
Greift ein Aargauer Luchs Hühner und Katzen an? Das sagt ein Jagdexperte
Als Federn vor dem Hühnerstall von Sandra Vogt liegen, wird der Kleintierzüchterin aus Uerkheim schlagartig klar: Hier stimmt etwas nicht. «Ein Tier lag am Boden, ich habe es hochgehoben und Blutspuren entdeckt», erzählt sie Tele M1 vom Vorfall von letzter Woche.
Das Blut stammt vom jungen Huhn. Ihm wurden zwei Krallen abgebissen. Sandra Vogt vermutet, dass dies die Tat eines Luchses war. Als Indizien verweist sie auf Scharrspuren vor dem Gehege. Und auf die zerfetzte, massive Stoffblache. Laut Gerhard Wenzinger, Vizepräsident von Jagd Aargau, könnte es tatsächlich ein Luchs gewesen sein, der hier versucht hat, zur Abwechslung nicht ein Reh, sondern ein Huhn zu erbeuten. «Wenn ein junger Luchs ein Huhn erwischt, würde er auch mal ein solches fressen», sagt Wenzinger zum Regionalsender.
Erst vor zwei Wochen vermeldete der Kanton, dass ein erschossener Luchs in Schinznach gefunden worden sei – im Raum steht der Verdacht von Wilderei. Von einem Luchs in der Region von Uerkheim sei dem Kanton jedoch nichts bekannt, berichtet Tele M1. Dagegen habe ein Wildhüter Kenntnis von einer angeblichen Sichtung oberhalb von Schlossrued.
«Zwei Katzen mussten wir von den Bäumen retten»
Und nach dem Vorfall in Uerkheim schreibt eine Katzenhalterin aus Möriken auf Facebook von zwei verletzten Katzen. «Ich habe den Luchs am Dienstag, 3.30 Uhr, gesehen. Er war auf unserem Sitzplatz. Zwei Katzen mussten wir von den Bäumen retten. Eine davon mit Bissverletzungen. Heute Nacht wurde eine weitere Katze sehr schwer verletzt durch Bisse. Wir wissen nicht, ob Stella das überleben wird.»
Der Luchs ist geschützt. Dass er zu einer Bedrohung für Haustiere wird, glaubt Jagdexperte Gerhard Wenzinger nicht. Die Raubkatze sei immer noch sehr selten in der Region. Sie könne aber durchaus grosse Strecken zurücklegen, sagt er und fährt fort: «Von dem her ist es gut möglich, dass es dieselbe Raubkatze gewesen sein könnte. Muss aber nicht.»
Hühnerhalterin Sandra Vogt hat derweil keine Angst vor Luchsangriffen. Die Gefahr, dass ein Fuchs bei ihr sein Glück versucht, sei trotz des jüngsten Vorfalls grösser.(pz)