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Simon Ehammers gewagte Ansage: «Ich will ihn schlagen»
Zweimal Gold. Mit dieser Zielsetzung steigt Mehrkämpfer Simon Ehammer am Wochenende in die Schweizer Hallen-Meisterschaften in St.Gallen. In insgesamt vier Disziplinen geht der 25-jährige Appenzeller im Athletik Zentrum an den Start. Während es im Sprint über 60 Meter und beim Stabhochsprung darum geht, Neuerungen im Wettkampfmodus zu testen, liegt die golden glänzende Medaille im Weitsprung bereit und ein episches Duell im Hürdensprint auf.
Sie kennen sich seit Juniorenzeiten, respektieren sich, aber beste Freunde werden sie nie. Zu verschieden sind die Charaktere des Appenzellers Simon Ehammer und des Baselbieters Jason Joseph. In der gemeinsam verbrachten Spitzensport-Rekrutenschule 2020 erinnerte Ehammer eher an General Guisan und Joseph an HD-Soldat Läppli.
Da der Hürdensprint neben dem Weitsprung die zweitbeste Einzeldisziplin von Mehrkämpfer Ehammer ist, kann er dort die Spezialisten zumeist mächtig ärgern. Im vergangenen Jahr gewann er sowohl in der Halle wie im Freien Silber an den nationalen Titelkämpfen. Nur steht ihm mit dem ein Jahr älteren Jason Joseph, seines Zeichens amtierender Hallen-Europameister, ein weiteres Aushängeschild der Schweizer Leichtathletik in diesem Wettbewerb vor der Sonne.
Eine neue Bestzeit als Minimalziel
Ehammer wäre nicht Ehammer, wenn er nicht trotzdem gross denken würde. Wieder einmal sieht der 26-Jährige beim x-ten Angriff auf den Schweizer Hürdenkönig Morgenrot am Horizont. «Ich will ihn schlagen. Meine eigenen Erwartungen für den Hürdensprint sind enorm», sagt der Appenzeller, «und noch kam Jason in diesem Jahr nicht auf die ganz schnellen Zeiten». Zwar ist auch die Saisonbestzeit des Baselbieters über die 60 Meter Hürden mit 7,52 Sekunden noch schneller, als Ehammer je lief (7,55). Aber neben der Goldmedaille stellt sich der Mehrkämpfer in seiner Visualisierung des epischen Duells eben auch eine neue eigene Bestzeit unter 7,50 Sekunden vor.
Allerdings muss Simon Ehammer zugeben, dass Hürdenspezialist Joseph, dessen nationaler Rekord bei 7,41 Sekunden liegt, ausgerechnet im Direktduell an den nationalen Meisterschaften selbst immer wieder eine Schippe drauflegt. Starke Gegner spornen den amtierenden Mehrkampf-Weltmeister in der Halle aber zusätzlich an.
Im flachen Sprint plant Simon Ehammer, nur den Vorlauf zu bestreiten. Er will technische Anpassungen im Laufstil im Ernstkampf testen, bevor es dann an der Hallen-EM anfangs März in Holland sportlich um die Wurst geht. Dasselbe gilt im Stabhochsprung. Hier könnte der Appenzeller erstmals auf die gerade erst gelieferten neuen Stäbe zurückgreifen. Sie sind nochmals etwas härter und zudem zehn Zentimeter länger als die aktuellen. Ob er den 5.00-Meter-Stab in St.Gallen aber auch wirklich auspackt, entscheidet Ehammer während des Wettkampfs situativ.
Andrin Huber will Knöpfe lösen
Nicht die Medaillen, sondern das gute Gefühl und das Lösen von Knöpfen hat Ehammers Trainingskollege Andrin Huber für seine drei Auftritte im Athletik Zentrum als Ziele im Kopf. Der St. Galler hat zwar jüngst seine Mehrkampf-Bestleistung in der Halle verbessert, war dort aber mit seinen Leistungen im Kugelstossen und im Weitsprung überhaupt nicht zufrieden.
«Vor allem das Kugelstossen hat mich wirklich genervt», sagt der 20-Jährige. Da sei er beim Einstossen um Welten besser gewesen als danach im Wettkampf. 14 Meter müssen es an er Hallen-SM deshalb für seinen Geschmack mindestens sein. Und im Weitsprung lautet das Minimalziel 7 Meter. Vor zwei Jahren schon schaffte er 7.34 Meter. Doch danach schlich sich bei Huber am Absprung ein Fehler ein. «Diese Bremse gilt es nun wieder zu lösen», fordert Andrin Huber von sich selbst.
Dominic Lobalu feiert einjähriges Jubiläum
Einem Schnelligkeitstest unterzieht sich derweil Lokalmatador Dominic Lobalu. Der Europameister über 10’000 Meter ist an der SM sowohl über 3000 Meter wie auch über 1500 Meter angemeldet. Da die Konkurrenz auf der kurzen Strecke stärker sei, habe er sich nun dafür entschieden, sagt Lobalu. Der 26-Jährige findet Hallen-Wettkämpfe eher monoton. Da will der auf der langen Strecke konkurrenzlose Läufer nicht auch noch einsame Runden drehen.
Trotzdem hat der Indoor-Auftritt im Athletik Zentrum für den gebürtigen Südsudanesen eine emotionale Komponente. An diesem Ort durfte er nach der erteilten Startbewilligung für die Schweiz vor Jahresfrist erstmals einen nationalen Titelgewinn erleben. Nach dem Wettkampf in St.Gallen lockt Dominic Lobalu aber nicht die Hallen-EM, sondern der frühzeitige Start der Freiluft-Saison in der Wärme Amerikas. In Los Angeles sowie in Jamaika bestreitet Lobalu im März und Anfangs April insgesamt drei Rennen gegen internationale Topkonkurrenz.
Die Schweizer Hallen-Meisterschaften im Athletik Zentrum St. Gallen starten am Samstag um 15.45 Uhr mit Wettkämpfen bis 21 Uhr. Am Sonntag fällt der erste Startschuss bereits um 11.00 Uhr und wird der Event um 16.40 Uhr abgeschlossen. Tagestickets kosten für Erwachsene 25 Franken und für Jugendliche 10 Franken. Das Kombi-Ticket für beide Tage gibt es für 35 Franken (15 Franken für Jugendliche). Kinder bis 10 Jahre haben freien Eintritt.