Schweizer Doppelsieg in Flachau – und trotzdem ärgert sich Wendy Holdener
Was war das für eine Fahrt von Camille Rast? Da verbremst sie den ersten Lauf im Slalom von Flachau fast komplett und packt dann im zweiten Durchgang einen echten Zauberlauf aus. Von Zwischenrang acht stösst die 25-Jährige noch zum Sieg vor. «Fast meine ganze Familie war da», sagte sie danach im Interview mit SRF. «Ich wusste einfach, jetzt muss ich Vollgas geben.»
Für Rast war es der zweite Weltcupsieg in ihrer Karriere und der zweite in dieser Saison. Die Walliserin übernimmt damit auch wieder die Führung im Gesamt- und im Slalomweltcup.
Für Schweizer Festspiele beim Nachtspektakel in Flachau sorgte auch Wendy Holdener. Die 31-Jährige fuhr zum 38. Mal in ihrer Karriere in einem Weltcupslalom auf das Podest. Als Zweite fehlten ihr am Dienstagabend nur 16 Hundertstel auf das Podest. Holdener ärgerte sich ein wenig, dass sie die gute Ausgangslage gegenüber Rast nicht nutzen konnte.
Nach dem ersten Durchgang lag sie auf Zwischenrang zwei stolze 75 Hundertstel vor ihrer Schweizer Teamkollegin. Geholfen hat das Holdener nichts. Rast schloss mit ihrem Triumph in Flachau in Sachen Slalom-Weltcupsiege zur Schwyzerin auf. Beide haben nun zwei Siege auf dem Konto. Wobei bei Rast nur ein einziger Podestplatz im Slalom dazukommt.
Holdeners Frust ist daher nachzuvollziehen. Gleichwohl bewies sie erneut, dass sie seit Jahren zu den besten Slalomfahrerinnen der Welt gehört. Diesen Besten nähert sich auch Mélanie Meillard immer mehr an. Zum dritten Mal in diesem Winter belegte die Neuenburgerin Rang fünf. Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis die jüngere Schwester von Löic Meillard zu ihrem ersten Podestplatz in einer Kerndisziplin kommt (sie war schon Dritte in einem City Event). Die 26-Jährige scheint damit spät zu erfüllen, wofür sie schon immer gehandelt wurde: als Riesentalent.
Gisin konzentriert sich jetzt auf drei Disziplinen
Für Michelle Gisin war der Slalom in Flachau ein ganz besonderer. Nicht des Resultates wegen: Die 31-Jährige fuhr auf Rang 23. Aber weil es ihr letzter Auftritt in dieser Disziplin war. Noch vor Rennstart verkündete sie, dass sie sich künftig auf die Disziplinen Riesenslalom, Abfahrt und Super-G konzentrieren möchte. Gisin begründete den Schritt damit, dass sie ihre Kräfte besser bündeln möchte. «Es ist Zeit, meinen Fokus nur noch auf drei Disziplinen zu legen», erklärte sie. «Ich bin unglaublich dankbar für alle Jahre an der Slalomweltspitze.»
Gisin stand in 103. Weltcup-Slaloms insgesamt neunmal auf dem Podest, einmal davon als Siegerin (im Dezember 2020 in Semmering). Der Slalom verhalf der Engelbergerin aber auch zu ihren grössten Erfolgen, war er doch wichtiger Bestandteil ihrer Olympiasiege 2018 und 2022 in der Alpinen Kombination. Aber in dieser Saison kam Gisin im Slalom nicht mehr auf Touren. Rang 19 steht als Bestresultat zu Buche
Mit Gisins Slalomverzicht verliert der Skisport auch eine der letzten Allrounderinnen. Die 31-Jährige fuhr jahrelang das volle Programm.