
Eine Schlappe von historischem Ausmass für Swiss Ski: Cornelia Hütter gewinnt vor der sensationellen Emma Aicher und Weltmeisterin Breezy Johnson
Keine WM-Medaille. Kein Abfahrtserfolg in dieser Weltcup-Saison. Klar, immerhin mit Malorie Blanc (Zweite in St. Anton) ein sensationeller Ausreisser nach oben. Dazu zweimal Platz 3 von Corinne Suter und Lara Gut-Behrami. Trotzdem ist das in der Königsdisziplin nicht der Anspruch des erfolgsverwöhnten Verbandes Swiss Ski, dem unangefochtenen Branchenleader im alpinen Skisport.
Auf der anspruchsvollen Abfahrt von Kvitfjell sollten die düsteren Wolken vertrieben werden. Gefordert dabei vor allem Lara Gut-Behrami. Bei der WM, wo sie in der Abfahrt ausschied, konnte man noch mildernde Umstände geltend machen, weil die Piste nicht auf ihre Qualitäten zugeschnitten war. Was für das Rennen in Norwegen indes nicht gilt.
Auch Corinne Suter, die wegen eines Kreuzbandrisses erst verspätet in die Saison eingestiegen ist, startete in Kvitfjell in der Kategorie «potentielle Podestfahrerin». Dies, obwohl sie für einmal an den Titelkämpfen nicht brillieren konnte und ohne Medaille nach Hause reiste, wo sie ihr Knie schonte sowie Zeit mit Pferden und Familie verbrachte.
Doch Gut-Behrami und Suter enttäuschen. Die Tessinerin landet auf Platz 12, räumt aber unverblümt ein: «Das Ergebnis hat nichts mit den veränderten Schneeverhältnissen zu tun. Ich war schon beim ersten Tor zu ungeduldig, das hat Speed gekostet.» Und weil Suter (14.) noch schlechter abschneidet, fährt Swiss Ski das schlechteste Ergebnis in einer Frauen-Abfahrt seit acht Jahren ein.
Weil Federica Brignone, Gut-Behramis Gegenspielerin im Kampf um den Gesamtweltcup, eine solide Fahrt zeigt und sich auf Rang 5 klassiert, ist der Rückstand der Tessinerin auf 213 Punkte angewachsen. Damit ist zwar noch nichts entschieden. Aber SRF-Experte Stefan Ablanalp sagte vor dem ersten von drei Rennen in Kvitfjell: «Ab jetzt zählt jeder Punkt.»
Ein bisschen Schweiz steckt auch in Emma Aicher
Gewonnen wird das Rennen von einer, die an der WM ihrer Favoritenrolle nicht ganz gerecht wurde und auf dem 4 Platz landete: Die Österreicherin Cornelia Hütter. Dahinter feiert das Supertalent Emma Aicher ihre Premiere auf dem Weltcup-Podest. Die 21-Jährige, die in allen vier Disziplinen startet, hat eine schwedische Mutter und einen deutschen Vater. Aufgewachsen ist sie in Sundsvall in Schweden. Und es steckt auch ein bisschen Schweiz in ihr. Nachdem die Aichers Schweden verlassen hatten, lebten sie mehrere Jahre in Engelberg. Auf Platz 3 fährt Breezy Johnson. Mit dem ersten Podestplatz nach über drei Jahren bestätigt die 29-jährige Amerikanerin ihren eben erst kürzlich errungenen Weltmeistertitel in der Abfahrt. (chm)