Gemeinschaftskonzert HSLU – Musik und Luzerner Sinfonieorchester: Die motivierende Wirkung von Vorbildern
Es sind nur rund zweieinhalb Kilometer und doch. Die Distanz zwischen dem Campus der HSLU Musik und dem KKL steht sinnbildlich für den Weg der Studierenden in das professionelle Berufsleben. Die Klassikabteilung geht diesen symbolischen Schritt jedes Studienjahr mit zwei Konzerthöhepunkten, dem Solistenkonzert und dem Gemeinschaftskonzert mit dem Luzerner Sinfonieorchester anlässlich des Festivals Szenenwechsel.
Am Donnerstagabend war es wieder so weit. In Anwesenheit von Hochschulrektorin Barbara Bader und Departementsleiter Musik Valentin Gloor sitzen Masterstudierende und Orchestermusikerinnen und -musiker Seite an Seite auf der grossen Bühne. Unter dem Titel «Von Walzern und Wogen» stehen anspruchsvolle Werke von Maurice Ravel, Claude Debussy und Richard Strauss auf dem Programm.
Inspiration durch die Präsenz der Vorbilder
Gloor spricht in seiner Begrüssung von Inspiration. Davon, dass diese zunehmend ohne gemeinsame Präsenz und Auseinandersetzung erwartet werde. Und davon, dass sie doch gerade durch Gespräche und die Zusammenarbeit mit Vorbildern beim Wachsen helfe. Ob er die Probenarbeit im Vorfeld beobachtet hatte, weiss man nicht. Aber gerade die Stichworte Präsenz und Vorbilder sollen sich im nachfolgenden Konzert besonders hervortun.
Jeden Schwank in Ravels Orchesterfassung der «Valses nobles et sentimentales» wird ausgekostet, mal schwerfällig torkelnd, mal verträumt und mit Schleier überlegt. Etwas dumpf, beginnt man sich zu denken, als Dirigent Fabien Gabel in einem ersten wohldosierten Höhepunkt der Perkussion und dem Blech das Parkett überlässt, bevor flirrende Violinen den Nachtgesang der Celli und Holzbläser begleiten.
Natürlich sind die wichtigsten Solopositionen (bis auf die kompetente Solooboe – noch Bachelorstudentin) durch die Profis des Sinfonieorchesters besetzt. Doch das hindert die engagierten Studentinnen und Studenten nicht daran, vollen Einsatz zu geben.
Etwas mehr des Ravel-Schleiers hätte man sich dabei für Debussys «La mer» gewünscht. Die ohne Zweifel diszipliniert geübte Partitur kommt hier allzu konkret daher, die rhythmischen Verschiebungen haben nicht ganz die Elastizität, die das Gemeinschaftsorchester im restlichen Programm vorzuweisen vermag. Die Gelassenheit der erfahrenen Profis im Wellengang färbt erst mit der Zeit ab, wenn sich im Jeux de vagues die Schaumkronen überschlagen und durch die einzelnen Stimmen jagen.
Platz für grosse Solomomente
Die Rosenkavalier-Suite von Strauss birgt dann zuletzt noch die Gelegenheit, sich solistisch zu zeigen. Das beginnt beim Hornmonument zu Beginn und setzt sich mit mehrstimmigen Streichersoli, bei denen auch Studentinnen involviert sind, fort. Ermutigende Blicke und diskrete Applausgesten der Profis nach den Einzelleistungen motivieren weiter.
Unter Gabels sanfter Hand schwelgt das Publikum noch einmal in der Gefälligkeit des «Walzer des Baron Ochs». Es ist eine romantisch reminiszente Rutschpartie für Streicher und Flöte, in der Konzertmeister Gregory Ahss – ganz Vorbild – den idealen Geigenklang demonstriert. Noch einmal einer dieser herausgezögerten Höhepunkte, Crescendi bis nah an den Abgrund und dann zwei Gongschläge. Der Abend endet, wie er begonnen hat: mit einem torkelnden, walzertanzenden Riesen.