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Nati zittert sich gegen die Türkei zum Sieg: «Es liegt auf der Hand, dass wir nicht zufrieden nach Hause gehen»

Vier Punkte gegen die Türkei budgetiert, vier Punkte geholt. Pflicht erfüllt, aber nicht mehr. Denn die Handball-Nati bekundet im EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei grosse Mühe und gewinnt nur mit 30:27.

Zehn Minuten vor Schluss schossen düstere Gedanken und vor allem viele Fragen durch den Kopf. Werden wir Zeuge des ersten Betriebsunfalls in der Ära Andy Schmid? Warum schafft es diese Mannschaft nicht ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden? Wo sind nur Souplesse, Galligkeit und Zielstrebigkeit geblieben, mit der diese Mannschaft noch im Januar an der WM begeistert hat?

Klar, die Nati hat sich auch am Mittwoch in Diyarbakir nicht mit Ruhm bekleckert. Aber immerhin lag sie zur Pause mit fünf Toren in Führung und liess die Türkei auch danach nie wirklich heran kommen. Aber was wir in Winterthur sehen, ist phasenweise eine Zitterpartie. Zehn Minuten vor Schluss steht es 24:24. Ja, man reibt sich die Augen. Hier der WM-Elfte, dort ein Handball-Kleinstaat, der sich noch nie für eine Endrunde qualifizieren konnte.

Manuel Zehnder ist die Krücken losgeworden

Kommt dazu, dass der Schweizer Goalie Nikola Portner vielleicht kein grosses, aber doch ein gutes Spiel abliefert. Es liegt also nicht an ihm, dass man die Türken nicht dominiert. Auch das Alibi Manuel Zehnder greift nicht. Denn der wohl talentierteste Schweizer Handballer hat wegen eines Kreuzbandrisses auch an der WM gefehlt. Gestern sass er auf der Tribüne, neben der Nationalspielerin Emma Bächtiger, und berichtete, dass er seit Donnerstag nicht mehr an Krücken gehen muss.

Die Schweiz tut sich schwer gegen die Türkei, weil sie unfassbar ineffizient ist. «Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht, weil wir allein in der ersten Halbzeit 14 Bälle verworfen haben. Mit unseren Chancen hätten wir auch ohne Effort zur Pause mit sechs oder sieben Toren Vorsprung führen müssen», stellt Nationaltrainer Andy Schmid klar. Doch es steht nur 15:14.

Zu viele Spieler erreichen nicht Normalform

Das Ziel, vier Punkte aus den beiden Partien gegen die Türkei, hat die Equipe zwar erreicht. Aber das Wie ist fragwürdig. Weil schlicht zu wenige Spieler ihr Rendement erreichen. Flügel Noam Leopold beispielsweise macht keine glückliche Figur bei seiner Rückkehr in die Winterthurer Heimat. Wie Rückraumshooter Luka Maros lässt er zu viele gute Möglichkeiten aus. Der Schweizer WM-Topskorer Lenny Rubin, der wegen eines unverschuldeten Unfalls die Reise in die Türkei nicht mitgemacht hat, schien in Winterthur noch nicht bei 100 Prozent. Und der hochveranlagte Nico Sigrist war auch zu wenig produktiv.

«Es liegt auf der Hand, dass wir nicht zufrieden nach Hause gehen», meint Andy Schmid. Der Nationaltrainer hat nicht unrecht, wenn er von einer Stabilität spricht, die sein Team mittlerweile auszeichnet. Aber die Nati hat in Sphären hoch gearbeitet, «in denen die Luft dünn wird», wie Schmid sagt. Sprich: Die Erwartungshaltung steigt. Deshalb sagt Schmid auch: «Wir haben eine sehr talentierte Mannschaft. Trotzdem muss jeder von uns ein gewisses Niveau erreichen, um einen Gegner wie die Türkei zu deklassieren.»

In der EM-Qualifikation hat die Schweiz nun Österreich von Platz 2 verdrängt. Während die Österreicher in den verbleibenden zwei Spielen noch auf die Türken treffen, tritt die Schweiz in Zürich gegen Deutschland (7. Mai) und in Graz (11. Mai) an. Schmid rechnet, dass ein Punkt reicht, um sich zumindest als einer der vier besten Gruppendritten für die EM zu qualifizieren. Und wo will er diesen Punkt holen? «In unserem nächsten Spiel gegen Deutschland.»

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