
Warum die SP eine 38-Stunden-Woche fordert und warum Öko-Heizungen floppen – die News aus der Sonntagspresse
Die Service-Citoyen-Initiative will eine Dienstpflicht für alle: Schweizerinnen und Schweizer sollen einen Dienst an der Gesellschaft und der Umwelt leisten müssen. Die Initiative fällt beim Bundesrat durch, der sie ohne Gegenvorschlag ablehnt, und dürfte auch im Parlament keinen Rückhalt finden. Allerdings wird das Parlament über einen indirekten Gegenvorschlag diskutieren.
Denn die SP bringt in der des Nationalrats als Alternative zum obligatorischen Bürgerdienst die schweizweite Einführung der 38-Stunden-Woche ins Spiel, das schreibt derSonntagsblick. Die Verbindung: Die Sozialdemokraten glauben, dass sich viele Menschen im Land gerne stärker gesellschaftlich engagieren würden, dafür wegen der hohen Arbeitslast aber keine Zeit und Energie finden.
Die Forderung, die wöchentliche Maximalarbeitszeit bei 38 Stunden zu deckeln, ist radikal, aber nicht neu. Vor zwei Jahren ist die SP bereits mit einem Vorstoss für eine 35-Stunden-Woche im Parlament aufgelaufen. Doch die Linke trifft mit dem gewerkschaftlichen Anliegen einer verkürzten Arbeitszeit den Zeitgeist.
Gemeinden und Kantone diskutieren über kürzere Arbeitswochen, Unternehmen verschiedener Branchen führen die 4-Tage-Woche ein, um für Arbeitnehmende in Zeiten von Fachkräftemangel attraktiv zu bleiben. Auch öffentliche Spitäler versuchen, dem Pflegenotstand mit attraktiveren Arbeitszeitmodellen entgegenzuwirken.
Allerdings dürfte die SP-Forderung im Parlament erneut krachend scheitern – unter anderem an der Frage nach der Finanzierung. Kürzere Arbeitszeit bei gleichem Lohn bedeutet in vielen Berufen, dass mehr Personal angestellt werden muss, beispielsweise im Verkauf, der sich nach Öffnungszeiten richtet. Doch die SP wittert aufgrund der Entwicklung der letzten Jahre Aufwind und will nicht aufgeben, auch nicht bei einer erneuten Niederlage im Parlament. Der nächste Schritt wäre wohl eine Volksinitiative.
Markus Ritter macht Druck: Bauernverband will verbotene Pestizide einsetzen
Im Vordergrund kämpft Bauern-Chef Markus Ritter um den Einzug in den Bundesrat. Vor Mikrofonen und Kameras erklärt er, wie er sich den Rollenwechsel vom Präsidenten des Bauernverbands zum VBS-Chef vorstellt. Im Hintergrund lobbyiert Ritters Bauernverband für Lockerungen beim Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft.
Am Montag beschäftigt sich die Wirtschaftskommission des Nationalrats mit einer einfacheren Zulassung von Pflanzenschutzmitteln. Die geplante Gesetzesänderung ist weitreichend: Pestizide, die in der EU zugelassen sind, sollen ohne weiteres Prüfungsverfahren auch in der Schweiz eingesetzt werden dürfen.
Dadurch würden potenziell etliche neue Wirkstoffe in der Schweizer Landwirtschaft ausgebracht, zum Entsetzen von Umweltorganisationen und Wasserversorgern. Sie warnen vor der Gefahr, dass weitere hochtoxische Stoffe im Grundwasser landen und das Trinkwasser verschmutzen.
Dem Bauernverband auf der anderen Seite geht diese vereinfachte Zulassung von Pflanzenschutzmitteln noch zu wenig weit. Das geht aus einem Schreiben an die Mitglieder der Wirtschaftskommission hervor, das SonntagsBlick vorliegt. Darin fordert der Verband von Präsident Ritter, der selber in der Kommission sitzt, dass auch bereits verbotene Pestizide in der Schweiz wieder eingesetzt werden dürfen – so lange, bis ein gleichwertig wirksames Mittel zugelassen wurde.
So könnten Wirkstoffe wieder zum Einsatz kommen, die vom Bund gestrichen wurden, weil sie potenziell krebserzeugend sind. Ritter selbst schweigt zu den Forderungen seiner Agrarlobby. Der Direktor des Bauernverbands, Martin Rufer, verteidigt an seiner Stelle die Forderung nach einer Abschwächung des Pestizidverbots. Diese sei als Hilferuf der Branche gedacht, als Druckmittel, damit es mit der Zulassung moderner Pflanzenschutzmittel endlich vorwärtsgehe.
Energie: Die grüne Euphorie ist vorbei
Noch vor einem Jahr schien die Energiewende unaufhaltsam: Rekordzahlen bei Solaranlagen, Elektromobilität war im Aufwind. Und der Neubau fossiler Heizungen schien beinahe schon gestoppt, dafür boomten umweltfreundliche Wämepumpen. Doch nun zeigt sich auf einmal ein ganz anderes Bild: Die Öko-Heizungen floppen, E-Autoverkäufe gehen zurück und in den Auftragsbüchern der Solarbranche klaffen Löcher.
Besonders drastisch ist die Entwicklung im Heizungsmarkt. Laut bisher unveröffentlichten Zahlen des Verbands Gebäudeklima Schweiz wurden im letzten Jahr 7320 neue Öl- und Gasheizungen verkauft – ein Anstieg um 14 Prozent. Das zeigen Recherchen der Sonntagszeitung.
Dafür brach die Zahl der verkauften umweltfreundlichen Wärmepumpen 2024 um 30 Prozent ein. Laut dem Branchenverband mussten etliche Unternehmen bereits Mitarbeitende entlassen. Auch die E-Mobilität verliert stark an Schwung: Gemäss den diese Woche publizierten Zahlen ging der Verkauf von Elektroautos um 12,5 Prozent zurück. Die Nachfrage nach Verbrennungsmotoren hingegen blieb nahezu stabil.