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Göla mit Rettungshelikopter in Boniswil: Der Musiker spielt den 144-Song, die Kinder lernen das Reanimieren

Der Rockmusiker Gölä, ein Rettungshelikopter und ein Workshop in der Notrettung. Der Start der Initiative «Kinder lernen retten» in Boniswil war spektakulär. Nun soll der Anlass nicht nur im Aargau, sondern in der ganzen Schweiz stattfinden.

Ein Rettungshelikopter landet auf dem Sportplatz hinter der Primarschule Boniswil. Die Schülerinnen und Schüler winken, als ein Windstoss über den Platz fegt, halten sie sich die Mützen. Für sie ist es ein Spektakel.

Für Jürg Fleischmann ist es ein Coup. Er ist der Pilot, Geschäftsinhaber der Alpine Air Ambulance (AAA) und hat den Anlass initiiert. In Boniswil startet an diesem Donnerstagmorgen die Initiative «Kinder lernen retten». Deren Ziel: die Notrufnummer bekannt zu machen und die Kinder für Rettungsaktionen zu sensibilisieren. Auch Fleischmanns Unternehmen wird mit den Farben Gelb und Blau prominent beworben.

Im Zentrum der Aktion steht das Lied «144-Song». Dieses feierte in der Sendung «SRF bi de Lüt» Premiere. Das Stück singt der Rocker Gölä zusammen mit der Musikgruppe Schwiizergoofe. Auf Youtube wurde der Song in zwei Wochen bereits 62’000 Mal aufgerufen.

Gölä ist in Boniswil eher Statist als Star

Dieser Gölä steigt hinter Jürg Fleischmann in Boniswil nun aus dem Helikopter. Für die Schülerinnen und Schüler ist es eine Überraschung. Schule und Gemeinde hatten den Musiker nicht angekündigt. «Es war bis am Schluss nicht ganz sicher, ob Gölä wirklich kommen kann», erklärt Frau Vizeammann Monika Hermann. Zudem habe man keinen Gölä-Anlass, die Lebensrettung sollte im Zentrum stehen.

Sie spannen für die Initiative «Kinder lernen retten» zusammen (v. l): Jürg Fleischmann, Ellie Schallberger von den Schwiizergoofen und Gölä.
Bild: Raphaël Dupain

Entsprechend kurz ist Göläs Auftritt. Mit akustischer Gitarre steht er im Helikopter und spielt im Playback den 144-Song. Vor ihm singen und tanzen die Schwiizergoofen den Song. Staunend schauen die Schulkinder zu. Auch rund fünfzig Schaulustige haben sich am Rand des Platzes versammelt.

Dass Gölä dafür extra nach Boniswil fliegt, liegt wohl daran, dass der Geschäftsleiter der AAA und der Musiker befreundet sind. Seit 20 Jahren würden sie sich kennen, sagt Fleischmann. Und Gölä erklärt vor dem Publikum: «Wenn man mit Jüre fliegt, muss man nie Angst haben.»

Frau Vizeammann Hermann freut sich über den Auftritt. Dass die Initiative in Boniswil startet, sei Zufall, sagt sie. Fleischmann ergänzt, klar gewesen sei nur, dass man im Aargau beginne, da die Maschinen der Alpine Air Ambulance auf dem Flugplatz Birrfeld stationiert seien.

Schulkinder üben das Wiederbeleben

Danach werden auch die Schulkinder aktiv, ganz nach dem Namen der Initiative: «Kinder lernen retten». Für den Workshop begeben sich die 4.- bis 6.-Klässler in die Turnhalle. Dort lernen sie von Rettungsleuten, wie sie in Notfallsituationen reagieren müssen. Sie üben die Seitenlage, versuchen an Tennisbällen die Herzmassage und mit Luftballons das Beatmen. Passend zum Song murmeln die Schulkinder zur Übung: «Eins, vier, vier und eins, vier, vier.»

Die beiden 4.-Klässler Andrin Baumann und Rayden Mahendran sind vom Workshop begeistert. Von der Helilandung bis zur Herzmassage: «Es ist alles ein Highlight», sagt Andrin Baumann. Den Song könne er schon fast auswendig, und auch für Notfälle fühle er sich nun besser gerüstet.

Die beiden 4.-Klässler Andrin Baumann und Rayden Mahendran (v. l.) haben am Workshop einiges gelernt.
Bild: Raphaël Dupain

Künftig soll der Anlass an Schulen in der ganzen Schweiz stattfinden, dann aber nur als Workshop, ohne Auftritt von Gölä. Für «Kinder lernen retten» gebe es eine Warteliste, so Marion Gredig, die Leiterin für Kommunikation bei der Alpine Air Ambulance. Zwölf Schulen hätten bereits Interesse bekundet.

Eine wichtige Rolle spiele dabei die Gruppe Schwiizergoofe, sagt Gredig. Die Kinder könnten mit ihrer Begeisterung andere Schulkinder mitreissen und für diese eine Vorbildrolle einnehmen. Zudem sagt sie: «Wenn sich Kinder mit Rettung beschäftigen, tun dies auch die Eltern.»

Bisher handelt es sich um eine private Initiative. Beim Unternehmen erhofft man sich, dass Politikerinnen und Politiker das Angebot fördern könnten. Bis jetzt sei dieses für Schulen freiwillig. «Wir fänden es aber wünschenswert, würde ‹Kinder lernen retten› zum Schulstoff gehören», sagt Gredig. Spektakulär wäre eine Helikopterlandung im Stundenplan allemal.