
«Garten für alle»: Nicht nur für die eigene Zucchetti, sondern auch für neue Bekanntschaften
Bequem einkaufen können alle. Aber bequem macht eben nur halb so glücklich. Man will umgraben und Schnecken verfluchen, Spritzkannen schleppen und Blasen verdoktern, nur um Ende Saison eine Zucchetti von der Pflanze schneiden oder ein paar Rüebli aus der Erde ziehen zu können. Der wesentliche Unterschied: Es ist die eigene Zucchetti, das eigene Rüebli. Kein Vergleich zu etwas Gekauftem.
Doch dieser Gärtnerstolz ist nicht allen vergönnt. Längst nicht jede und jeder hat einen Balkon, geschweige denn einen eigenen Garten. Und handkehrum haben andere wohl einen grossen Garten, aber nicht die Kraft, die Zeit oder das Wissen, diesen zu bewirtschaften.
Genau hier setzt Vivien Abarts Idee an: Die Architektin hat im Rahmen der Stadtidee das Projekt «Garten für alle» lanciert. Aus eigener Betroffenheit heraus, sagt sie und lacht. «Als ich Kind war, haben wir daheim so viel selbst angebaut. Das wollte ich nun auch wieder tun können.» Doch bei der Wohnungssuche habe sich gezeigt, dass das nicht so einfach ist. Gartenwohnungen sind rar und sehr gefragt.
Extra neue Gartenrubrik auf «We love Aarau»
Auf Spaziergängen durch die Quartiere, als sie diese vielen brachliegenden Gärten gesehen habe, ist das Konzept ihres Projekts gereift: «Menschen, die entweder nicht mehr die Kraft oder auch nicht die Zeit haben, sich um ihren Garten zu kümmern, können einen Teil ihres Gartens zum Anbauen von Obst und Gemüse auf einer Internetplattform anbieten», so Vivien Abart. Im Gegenzug soll ausgehandelt werden können, ob etwa der Rasen gemäht oder die Hecken geschnitten wird.
Den Mehrwert sieht sie dabei längst nicht nur in der Gartenarbeit oder der Ernte. Für sie ist der soziale Aspekt genauso wichtig: «Vereinsamung ist ein Riesenthema, und das längst nicht nur bei der älteren Generation. Bei diesem Projekt können so viele neue Kontakte entstehen.»
Die Idee kam an: Im Sommer 2023 wurde sie von der Bevölkerung als eine der 17 Gewinner-Stadtideen gewählt. Nun geht das Projekt am 27. März auf der Website von «We love Aarau» online. Neu gibt es nebst «Magazin», «Immobilien», «Arbeit» und «Kalender» die Rubrik «Garten». Hier können Gartenbesitzer ihren Garten ausschreiben. «Ich wollte nicht noch eine Plattform aufschalten, die man nur per Zufall findet», sagt Vivien Abart. Davon gebe es leider schon genug. Mit weloveaarau.ch habe sie das Glück, ihr Projekt in eine seit Jahren erfolgreiche Website integrieren zu dürfen.
Über Erfolg oder Misserfolg des Projekts entscheidet nicht das Wetter, dessen ist sich Vivien Abart bewusst. «Die Leute müssen Vertrauen in das Projekt gewinnen, müssen Lust bekommen, sich auf Kooperationen einzulassen.» Um ihr Projekt bekannt zu machen, hat sie sich bereits mit den Aarauer Quartiervereinen und denen in den Nachbargemeinden in Verbindung gesetzt. «Ich habe schon so viele schöne Rückmeldungen erhalten», sagt sie. «Ich wünsche mir sehr, dass viele Aarauerinnen und Aarauer den Mut haben, ihren Garten zu teilen, und so helfen, unsere Stadt grüner und sozialer zu gestalten.»