Rubin, Küttel und Portner zeigen Italien die Grenzen auf – Schweiz mit bester WM-Klassierung seit 30 Jahren
Andy Schmid ist ein ungeduldiger Mensch. Das hat der Nati-Trainer auch während dieser Handball-WM im Rahmen einer Medienkonferenz noch einmal betont. Mit seiner Equipe ist er selten lange zusammen, kann sie nur bedingt weiterentwickeln.
Ein Steigerungslauf der Schweiz
Was möglich ist, wenn diese Truppe zwei Wochen am Stück zusammen ist, zeigt sich im dänischen Herning. Die Schweiz findet gegen Tschechien in der Defensive zwar überzeugend ins Turnier, offenbart aber gleichzeitig auch offensive Mängel. Danach steigert sie sich gegen Deutschland, obwohl es eine knappe Niederlage gibt. Im Spiel um den Einzug in die Hauptrunde gegen Polen übersteht sie heikle Phasen, lässt sich auch von einem 1:7-Lauf gegen sich nicht beirren. Das ist umso erstaunlicher, wenn man weiss, dass die Schweiz mit einem Altersdurchschnitt von 24,3 Jahren das jüngste Team an der WM gestellt hat.
Dem überzeugenden Sieg gegen Tunesien zum Start der Hauptrunde folgt eine ebenso klare Niederlage gegen die Handball-Übermacht Dänemark. Gleichwohl ist es während dieser zwei Wochen ein Steigerungslauf der Nati.
Vor der abschliessenden Partie gegen Italien sprechen die Schweizer vom «Grande Finale», weil sie sich hinter den beiden Viertelfinalisten Dänemark und Deutschland den 3. Gruppenrang sichern und damit unter die Top 12 der Welt wollen.
Und dann ziehen sie gegen die Publikumslieblinge aus dem Süden, die ebenfalls ein starkes Turnier gezeigt und dabei Algerien, Tunesien und Tschechien bezwungen haben, eine abgezockte Leistung.
Drei Spieler, die alle keine einfache Zeit hinter sich haben, gilt es dabei besonders hervorzuheben.
Sie führen die Schweiz zum abschliessenden Sieg
Erstens Lenny Rubin. Nachdem sich SpielmacherManuel Zehnder am Yellow Cup verletzte, war schnell klar: Lenny Rubin muss mehr Verantwortung im Angriff übernehmen. Der Thuner musste vor dem Turnier mit seinem Verein Stuttgart lange untendurch und auch in der Nati kommt es zur Auseinandersetzung mit Andy Schmid. In Dänemark ist Rubin aber feurig, mimt die offensive Lebensversicherung, erzielt sagenhafte vierzig Tore. Damit gehört er zwischenzeitlich zu den Top 3 des Turniers. Auch im letzten Spiel gegen die Italiener, die keine Körner mehr im Tank haben, läuft er auf Hochtouren und trifft neunfach.
Zweitens Dimitrij Küttel. In der zweiten Halbzeit übersteht die Schweiz eine Situation in doppelter Unterzahl fast unbeschadet und zieht dank drei aufeinanderfolgenden Toren des 30-jährigen Aargauers wieder davon und biegt auf die Siegerstrasse ab. Doch Küttel glänzt auch mit Übersicht, mit Ruhe und Pässen hinter dem Rücken zu Flügelkollege Gino Steenaerts. Nach einer schwierigen Zeit bei seinem Klub Kriens-Luzern hat der Linkshänder an der WM eindrucksvoll bewiesen, was er drauf hat.
Drittens Nikola Portner. Zuerst ist da eine mehrmonatige Dopingsperre, dann wird sie aufgehoben. Doch weiterhin läuft ein Verfahren gegen den 31-Jährigen, den Ältesten im Schweizer Team. Als er wieder auf der Platte steht, bekommt er bei Magdeburg weniger Spielzeit. Doch der Schweizer Captain ist auch ein Mentalitätsmonster. Phasenweise weiss er sein Tor zu vernageln, ist genau jener Rückhalt, den die junge Mannschaft braucht. Gegen Italien wehrt er noch einmal neun Würfe ab, die Abwehrquote von 36 Prozent ist ausgezeichnet.
Weil diese drei Akteure den Italienern ganz deutlich die Grenzen aufzeigen, siegt die Schweiz ungefährdet mit 33:25. Damit wird sie sich unter den besten zwölf Teams dieser WM klassieren. Sie ist so gut wie seit 1995 nicht mehr.