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Aus dem Schatten Pogačars: Kann Marc Hirschi dem Ex-Teamkollegen ein Schnippchen schlagen?

Am Samstag findet der erste grosse italienische Klassiker der Radsportsaison statt. Tadej Pogačar könnte mit einem Sieg den Rekord von Fabian Cancellara egalisieren. Und Marc Hirschi lauert auf den ersten World-Tour-Sieg für Tudor.

Fünf Siege reihte Marc Hirschi letzten Oktober und September aneinander. Das schaffte nicht mal Superstar Tadej Pogačar. Hirschi blieb trotzdem im Schatten des Slowenen, musste beim letzten Monument des Jahres, der Lombardei-Rundfahrt, Helferdienste für seinen damaligen Teamkollegen verrichten.

Denn wer für das UAE Emirates Team fährt, der weiss: Wenn Pogačar.am Start ist, sind eigene Ambitionen zweitrangig. Die ganze Strategie der Mannschaft ist dann darauf ausgerichtet, den Slowenen in bester Position an der schwersten Stelle des Rennens abzuliefern. Seine Beine machen den Rest.

Bei Strade Bianche gewann er 2022 mit einem Solo über 50 Kilometer und die Radwelt stand Kopf. 2024 fuhr er im strömenden Regen 80 Kilometer allein. Niemand konnte ihn einholen.

Pogi jagt Cancellara

Der Favorit für das Rennen Ausgabe 2025 ist natürlich auch wieder Pogačar. Seine Erfolge bei der UAE Tour im Februar, wo er die zwei Bergankünfte souverän gewann und sogar beim leicht ansteigenden Massensprint in der ersten Etappe mitmischte, zeugen von der guten Form des Slowenen.

Der dritte Sieg bei Strade Bianche für Fabian Cancellara kam 2016: Rekord.
Bild: Angelo Carconi/EPA

Heuer könnte Pogačar seinen dritten Sieg bei Strade Bianche holen und damit mit dem bisherigen Rekordsieger gleichziehen. Dieser Rekordsieger ist kein anderer als Fabian Cancellara, der das Rennen 2008, 2012 und 2016 gewann, als es noch kürzer war. Mittlerweile ist Cancellara Besitzer des Teams, für das Hirschi am Samstag ins Rennen steigt.

Hirschi geht als Leader ins Rennen

Mit seinem Wechsel zur Schweizer Mannschaft Tudor veränderte sich die Ausgangslage für Hirschi. So wurde er vom Helfer, der nur bei den unterklassigen Rennen auf eigene Rechnung fahren darf, zum unangefochtenen Leader einer Equipe. Endlich, ist man versucht zu sagen, kann Hirschi auch bei den grossen Rennen seine Trümpfe ins Spiel bringen.

Marc Hirschi ist Kapitän bei Tudor.
Bild: Ronan Merot

Bei der Classica Valenciana, einem drittklassigen Eintagesrennen, hat der Ittiger im Januar bereits den ersten Saisonsieg geholt. Es folgte ein gutes Resultat bei der Faun Drome Classique Ende Februar. Strade Bianche ist nun das erste World-Tour-Rennen, das er für Tudor bestreitet. Und eines der grössten im ganzen Frühjahrskalender. Es gilt als inoffizielles sechstes Monument des Radsports.

Die längere Strecke kommt Hirschi entgegen

Lange war die Besonderheit dieses Rennens, dass Puncheure, wie eben Hirschi, Klassikerspezialisten, wie Cancellara einer war, und Rundfahrer, wie Pogačar, hier die Podestplätze teilten. Eine Seltenheit im Radsport. Seit die Strecke aber im letzten Jahr um knapp 30 Kilometer und etliche Höhenmeter erweitert wurde, blieben die schwergewichtigeren Profis dem Rennen fern. Qualitäten, wie jene Hirschis, sind erwünscht, um in der Toskana zu reüssieren.

Die Strecke des 213 Kilometer langen Rennens führt von Siena durch die Hügel der Toskana über 15 «Sterrato»-Abschnitte (Schotter). Gefragt nach den Auswirkungen dieses längeren Rennens sagte Hirschi nach der letzten Ausgabe: «Das Rennen ist härter, aber es explodiert immer noch am selben Ort, dem Monte Sante Marie.» Dieser Monte Sante Marie befindet sich etwa 80 Kilometer vor dem Ziel. Also genau dort, wo Pogačar im letzten Jahr attackierte.

Wer kann noch Erfolg haben?

Es ist nicht auszuschliessen, dass Pogačar auch dieses Jahr wieder am selben Ort attackiert. Die Frage wird sein, ob ihm jemand aus dem erweiterten Favoritenkreis folgen kann und ob sich die Mitfavoriten in der Verfolgung einig sein werden.

Allein auf weiter Flur: Tadej Pogačar attackierte 2024 80 Kilometer vor dem Ziel. Niemand konnte ihn einholen.
Bild: Fabio Ferrari/AP LaPresse

Neben Marc Hirschi dürfen sich Tom Pidcock vom ebenfalls in der Schweiz lizenzierten Team Q36.5 oder Christian Scaroni von der kasachischen Astana-Mannschaft Chancen auf ein gutes Resultat ausrechnen.

Pidcock, der Strade-Sieger von 2023, zeigte bei der AlUla-Tour in Saudi-Arabien seine gute Frühjahresform. Scaroni war in dieser Saison bei zwölf Renntagen nur dreimal ausserhalb der Top 5 platziert. Es ist angerichtet.

Als Teamkollegen von Marc Hirschi dürften Yannis Voisard, Roland Thalmann und Fabian Weiss Helferrollen zukommen. Fabio Christen, Mannschaftskamerad von Tom Pidcock, hat seinerseits ebenfalls einen erfolgreichen Saisonstart erlebt. Er gewann die Vuelta a la Region de Murcia, ein drittklassiges Eintagesrennen. Arnaud Tissières und Alexandre Balmer starten für das Pro Team Solution Tech – Vini Fantini. Die Mannschaft wird versuchen, in die Fluchtgruppe zu kommen.

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