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Wie der ehemalige Migros Aare-Chef Anton Gäumann 100 Millionen in den Sand setzte
Noch im Frühling 2020 liess sich Anton Gäumann, damals noch Migros-Aare-Chef, auf der Baustelle der Logistikplattform 2030 in Schönbühl, Kanton Bern, ablichten. Gegenüber der Presse feierte die Migros den 250-Millionen-Bau als eine der grössten Plattformen für Frischlogistik schweizweit. Die Anlage beliefert 170 Filialen der Region Aargau und Solothurn mit frischen, gekühlten Produkten wie Früchten, Gemüse, Milch, Fleisch und Brot.
Das Millionen-Grab der Migros Aare
Nun macht die Migros den grössten Umbau ihrer Geschichte. Sie fokussiert auf ihr Kerngeschäft und spaltet alles andere ab, wie zuletzt dieObi-Filialen. Wie das «System Migros» jahrzehntelang funktioniert hat, hat SRF in einem Dok-Film recherchiert, am Donnerstag ausgestrahlt.
Was der Film zeigt: Die schlechten Zahlen der Migros im Jahr 2023 sind hausgemacht. 500 Millionen Franken musste der Konzern abschreiben. Im Zentrum der Misere: die Migros Aare und ihr damaliger Chef Anton Gäumann. Sie allein sind für einen Abschreiber von 100 Millionen Franken verantwortlich.
Als das Verteilzentrum im Herbst 2024 eröffnete, hatte Gäumann den Chefsessel bereits geräumt. 2021 musste der Chef der grössten Regionalgenossenschaft nach 35 Jahren gehen, weil er seiner Ehefrau Aufträge zugeschanzt hatte. Doch Gäumann hinterliess weit mehr als eine kurze Vakanz auf dem Aare-Chef-Posten.
Er hatte das Verteilzentrum viel zu gross geplant. Der Neubau hat ein Volumen von 160’000 Kubikmetern. Ein Mega-Kühlschrank der Superlative, wie «Blick» ihn nannte. Die Migros Aare entstand 1998 aus einer Fusion der Genossenschaften Bern und Aargau/Solothurn. Deshalb stammt das Projekt, obschon in Schönbühl, von der Migros Aare.
Gebaut ohne Absprache mit andern Regionen
Der Ex-Aare-Chef hatte damit gerechnet, dass auch die Genossenschaften Basel und Neuenburg/Fribourg ihre Ware von der Verteilzentrale Aare beziehen würden, sagen ehemalige Kader der Migros Aare. Nur: Die Kollegen wurden erst gefragt, als das Mammutprojekt schon im Bau war. Und sie sagten ab.
Sie bestanden auf ihre Unabhängigkeit, da sie sonst in ihren Stammlanden hätten Jobs abbauen müssen. Das wollten sie nicht. Heute zeigt sich: Die Anlage wurde viel zu gross dimensioniert. Ein Drittel der Anlage soll leer stehen.
Guido Rast, Chef der Migros Luzern, bestätigt den Sachverhalt gegenüber SRF: «Es ist nicht alles ideal gelaufen, weil gebaut wurde, ohne dass die Genossenschaften ein Commitment gegeben hatten.» Anton Gäumann wollte sich nicht zum Sachverhalt äussern. Die Migros kommentiert die Zahlen nicht.