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Aargauer Unternehmen hoffen, dass nicht alle PFAS-Chemikalien verboten werden

Die EU wird bis Ende Jahr ihre Entscheide zu einem Verbot von PFAS-Chemikalien bekannt geben. Unternehmen in der Schweiz suchen nach Alternativen. Vertretungen aus Wissenschaft und Wirtschaft diskutierten in Brugg über die Folgen für die Industrie.

PFAS-Chemikalien sind sehr beständig und spielen deshalb eine wichtige Rolle in der Industrie: Als Schmiermittel in der Metallverarbeitung, Treibmittel für Isolierschäume oder Dichtungsmaterial in der Lebensmittelindustrie, Medizintechnik oder Chip-Produktion. Man findet PFAS auch in Pfannen, Kosmetika oder Kleidung. Sie bauen sich in der Umwelt kaum ab und gelten vielfach als gesundheitsschädlich.

Die EU will diese «ewigen Chemikalien» deshalb verbieten. Diese Woche ist Frankreich bereits vorgeprescht und hat PFAS in Kosmetikprodukten oder herkömmlicher Kleidung ab 2026 verbannt. Für die Industrie aber ist es gar nicht so einfach, auf PFAS zu verzichten.

Letztes Jahr hatten sich gut 100 Fachleute und Unternehmer im Technopark in Brugg versammelt, um mögliche Massnahmen zu skizzieren. Dieses Jahr waren es 160. In einer Medienmitteilung schreibt das Hightech Zentrum Aargau von einem Publikumsrekord.

Juliane Glüge von der ETH Zürich informierte über die Vorgeschichte und Hintergründe der europäischen Regulierungsbestrebungen.
Bild: Nadine Zielinski/zvg

Aargauer Firmen wären betroffen

Die Industrie muss Lösungen finden, darunter einige Unternehmen aus dem Aargau. Brugg Pipes mit Produktionsstandort in Kleindöttingen zum Beispiel habe in den letzten Jahren viel Geld in die verbesserte Dämmung von Fernwärmerohren investiert. Die dafür benötigten Hydrofluorolefine (HFO) könnten aber bald verboten werden. Laut Tagungsleiter Marcus Morstein vom Hightech Zentrum ist mit ersten EU-Verboten ab Anfang 2026 zu rechnen.

Jürgen Kress, Entwicklungsleiter von Brugg Pipes, hofft, dass HFO als Treibmittel für Dämmschäume erlaubt bleiben. Im Gegensatz zu anderen PFAS seien sie nämlich biologisch abbaubar, sagte er an der Tagung. Wenn HFO verboten werden, müsste Brugg Pipes ihre Investitionen abschreiben «und zu Schäumen mit geringerer Dämmwirkung zurückkehren».

Brugg Pipes hat sich auf Rohrsysteme für Fernwärme spezialisiert.
Bild: David Jägle/zvg

Wirtschaftsvertretende kamen an der Tagung vermehrt zu Wort. Der Urner Industriezulieferer Dätwyler gab Einblicke in die Suche nach alternativen Dichtungsmaterialien. Silvan Staufert, Mitgründer des Schlieremer Startups Oxyle, stellte eine Technologie zur Reinigung von PFAS-kontaminiertem Grund- und Abwasser vor.

Industrie und Forschung versuchte an der Tagung mögliche Lösungen zu skizzieren.
Bild: Nadine Zielinski/zvg