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Die Bundesratsmacher: Plötzlich sind die PR-Berater bekannter als die Regierungskandidaten selbst

Früher blieben die PR-Berater im Hintergrund, nun stehen sie selbst im Rampenlicht.

«Für eine Million mache ich aus jedem Kartoffelsack einen Bundesrat», trompetete PR-Guru Rudolf Farner, Gründer der gleichnamigen Agentur. Eine trumpsche Übertreibung in der Vor-Trump-Ära, so die einhellige Ansicht. Doch die jetzigen Bundesratswahlen geben Farner post mortem recht. Noch nie wurde so offen über Kommunikationsleistungen gesprochen wie jetzt.

Der «Tagi» huldigte Markus Ritters Kommunikationsstratege, Lorenz Furrer von Furrer Hugi, ganzseitig, aber auch die Namen von Pfisters Beratern, Bettina Mutter und David Schärer, wurden geoutet. Früher ein No-Go. Als 1999 «Tele24» und «Blick» vermeldeten, dass CVP-Bundesratskandidatin Rita Roos mit einem bekannten Kommunikations­berater in den Wandelhallen gesichtet worden sei, brach ein Sturm der Entrüstung aus. Die Folge: Die Zustimmung der Favoritin bröckelte wie der Wert einer Tesla-Aktie. Im Gegensatz zur Aussenseiterin und späteren Bundesrätin Ruth Metzler, die sich als unbeschwertes Jung­talent aus dem Appenzellischen präsentierte.

Das Sakrileg war die überraschende Wahl von Elisabeth Baume-Schneider. Farner kokettierte anschliessend, die brillante Idee mit deren Schwarznasenschafen gehabt zu haben. Damit habe die linke Bauerntochter aus dem Jura die Landwirtschaftslobby im Parlament vollends von sich überzeugt. Was Landwirtschaftslobbyist Markus Ritter bei den Linken nicht gelang. Dafür hatten die jetzigen Wahlen ein anderes Novum: Die PR-Macher waren in Bundesbern bekannter als der Gewählte selbst.

PR-Berater Lorenz Furrer mit seinem Bundesratskandidaten Markus Ritter.
Gian Ehrenzeller / KEYSTONE