden Samstag die besten Slalomfahrer am Chuenisbärgli in Adelboden an den Start gehen werden, wird er die rote Startnummer tragen. Jene Nummer, die dem besten Slalom­fahrer zusteht.

Mit einem zweiten Rang im Nachtslalom von Madonna di Campiglio hat der 28-Jährige am Mittwochabend die Führung in der Disziplinenwertung übernommen. Es war für Meillard der vierte Podestplatz im fünften Slalom dieses Winters. Und das, obwohl den Neuenburger nach wie vor Rückenschmerzen beeinträchtigen.

Das ist eine beeindruckende Konstanz. Allerdings wartet Meillard weiter auf seinen ersten Saisonsieg. Am Mittwochabend war Albert Popov noch schneller als der Schweizer. Der 27-Jährige sorgte mit einem fulminanten zweiten Lauf für den ersten bulgarischen Weltcup-Sieg seit auf den Tag genau 45 Jahren (Petar Popangelov am 8. Januar 1980 in Lenggries). Und Popov nutzte im Anschluss vor allem ein Wort: «Verrückt.»

Mehr Sorgenkinder als Gewinner am Start

Gleichzeitig passt es irgendwie ins Bild, dass Meillard erneut nicht gewonnen hat. Seit Jahren wird dem Westschweizer von vielen beinahe alles zugetraut. Von den Trainern wird er als technisch besserer Skifahrer als Marco Odermatt bezeichnet. Gleichwohl wurde aus «Odi» ein Seriensieger. Und nicht aus Meillard.

Ihm fehle der Renninstinkt, oder das Sieger-Gen, heisst es als Begründung. Und wenn man Meillard nach den Rennen so zuhört, hat man genau dieses Gefühl. Er ist zufrieden. Dabei brächte er alles mit, um zu gewinnen. Allerdings ist das ein Jammern auf hohem Niveau. Die rote Startnummer unterstreicht dies.

Albert Popov feiert seinen ersten Sieg.
Bild: Andrea Solero / EPA

Und in der Tat steht Meillard mit seinen Erfolgen alleine da. Es ist gar noch nicht so lange her, da hat man das Schweizer Slalomteam über den Klee gelobt. Nicht ganz zu Unrecht. Die Leistungsdichte war ziemlich beeindruckend. Daniel Yule und Ramon Zenhäusern sorgten mit ihren Slalomsiegen (Yule: 7, Zenhäusern: 4) für neue Schweizer Rekordwerte in jener Disziplin, die lange das grosse Sorgenkind war.

Doch diese Zeiten sind vorbei. Zenhäusern baute zwar schon in der vergangenen Saison stark ab. Doch mittlerweile ist er nur noch ein Schatten seiner selbst. In Madonna verpasste er zum dritten Mal in Folge den zweiten Lauf. Dazu kommen ein 20. und ein 30. Rang in dieser Saison. Dem 32-Jährigen zuzuschauen, tut schon fast weh. Sein Krampf mit sich und den Toren ist in jedem Schwung zu sehen.

Ganz so schlimm ist es bei Daniel Yule zwar nicht. Aber auch er steckt in einer Krise – zumindest resultatmässig. Rang 7 reiht sich in eine Saison mit den Rängen 22, 13, 20 und 9. Das ist unter seinen Ansprüchen. Er sagt: «Es ist eine mentale Sache. Mein Skifahren stimmt. Aber ich muss wieder zur Entspanntheit finden.» Das klingt nach Durchhalteparole. Auch wenn einige seiner Schwünge im zweiten Lauf durchaus für seine These sprechen.

Und dann ist da noch Marc Rochat. Der Ausfallkönig der Vergangenheit war in der vergangenen Saison plötzlich ganz nah am Podest. Doch nun ist der 32-Jährige zurück im alten Trott. Nach vier Ausfällen in Serie kam er zwar in Madonna wieder einmal ins Ziel. Aber mit einer verunsicherten Fahrt verpasste er den zweiten Lauf am Ende sehr deutlich.

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