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Wie die Welt sich von den Klimazielen entfernt – und warum Chinas Energieverschleiss auch unsere Schuld ist

Die CO2-Emissionen nehmen global weiter zu, insbesondere in China und Indien. Doch zumindest in der Volksrepublik tut sich was in Richtung erneuerbarer Strommix.

«Der Menschheit wird es nicht gelingen, die Erderwärmung auf 2 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu beschränken». Das sagte der US-KlimaforscherJames Hansen kürzlich in einem Webinar zu seiner neusten Studie, in der gezeigt wurde, dass das Wetter immer schneller immer extremer wird. Hansen warnte bereits in den 80er-Jahren vor dem Treibhauseffekt. Mit seiner aktuellen Aussage offizialisiert er einen Verdacht, den viele bereits hatten: Die aktuellen Klima-Massnahmen greifen zu wenig.

Schon immer war das Klimaziel äusserst ambitioniert, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Der weltweite CO₂-Ausstoss hätte rigoros reduziert werden müssen. Schon vor sieben Jahren schien dieses Vorhaben fast utopisch, doch es bestand noch ein Hauch von Hoffnung.

Doch nun veranschaulichen aktualisierte Daten, dass die weltweiten CO₂-Emissionen seit der Jahrtausendwende viel stärker gestiegen waren als bislang angenommen. So veranschaulicht die neue Grafik still und grausam, wie wir uns in die falsche Richtung bewegen.

Welche Anstrengungen tatsächlich nötig gewesen wären, zeigt das Covid-Jahr 2020. Aufgrund der Pandemie stotterte der Motor der Weltwirtschaft. Viele Fabriken standen vorübergehend still, der Tourismus lahmte und viele Arbeitnehmer wurden ins Homeoffice verbannt. Die Folgen waren frappant. Ohne Covid-Kredite wären (auch hierzulande) viele Geschäfte dem Untergang geweiht gewesen.

Dass die Wirtschaft einen Gang herunterschaltete, zeigte seine Wirkung: Während des Pandemiejahres sank der weltweite CO₂-Ausstoss ziemlich genau um die Menge, die für das 1.5-Grad-Klimaziel nötig gewesen wäre.

2020 sank der weltweite CO2-Ausstoss gemäss den Vorgaben der Pariser Klimaziele. Aber nur während eines Jahres.
Bild: watson

Nach den Erfahrungen mit der Pandemie scheint beinahe unvorstellbar, wie dieselben Einsparungen Jahr für Jahr während der nächsten zwei Jahrzehnte hätten fortgesetzt werden können. Die Abkehr von den fossilen Brennstoffen erfolgt dermassen zögerlich, dass dies ohne massivste Einbussen der weltweiten Wirtschaftsleistung nicht gelungen wäre.

Doch liegt wirklich alles im Argen? Hoffnung macht, dass diverse Nationen ihren CO₂-Ausstoss nicht mehr vergrössern oder gar verringern. Dazu gehören die USA, der Euro-Raum inklusive Schweiz, und auch Japan. Weil China und Indien aber weiterhin enorm zulegen, nimmt global der Ausstoss an CO₂ zu.

Wer reduziert seinen CO₂-Ausstoss – und wer nicht? Der Fall ist klar.
<em>Bild: screenshot IAE</em>

Selbstzufrieden mit dem Finger nach Asien zeigen, wäre indes vermessen. Ein Grossteil unserer Konsumgüter wird in China produziert. Ein entsprechend anderes Bild zeigt deshalb eine Karte, in der die importierten CO₂-Emissionen abgebildet werden. Hier sticht die Schweiz als tiefroter Punkt in Europa als grosser Sünder heraus.

CO2-Emissionen unter Berücksichtigung des Handels

China und Indien produzieren vorwiegend fürs Ausland. Auch für die Schweiz.
Screenshot: <a target=“_blank“ rel=“nofollow“ href=“https://ourworldindata.org/co2-emissions-metrics“>Our world in data</a>

Herr und Frau Schweizer müssen sich an der Nase nehmen. Dreiviertel aller jungen SchweizerInnenbestellen bei chinesischen Billighändlern. Solange China weiterhin massiv auf Kohlekraftwerke setzt, werden Produkte aus dem Land der Mitte entsprechend «dreckig» hergestellt. China setzt zwar immer mehr auf günstigeren Wind- und Solarstrom. Noch überwiegt allerdings Kohlestrom. Von einer echten Trendwende kann noch nicht gesprochen werden.

Chinas Ausbau der Energieleistung ist massiv. Leider vor allem mit Hilfe von Kohlestrom.
Bild: <a target=“_blank“ rel=“nofollow“ href=“https://ember-energy.org/data/electricity-data-explorer/“>Screenshot Ember</a>

Etwas Anlass zur Hoffnung gibt Chinas Strommix. Dieser neigt sich langsam, aber erkennbar, in Richtung Erneuerbare. Solange weitere Kohlekraftwerke hinzukommen, steigen auch die weltweiten CO₂-Emissionen.

Die Klimaziele von Paris, das muss man an dieser Stelle klar festhalten, sind reine Makulatur.