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Sportfest der Superlative: Warum das Eidgenössische Turnfest dieses Jahr besonders speziell wird

300’000 Besuchende, die gleiche Rangliste für behinderte und nicht behinderte Athleten und ein Budget-Sprung. Drei Monate vor der Eröffnung lässt das Eidgenössische Turnfest in Lausanne aufhorchen.

Es ist der grösste Breitensportanlass des Landes: Alle sechs Jahre treffen sich Turnerinnen und Athleten zum Eidgenössischen Turnfest. Nachdem die letzte Ausgabe 2019 in Aarau über die Bühne ging, folgt vom 12. bis 22. Juni dieses Jahr die nächste in Lausanne. «Wir freuen uns, die ganze Schweiz hier bei uns zu empfangen», betont die städtische Sportministerin Émilie Moeschler an einer Medienkonferenz drei Monate vor der Eröffnungszeremonie.

Nun, die ganze Schweiz wird nicht anreisen. Aber fünf Dinge fallen am diesjährigen Turnfest auf: von Rekorden bis Neuheiten.

Endlich wieder in der Romandie

Ein Eidgenössisches Turnfest in der Westschweiz hat Seltenheitswert. Seit der Austragung 1978 in Genf dauerte es 47 Jahre, bis der Anlass nun wieder im französischsprachigen Landesteil durchgeführt wird. Lausanne gelang es, sich in der Ausmarchung gegen den Standort Luzern durchzusetzen. Die olympische Hauptstadt ist damit zum fünften Mal Gastgeber: nach 1855, 1880, 1909 und 1951.

Neuer Besucherrekord erwartet

Bereits über 61’000 Turnerinnen und Turner haben sich für die Wettkämpfe in Lausanne angemeldet, rund 85 Prozent davon aus der Deutschschweiz. Die Teilnehmerzahl ist zwar etwas tiefer als bei der letzten Ausgabe in Aarau (67’806 Teilnehmende), doch so gross wie noch nie bei einem Eidgenössischen Turnfest in der Romandie. Kommt hinzu: Die Organisatoren erwarten deutlich mehr Besucherinnen und Besucher als 2019 in Aarau und 2013 in Biel. Damals verfolgten jeweils 200’000 Menschen die Wettkämpfe mit – in Lausanne hofft man auf 300’000.

Ausschlaggebend für diese Schätzung sei einerseits, dass in der Region Lausanne als viertgrösster Schweizer Stadt mehr Menschen lebten als etwa in Aarau, sagt OK-Präsident Cédric Bovey. Anderseits finde der Anlass mitten in der Stadt und nicht abseits auf dem Land statt, was die Zahl der spontan vorbeischauenden Passanten erhöhe. Die Austragungsorte sind auf die Innenstadt und das Gebiet am Seeufer verteilt.

Während die Turnerinnen und Turner auf drei Campingplätzen und in 50 Sporthallen übernachten können, sind die Hotels bereits gut gefüllt. «Wer in Lausanne ein Zimmer sucht, um an den Wettkämpfen mitzufiebern, sollte nicht mehr lange warten mit buchen», sagt Cédric Bovey.

Geräteturnen boomt wie nie

Im Juni finden 140 Wettkämpfe in 22 Disziplinen statt. Sie sind für Zuschauer frei zugänglich und kostenlos. Von Trampolin über Gymnastik bis Leichtathletik werden alle 17 offiziellen Disziplinen des Schweizerischen Turnverbands angeboten. Dazu kommen Volleyball, Unihockey, Dodgeball, Akrobatikturnen und Waterings – eine Mischung aus Geräteturnen und Tauchen.

Eine Disziplin stellt dabei einen Rekord auf. «Beim Geräteturnen erleben wir aktuell einen Boom, die einzelnen Vereine führen sogar Wartelisten», sagt Jérôme Hübscher, Chef Sportförderung beim Schweizerischen Turnverband. Am Turnfest in Lausanne gebe es für diese Disziplin rund 30 Prozent mehr Anmeldungen als noch in den Vorjahren. Darum erstrecken sich die Geräteturn-Wettkämpfe auf vier Tage à 15 Stunden in drei Hallen. «Das gab es noch nie», sagt Hübscher.

Sportler mit Handicap werden inkludiert

Das Eidgenössische Turnfest in Lausanne geht neue Wege, um die Inklusion von behinderten Sportlerinnen und Sportlern voranzubringen. Im Kugelstossen und Weitsprung sind die Vereinswettkämpfe nicht nach Personen mit und ohne Handicap getrennt. Alle treten im gleichen Wettkampf gegeneinander an. Und alle teilen dieselbe Rangliste. Laut Jérôme Hübscher vom Schweizerischen Turnverband ist das «europaweit einzigartig».

Doch wie kann ein solcher Wettkampf funktionieren, wenn ein Handicap die Leistung einer Sportlerin beeinträchtigt? Man habe in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne mathematische Formeln entwickelt, sagt Hübscher. Konkret soll die absolvierte Leistung einer behinderten Person in die Leistung, die sie ohne Handicap absolviert hätte, umgerechnet werden. Beim Turnverband hofft man, das Angebot an inklusiven Wettkämpfen an künftigen Turnfesten noch ausbauen zu können – sofern die Premiere gelingt.

Grösseres Budget als bei den letzten Ausgaben

Während in Biel und in Aarau jeweils 20 Millionen Franken für die Ausrichtung des Turnfests budgetiert waren, rechnete man in Lausanne lange mit 25 Millionen Franken. Nun sollen es gar nochmals vier Millionen mehr sein, wie am Mittwoch bekannt wurde. Man wolle mehr Verpflegungsmöglichkeiten selbst anbieten, erklärt OK-Präsident Cédric Bovey die Differenz. Etwas weniger als die Hälfte des Budgets stammt von den Anmeldegebühren der Turnerinnen und Turner. Den Rest stemmen Sponsoren und zu einem geringen Teil die öffentliche Hand.

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