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In dieser Firma werden Teile für Helikopter angefertigt und alte Möbel wieder in Schuss gebracht – seit kurzem im Surbtal

Der Polstereifachbetrieb Hüppi Production Styling AG hat seinen Sitz ins Surbtal verlegt. Inhaber Christian Schmid erklärt, was das Besondere an seinem Beruf ist und wer zu seinen Kunden gehört.

«Die meisten Leute wissen gar nicht, wie viele Berührungspunkte sie eigentlich mit uns haben», sagt Christian Schmid, Inhaber und Geschäftsführer der Hüppi Production Styling AG. Auf solche Berührungspunkte dürften zwar weniger die hochkarätigen Sportwagen in der grossen Werkhalle hindeuten, die einen neuen Dachhimmel respektive eine Überarbeitung des Interieurs erhalten haben oder eine Reparatur am Cabriodach benötigen.

Eher schon der Corbusier-Sessel mit der gerissenen Leder-Sitzfläche; die «antiken» Polsterstühle oder die Sitzschalen aus den Bussen eines Regionalverkehrsbetriebes, deren abgescheuerte Bezüge erneuert werden müssen.

Ende des letzten Jahres ist der Fachbetrieb für Leder und Textil, der vor 65 Jahren von Leo Hüppi gegründet worden war, von Neuenhof nach Lengnau umgezogen. «Der Wechsel war einschneidend», so Christian Schmid, der das Unternehmen, in dem er einst seine Berufsausbildung absolvierte und später während 15 Jahren arbeitete, vor vier Jahren übernommen hat. «In Neuenhof haben wir leider keinen Platz mehr gefunden. Der Standort in einem Neubau im Gewerbegebiet von Lengnau ist für uns eine Chance. Der Umzug war zwar eine Mammutaufgabe. Aber wir sind gut angekommen.»

Endlich genügend Platz – auch für das Personal

Im Neubau steht eine Fläche von rund 800 Quadratmetern zur Verfügung. Die grosse Halle hat es Christian Schmid auch ermöglicht, seine Idee von verschiebbaren Arbeitsplätzen und damit mehr Flexibilität bei bestimmten Aufträgen – etwa Arbeiten an der Ausstattung von Personentransportern – zu verwirklichen.

«Wir haben jetzt auch einen Aufenthaltsraum und damit eine massive Verbesserung für das Personal», freut er sich mit den sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, welche das Unternehmen beschäftigt. Drei von ihnen verfügen über eine abgeschlossene Berufsausbildung als «Fachleute Leder und Textil, Fachrichtung Fahrzeuge und Technik», wie die Berufsbezeichnung für die einstigen Carrosseriesattlerinnen und -sattler inzwischen lautet.

Von der Möbelpolsterei bis zu Ledertaschen

Das breite Angebotsspektrum der Firma umfasst im Fahrzeugbereich neben den klassischen Arbeiten der Autosattlerei unter anderem den Einbau von Sitzheizungen oder die Reinigung und Auffrischung von Auto-Interieurs. Ein wichtiges Standbein ist aber auch die Möbelpolsterei im weitesten Sinne. Angefertigt werden zudem Wetterschutzabdeckungen, etwa für Outdoormöbel oder Boote, sowie Industrievorhänge. Auch Logos und Embleme, etwa auf Kleidungsstücken, werden gestickt.

«Die Stickmaschinen haben wir von einem früheren Zulieferer übernommen, der seinen Betrieb aufgegeben hat», sagt Christian Schmid. Und in einem kleinen Shop bietet seine Ehefrau Bettina Schmid Fellschuhe und -finken, selbst für kleinste Kinderfüsschen, sowie ein kleines Sortiment an Ledertaschen und -jacken an.

Er arbeitete bei Pilatus-Werken

«Das Schwergewicht wechselt», erklärt Christian Schmid zur jeweiligen Auftragslage. «Ein grosser Anteil entfällt auf die Aufbereitung und Wiederinstandsetzung von Leasingautos. Wir arbeiten aber auch für den Flugzeugbereich, indem wir Teile für Helikopter anfertigen. Weil ich einst auch bei den Pilatus-Werken in Stans gearbeitet habe, ist mir diese Art Aufträge nicht so fremd.»

Aber auch Verkehrsbetriebe schätzen die Arbeit des Unternehmens. Im Vordergrund steht hier die Erneuerung von abgenützten Bussitzen. «Wir stellen dabei fest, dass seit der Installation von Kameras in den Bussen die Schäden, die auf Vandalismus zurückzuführen sind, abgenommen haben», so Christian Schmid.

Ein wichtiges Segment sind die Privatkunden, welche ihrem geliebten Auto oder ihrem Lieblingssessel gewissermassen eine zweite Jugend angedeihen lassen möchten. Dabei erwähnt Christian Schmid das Beispiel einer Kundin, die ein Sofa, das einst für ihre besonderen Bedürfnisse speziell angefertigt worden war, nach vielen Jahren wiederaufarbeiten liess, statt es zu ersetzen.

«Das grosse Spektrum der Arbeiten ist das Schöne an diesem Beruf», stellt er fest und betont: «Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist bei unserer Arbeit wichtig. Die Kunden, die zu uns kommen, sind oft Leute, die einst ein hochwertiges Produkt gekauft haben und es erhalten möchten. Das stimmt mich optimistisch für die Zukunft.»