Pleiten, Pech und Pannen: Was beim Notkraftwerk Birr schon alles schiefgelaufen ist
Die acht Turbinen, die auf einem Parkplatz neben dem Bahnhof von Birr AG stehen, sind eine Versicherung für den Notfall. Sollte der Schweiz der Strom ausgehen, kämen sie zum Einsatz.
Doch die Versicherung hat ein Ablaufdatum. Ende 2026 läuft die Bewilligung für das Reservekraftwerk Birr aus. Auf die Frage, wie es danach weitergeht, hat Energieminister Albert Rösti noch immer keine Antwort. Und das Ringen um eine Nachfolgelösung ist nur ein Kapitel in einer Geschichte voller Pleiten und Pannen rund ums Reservekraftwerk.
Zu spät parat
Zu ersten Problemen kommt es schon während des Baus des umstrittenen Reservekraftwerks. Eigentlich hätten die Gasturbinen Mitte Februar 2023 einsatzbereit sein sollen. Doch der Anschluss ans Stromnetz gestaltete sich komplizierter als gedacht, weshalb die Anlage erst Ende März komplett parat ist. Anwohner und Klimaschützer hatten zuvor vergebens gegen die Anlage demonstriert – unter anderem, weil sie nah an einer Wohnanlage liegt und Anwohner Lärm befürchteten.
Schlappe vor Gericht
Knapp ein Jahr später folgt ein vernichtendes Gerichtsurteil: Das Bundesverwaltungsgericht gibt der Klage einer Anwohnerin recht.Es kommt zum Schluss, dass die Bewilligung fürs Notkraftwerk illegal war.
Aus Sicht des Gerichts waren die Voraussetzungen für die Bewilligung damals nicht gegeben. Der Bundesrat, damals noch unter Energieministerin Simonetta Sommaruga, konnte nicht belegen, dass im Winter 2022/23 tatsächlich eine schwere Strommangellage bestanden hat. Das aber wäre Voraussetzung gewesen, dass ein solches Gaskraftwerk hätte bewilligt werden dürfen.
Brand setzt Kraftwerk ausser Gefecht
Fast zeitgleich zur richterlichen Klatsche kommt’s im Februar 2024 zu einem zwar kleinen, aber folgenschweren Feuer. Ein Kabelbrand bei einer Schaltanlage beschädigt den Netzanschluss des Reservekraftwerks. Fast ein halbes Jahr ist die Anlage in der Folge nicht einsatzbereit.Die Reparaturkosten: 2 Millionen Franken.
Weiterbetrieb viel teurer als gedacht
Um auch über 2026 hinaus für den Notfall gerüstet zu sein, hat der Bund bereits 2023 eine neue Ausschreibung für den Betrieb von Reservekraftwerken gestartet. Wegen zu weniger Interessenten wurde die Eingabefrist verlängert. Doch vergangenen Sommer zieht man dann die Reissleine. Der Grund: Die eingegangenen Offerten sind viel höher als vom Bund erwartet. Der Bund kündigt daraufhin an, direkt mit möglichen Betreibern zu verhandeln.
Nun läuft dem Bund langsam aber sicher die Zeit davon. Die Pleiten- und Pannenserie reisst nicht ab.