
Bundesrat will Reservekraftwerk Birr bis 2030 betreiben lassen
Das Reservekraftwerk in Birr wurde im Winter 2022/23 zum Symbol einer drohenden Energiemangellage. Der Bund versprach, dass die acht Turbinen des Kraftwerks «bis Ende des Jahres 2026» wieder abgebaut werden.
Dazu wird es aber nicht kommen: Der Bundesrat will das Notkraftwerk Birr bis 2030 weiterbetreiben lassen. Das machte diese Zeitung bereits am 11. Februar publik. Jetzt ist es offiziell. Der Bund teilte am Freitag mit: «Ab Frühling 2026 wird eine Lücke bei der thermischen Stromreserve entstehen. Eine Verlängerung der Verträge der bestehenden Reservekraftwerke und Notstromgruppen wird deshalb nötig.»
Der Bundesrat hat die Vernehmlassung zur Verlängerung der Winterreserveverordnung bis Ende 2030 eröffnet. Die Verlängerung ermöglicht, die Verträge der bestehenden Reservekraftwerke in Birr, Monthey und Cornaux zu verlängern. Im Fall Birr müsste der Bundesrat mit General Electric (GE) einen neuen Vertrag aushandeln, damit das Kraftwerk auch in Zukunft betrieben werden kann.
Nach 2030 sollen die Reservekraftwerke durch neue Anlagen abgelöst werden. Die Abklärungen mit potenziellen Betreibern seien gemäss Mitteilung noch im Gang.
Zusätzliche Kosten von rund 386 Millionen Franken
Eine allfällige Verlängerung der bis 2026 befristeten Verträge mit den drei Reservekraftwerken und den Notstromgruppen bis 2030 werde geschätzt zusätzliche Kosten von rund 386 Millionen Franken verursachen.
Das Parlament soll über einen entsprechenden Zusatzkredit entscheiden. Dieser ist gemäss Mitteilung gegenfinanziert, da die entstehenden Kosten der Stromreserve auf die Stromkonsumentinnen und -konsumenten überwälzt werden. Sie werden für die Jahre 2027 bis 2030 maximal rund 0,18 Rappen pro Kilowattstunde mehr bezahlen müssen. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4500 Kilowattstunden entspricht dies rund acht Franken pro Jahr.
Das Kraftwerk in Birr würde bis zu 1,8 Millionen Kubikmeter Erdgas pro Tag verschlingen, um die Schweiz im Notfall mit etwas Strom zu versorgen. Weil die Generatoren laut sind, stinken und viel Abfall produzieren, sollen sie möglichst nie zum Einsatz kommen.(fan)