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Hubertus von Hohenlohe: Er ist der populärste Farbtupfer der Ski-Welt

Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an – und da endet die Karriere. Hubertus von Hohenlohe nimmt in Saalbach zum 21. Mal an einer Ski-WM teil. Und wieder mal sagt die mexikanische Legende, es sei seine letzte Weltmeisterschaft.

Rang 83 von 132 Teilnehmern in der Qualifikation für den WM-Riesenslalom, mit 45,25 Sekunden Rückstand auf den Schnellsten dieses Rennens. Das sind die Fakten. Aber wen interessieren die schon, wenn es um ihn geht: Hubertus von Hohenlohe, einen Mann, den einfach jeder mag. Die Medaillen gewinnen die anderen, die Herzen gewinnt er.

66 Jahre alt ist der Rennfahrer mit blauem Blut, der für Mexiko an den Start geht, mittlerweile. Mit dem Begriff «Legende» wird oft etwas gar vorschnell umgegangen, aber auf ihn trifft diese Bezeichnung ganz eindeutig zu. 1982 war von Hohenlohe zum ersten Mal an einer Ski-WM dabei – vor 43 Jahren. «Wir nennen ihn Gründer, Ski-Legende, Athlet und vieles mehr. Wir sind froh, dass er Mexiko repräsentiert», sagte Carlos Pruneda, der Präsident des mexikanischen Skiverbandsim «Kurier».

Später Kampf um FIS-Punkte

In Saalbach sagte erim Gespräch mit «Heute.at», er sei der einzige, der schon 1991 die WM an diesem Ort bestritten habe. «Ich erinnere mich noch an alles, aber die Dimension hat sich zu damals mindestens verfünffacht. Es ist alles so viel grösser, crazy.»

Dass er keine Chancen auf eine Qualifikation für den WM-Riesenslalom mit 100 Teilnehmern haben würde, wusste er schon im Vorfeld. Schliesslich habe er in den vergangenen zwei Jahren kein Rennen bestritten, sagte Hubertus von Hohenlohe.

Hubertus von Hohenlohe in der WM-Abfahrt 1987 in Crans-Montana. Er wird 46. mit neun Sekunden Rückstand auf Peter Müller.
Bild: Imago

Erst zwei Wochen vor der WM habe er noch versucht, die nötigen FIS-Punkte zu ergattern. «Ich bin in einer Nacht-und-Nebel-Aktion nach Sarajewo gefahren, dort habe ich vor 41 Jahren an meinen ersten Olympischen Spielen teilgenommen»,erzählte er dem «Spiegel» in einem Interview.«Ich dachte, da wären Riesenslalom-Rennen, aber es waren Slaloms, ich bin ausgeschieden. Dann bin ich rüber nach Kupres in Bosnien und Herzegowina, dachte, ich könnte da starten, Punkte holen und mich so direkt für die WM-Rennen qualifizieren.»

Doch auch dieser Plan versandete, wortwörtlich. Auf der Piste habe es kaum Schnee gehabt, dafür Saharastaub. Bei Regen und Wind habe er vernünftig entschieden: «Links und rechts war Wald, kein Schnee. Dann habe ich mir gedacht: Da kann ich nicht runterfahren, wenn was passiert, lande ich im Wald, da waren keine Netze.»

«Irgendwann muss mal Schluss sein»

Und so startete Hubertus von Hohenlohe halt nur mit Training in Saalbach und natürlich mit all seiner Routine ins WM-Qualifikationsrennen am Donnerstag. Dieser Auftritt, diese 2 Minuten, 27 Sekunden und 76 Hundertstelsekunden, war wahrscheinlich sein zweitletzter auf dieser Bühne, falls er auch die Slalom-Qualifikation am Samstag bestreitet.

Der 66-jährige Fan-Liebling posiert in Saalbach mit Zuschauern.
Bild: ORF

Vom Rücktritt sprach er zwar schon oft, aber nun scheint er wirklich zu kommen. «Irgendwann muss mal Schluss sein», sagte der Kosmopolit im «Spiegel». Er habe sich immer fit gehalten. «Klar habe ich meine Wehwehchen wie alle, aber es ist besser, Sport zu treiben als gar nichts zu tun. Aber es ist anstrengend, sich jedes Mal wieder fitzumachen für den Winter.» Von Hohenlohe ist Fotograf, Sänger, Designer, Künstler. Im Sommer sei er viel unterwegs. «Und dann mithalten mit den jungen Sportlern, die das ganze Jahr trainieren? Nein, das geht nicht.»

Nachfolger am Start

Mit Alessandro Cantele ist Mexiko dennoch im WM-Riesenslalom vertreten. Der 20-Jährige ist in Saalbach erstmals an einer Weltmeisterschaft dabei und staunt, wenn er mit seinem Teamkollegen unterwegs ist. «Hier will jeder ein Foto mit ihm machen, er ist eine Legende»,sagte Cantele im ORF. Hubertus von Hohenlohe sei für ihn eine Inspiration.n

Der vielleicht populärste Farbtupfer der Ski-Welt geniesst seine Beliebtheit. «So wie mich die Leute feiern, habe ich habe das Gefühl, ich sei Franz Klammer. Dabei war der mein Idol und ich habe überhaupt nichts gerissen.» Das Fazit von Hubertus von Hohenlohe: «Genial, mit so wenig Leistung so viele Fans zu haben.»

Ein Mann von Welt: Von Hohenlohe 1989 in Kitzbühel.
Bild: Imago

Die besten Resultate feierte von Hohenlohe zu Beginn seiner Laufbahn. Anfang der 1980er-Jahre schaffte er es im Weltcup sechs Mal in die Top Ten – stets in der Kombination und fast immer, weil es gar nicht mehr Teilnehmer gab. Aber immerhin musste er dazu die Lauberhorn-Abfahrt bezwingen, und alleine das zu schaffen, ist eine Auszeichnung. «Meine Ski-Karriere ist mehr ein Gesamtkunstwerk als eine sportliche Leistung», sagt Hubertus von Hohenlohe im Jahr 2021.

Gentleman-Racer mit Stil

Dass im Sport die Ergebnisse nicht immer alles sind, weiss Hubertus von Hohenlohe schon lange. «Wenn ich auf verlorenem Posten bin, will ich mich zumindest mit Stil präsentieren, als Gentleman-Racer.» Und so wird er der Ski-Welt als der Exot in Erinnerung bleiben, der seinen Sport mit allem Ernst betrieb, dabei aber nie vergass, weshalb er das machte: Weil es einfach zu viel Spass macht, um damit aufzuhören.

Bei den Olympischen Spielen im nächsten Winter will er nicht starten. Er ärgert sich darüber, dass gar kein Olympia-Feeling aufkommen könne, weil die Skirennen weit weg von Mailand und Cortina in Bormio stattfinden.

Doch wer weiss: Vielleicht steht der Adlige in zwei Jahren an der Ski-WM 2027 in Crans-Montana – vier Jahrzehnte nach seiner ersten WM dort und dann mit 68 Jahren – allen Rücktrittsbeteuerungen zum Trotz doch wieder am Start. Denn wenn jemand bewiesen hat, dass Karriereenden nicht in Stein gemeisselt sind, dann Hubertus von Hohenlohe.

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