Jaouen Hadjam meldet die Meisterambitionen der Young Boys endgültig an. Knapp sechs Minuten vor Schluss zirkelt er geschickt durch die Tessiner Abwehr, überrascht Lugano-Goalie Amir Saipi und lässt die rund 27’500 Zuschauenden im Wankdorf in Jubel ausbrechen.

Mit diesen drei Punkten schaffen die Berner den Sprung auf den 6. Rang in der Super League und liegen nur noch fünf Punkte hinter dem führenden FC Basel. Im verrücktesten Meisterrennen aller Zeiten, in dem die Top-8 lediglich durch sechs Punkte getrennt werden, mischt nun also auch der amtierende Meister mit.

Und das, obwohl die Berner eine Hinrunde zum Vergessen erlebten. Nach dem zwischenzeitlichen letzten Platz kämpften sie sich langsam zurück und beendeten die Hinrunde schliesslich auf dem neunten Rang. Unter Trainer Giorgio Contini meldeten sich die Berner seit der Winterpause Schritt für Schritt zurück und stellten schnell klar, dass sie sich mit einem einfachen Verbleib in der Super League nicht Zufriedengeben würden.

Nun, dank des vierten Sieges im siebten Meisterschaftsspiel unter Contini, schafft YB erstmals in dieser Saison den Sprung in die obere Tabellenhälfte. «Hier wollen wir bleiben», so Christian Fassnacht gegenüber Blue Sport. Einen Meister-Anwärter will er sein Team hingegen noch nicht nennen, denn sie hätten auch immer wieder «Eis uf d Schnurre» bekommen.

Ähnlich sieht das Mittelfeldspieler Sandro Lauper: «Wir haben noch genug Mannschaften vor uns, in erster Linie sind wir Verfolger». Doch mit diesen drei Punkten halten sie sich laut Lauper alle Optionen offen.

Während sich die Spieler selbst noch demütig zeigen und zumindest für den Moment nichts von einem Meistertitel wissen wollen, beweist die Statistik, dass solche Gedanken durchaus berechtigt wären: Bester Super Ligist im Jahr 2025, nur vier Gegentore in den letzten sieben Spielen.

Zudem wird einmal mehr klar: Im Wankdorf ist es für Gastmannschaften praktisch unmöglich zu punkten. Im September verloren die Berner zuletzt im Wankdorf, seither gewannen sie daheim achtmal, spielten einmal unentschieden. Von 27 Punkten blieben also 25 in Bern. Ob es auswärts genauso gut klappt, wird sich am kommenden Wochenende zeigen. Dann spielt der amtierende Meister auswärts gegen GC. Es wird ein weiterer Reifetest für YB werden, denn gegen GC konnten sie in dieser Saison weder gewinnen, noch ein Tor schiessen.