
Anschlag in München: Hinweise auf islamistisches Motiv
Drei Attentate hat Deutschland allein in den letzten drei Monaten erlebt: Am 20. Dezember in Magdeburg, am 22. Januar in Aschaffenburg und am Donnerstag in München. Die Täter waren in allen drei Fällen als Asylbewerber in die Bundesrepublik eingereist.
In München war am Donnerstagvormittag gegen 10.30 Uhr ein 24-jähriger Afghane mit einem Kleinwagen in eine Gewerkschaftskundgebung gerast. 36 Personen wurden verletzt, mindestens acht davon schwer. Getötet wurde niemand, doch schwebte ein Kind am Freitag noch in Lebensgefahr, wie der bayrische Innenminister Joachim Hermann bekannt gab.
Eigentlich hätte er ausreisen sollen
Einiges deutet darauf hin, dass der Attentäter Farhad N. aus einem islamistischen Motiv heraus gehandelt hat: Auf seinem Handy fanden die Ermittler Inhalte mit «islamistischer Ausrichtung». Angehörigen habe er in einem Chat geschrieben: «Vielleicht bin ich morgen nicht mehr da.» Unmittelbar nach dem Anschlag soll er «Allahu akbar» («Gott ist gross») gerufen haben. Einer extremistischen Organisation gehörte er laut derzeitigen Erkenntnissen aber nicht an.
Laut Polizei reiste N. 2016 als unbegleiteter Flüchtling über Italien nach Deutschland ein. 2020 wurde sein Asylantrag abgelehnt. Wie der «Spiegel» berichtet, sei er seit Dezember 2020 «vollziehbar ausreisepflichtig» gewesen, doch sei eine Ausschaffung nicht mehr möglich gewesen, nachdem die Taliban im Sommer 2021 die Macht in Afghanistan übernommen hatten. Das deutsche Bundesamt für Migration betrachtet Afghanistan nicht als sicheres Herkunftsland.
Im Oktober 2021 erteilte die Stadt München dem Mann eine Aufenthaltserlaubnis. Er sei zur Schule gegangen und habe eine Berufsausbildung gemacht, gab die Polizei bekannt. Auf sozialen Netzwerken inszenierte er sich als Bodybuilder, teilte aber auch islamistische Inhalte. Zuletzt war er als Ladendetektiv tätig.
Im Wahlkampf ertönt der Ruf nach Härte
Laut Polizei geriet Farhad N. mindestens einmal mit dem Gesetz in Konflikt: So meldete er sich arbeitslos, verschwieg später aber dem Arbeitsamt die Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit. Ein Verfahren wegen Betrugs wurde gegen eine Geldauflage eingestellt.
Deutsche Politiker gaben sich nach dem Attentat betroffen. Einige Äusserungen schienen vom laufenden Wahlkampf geprägt zu sein: So kündigte Innenministerin Nancy Faeser an, der Täter werde die «maximale Härte» des Rechtsstaats spüren. Schon jetzt sei Deutschland das einzige Land in Europa, das trotz der Taliban-Herrschaft Personen nach Afghanistan ausschaffe, sagte die Sozialdemokratin.(hfm)