
Nach Handgemenge im Bundeshaus: Thomas Aeschi reicht Polizist die Hand – so reagiert dieser
Auf der grossen Treppe im Bundeshaus haben sich am Mittwochvormittag viele Zugerinnen und Zuger versammelt. Sie warten auf den grossen Moment: Bald wird der frisch gewählte Bundesrat Martin Pfister die Treppe herunterkommen. Auf den oberen Stufen wird er stoppen für das traditionelle Foto mit Familie. Im Pulk wartet auch Thomas Aeschi, der Fraktionschef der SVP. Seine Partei stimmte zwar mehrheitlich für Markus Ritter, aber als Zuger ist Aeschi dennoch in Festlaune.
Bevor der Neo-Bundesrat eintrifft, erblickt Aeschi weiter unten einen Bundespolizisten, der ihm bekannt vorkommt. Es ist derjenige Beamte, mit dem er im letzten Sommer in einen Streit auf der Bundeshaus-Treppe verwickelt war. Dort kam es zu einem Handgemenge. Die Bundespolizei (fedpol) hatte damals die Treppe gesperrt, weil der ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk zu Besuch war. Aeschi und sein Parteikollege Michael Graber pochten als Parlamentarier darauf, sich frei bewegen zu können. Als der Polizist sie nicht durchliess, wollten sie sich den Weg freikämpfen, wobei Aeschi zu Boden gerissen wurde. Er sprach danach von einem Missverständnis: Eine Sperrung sei weder im Vorfeld noch bei der direkten Begegnung kommuniziert worden.

Foto: CH Media
Die Bilder gingen viral. Und der Vorfall hatte ein Nachspiel: Die Bundesanwaltschaft leitete gegen Aeschi und Graber eine Voruntersuchung ein. Der Vorwurf: Hinderung an einer Amtshandlung. Parlamentarier sind aber in der Ausübung ihres Mandates vor Strafverfolgung geschützt. Es sei denn, ihre Immunität werde aufgehoben.Vor einem Monat entschied die nationalrätliche Immunitätskommission knapp, dass sie ihre Immunität behalten sollen. Denselben Beschluss, aber sehr deutlich, fällte später die ständerätliche Rechtskommission.
Nie mehr haben sich Aeschi und der Polizist seit dem kleinen Tumult gesehen. Nun, in der feierlichen Stimmung der Bundesratswahl, geht Aeschi auf den Bundespolizisten zu und spricht ihn an. Ob sie sich die Hand reichen könnten, fragt Aeschi. Der Polizist zögert einen kurzen Augenblick, dann streckt er die Hand aus. Beiden huscht ein Lächeln über das Gesicht. Sie wechseln einige wenige Worte, die aber von der Zeitung nicht wiedergegeben werden sollen. Der Handschlag darf auch nicht fotografiert werden.
Noch ist das Verfahren der Bundesanwaltschaft hängig, aber nach den Kommissionsbeschlüssen wird mit einer baldigen Einstellung gerechnet.