Mysteriöse Sprengstoff-Serie geht weiter: Neue Paketbombe aufgetaucht – Verdächtige aus der Haft entlassen
Die Serie von Paketbomben-Angriffen zieht in Genf weitere ihre Kreise: Im August explodierte ein Sprengsatz in einem Abfallsack vor einer Wohnung und verletzte einen 43-jährigen Mann. Im November detonierte ein Paket, das in einem Briefkasten deponiert war.Ein 12-jähriges Mädchen musste schwer verletzt am Bauch operiert werden. Und nun tauchte diese Woche schon wieder eine mutmassliche Paketbombe auf: Sie wurde am Mittwoch in einem Briefkasten im Bankenviertel entdeckt und löste einen Grosseinsatz der Polizei aus. Zu einer Explosion kam es diesmal nicht. Weil Sprengstoff im Spiel war, übernahm aber wiederum die Bundesanwaltschaft den Fall.
Welchen Zusammenhang es zwischen den Vorfällen gibt, ist unklar. Die«Tribune de Genève»berichtete, dass das am Mittwoch aufgefundene, verdächtige Paket vor den Türen eines Treuhänders deponiert war, der für die Uhrenfirma Patek Philippe arbeite. Das ist brisant. Denn bereits der explosive Abfallsack und die Paketbombe, die Ende 2024 für Verletzte sorgten, zielten auf Angestellte desselben Unternehmens ab.
Vor Weihnachten schienen sich die Hintergründe der beiden Vorfälle zu lichten: Zwei Brüder im Alter von 28 und 32 Jahren wurden verhaftet. Die Ermittler verdächtigten sie, Patek Philippe mit Lösegeldforderungen erpresst zu haben, ebenso andere Firmen wie die Migros. Die Vorwürfe lauteten auf Erpressung, versuchten Mord, Gefährdung des Lebens und Einsatz von Sprengstoff.
Anwalt kritisiert die Ermittler scharf
Während der jüngere der beiden Brüder bereits vor Weihnachten wieder aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, liessen die Ermittler am Freitag nun auch den zweiten Verdächtigen frei. Das bestätigte die Bundesanwaltschaft gegenüber verschiedenen Medien. Die beiden Brüder sollen offenbar doch nichts mit den Sprengstoff-Angriffen und Erpressungsversuchen zu tun haben.
In der Sendung Forum des Westschweizer Radio RTS zeigte sich Vincent Spira, der Anwalt des älteren Bruders, erleichtert über dessen Freilassung. Gleichzeitig sei er jedoch «sehr verärgert», dass sein unschuldiger Mandant über fünf Wochen in Untersuchungshaft verbringen musste. Es handle sich um einen «Justizfehler», der von Anfang an offensichtlich gewesen sei, da es keinerlei Beweise für eine Verwicklung des 32-jährigen Mannes in die Erpressungsaffäre gegeben habe. Der Mann sei zu Unrecht eines extrem schweren Verbrechens beschuldigt worden. Er habe seinen Job verloren und sei von seiner Familie getrennt gewesen, kritisierte Spira.
Wie es nun weitergeht und ob die Ermittler schon eine neue Piste haben, ist nicht bekannt. Die Paketbomben-Affäre bleibt mysteriös.(jus)