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Tadej Pogacar fährt hinter Motorrad – und versetzt seine Gegner in der Hölle des Nordens in Schrecken

Weltmeister, dreifacher Tour-de-France-Sieger, Klassiker-Jäger: Tadej Pogacar ist der Alleskönner des Radsports. Gewinnt der Slowene auch bei seiner Premiere bei Paris–Roubaix? Die Meinungen sind geteilt.

Wenn Tadej Pogacar bei einem Radrennen an den Start geht, hat er immer zwei Gegner: den Rest des Feldes und die Geschichte. Nicht anders wird es sein, wenn er am Sonntag erstmals bei der Königin der Klassiker startet, bei Paris-Roubaix. Seit dem Franzosen Bernard Hinault 1981 hat kein amtierender Tour-de-France-Sieger in der Hölle des Nordens gewonnen.

In welch blendender Verfassung sich der 26-jährige Slowene befindet, bewies er am letzten Sonntag mit seinem zweitenSieg bei der Flandern-Rundfahrt,als er am Oude Kwaremont seine letzten Verfolger stehen liess und das Ziel in Oudenaarde mit über einer Minute Vorsprung erreichte.

Am Sonntag gewann Pogacar zum zweiten Mal die Flandern-Rundfahrt.
Bild: Geert Vanden Wijngaert / AP

Bereits Tage vor dem Rennen, das über 259,2 Kilometer führt, 55 davon über Kopfsteinpflaster, verteilt über 30 Sektoren, versetzt er seine Gegner in Schrecken. Mit Bestzeiten, die er im Training auf den Pavé-Abschnitten aufstellte. Wobei diese mit Vorsicht zu geniessen sind. Einerseits, weil die Bedingungen mit jenen im Rennen nicht vergleichbar sind, andererseits, weil Aufnahmen Pogacar im Windschatten eines Motorrads zeigen.

Dabei hat es der achtfache Sieger eines Monuments des Radsports gar nicht nötig, seine Gegner mit solchen Spielchen zu beeindrucken.

Selbst Adrie van der Poel, Ex-Rennfahrer und Vater von Mathieu van der Poel, sieht den Slowenen klar in der Favoritenrolle, obwohl sein Sohn das Rennen zuletzt zwei Mal in Folge gewonnen hat. Der Niederländer sagt: «Gegen einen gut aufgelegten Pogacar kann man in Roubaix gar nichts tun. Er ist gut vorbereitet, technisch versiert und hat ein sehr starkes Team.»

Mathieu van der Poel gratuliert als Dritter Sieger Pogacar, bei Mailand–Sanremo hatte der Niederländer den Slowenen besiegt.
Bild: Olivier Matthys / EPA

Van der Poel war krank

Dazu kommt, dass van der Poel in der letzten Woche krank gewesen ist. Selbst der Wettergott dürfte auf Pogacars Seite stehen. «Wären Regen und Kälte vorhergesagt, hätte ich sofort gesagt: Das ist zu seinem Nachteil», sagt Adrie van der Poel. Doch am Sonntag soll es warm und vor allem trocken werden. «Bei diesen Bedingungen ist sein Gewicht kein Nachteil.»

66 Kilogramm bringt das Schwergewicht der Radsportgeschichte auf die Waage. Verglichen mit seinen Herausforderern bei Paris-Roubaix ist der Slowene damit ein Leichtgewicht. Seit der Jahrtausendwende brachten die Sieger bis auf eine Ausnahme mindestens 75 Kilogramm auf die Waage. 2004 erhielt Magnus Bäckstedt, ein echter Brocken, den Pflasterstein für den Sieg. 94 Kilogramm brachte der Schwede damals auf die Waage.

Die Trouée d’Arenberggilt als Schlüsselstelle von Paris-Roubaix.
Bild: Michel Spingler / AP

Wer bei Paris-Roubaix einen Sieger aus Pogacars Gewichtsklasse sucht, muss weit zurückblättern: 2001 war es, als der 68 Kilogramm leichte Niederländer Servais Knaven ein chaotisches Rennen bei Nässe und Wind als Solist gewann. Nur 55 der 190 gestarteten Fahrer erreichten das Ziel.

Zuletzt zwei Mal in Folge Sieger bei Paris-Roubaix: Mathieu van der Poel.
Christophe Ena / AP

Auch van der Poel fährt für die Geschichte

Weil steile Rampen fehlen, ist das Feld der Favoriten grösser als bei der Flandern-Rundfahrt. Dazu zählen Wout van Aert, Mads Pedersen, Jasper Philipsen, Jasper Stuyven, Dylan van Baarle, Stefan Küng und Filippo Ganna. Wobei die zwei Letztgenannten beide 81 Kilogramm wiegen.

Während die Form für Pogacar spricht, hat van der Poel mit seinen 75 Kilogramm das Gewicht und die Erfahrung auf seiner Seite. Vier Mal fuhr er Paris-Roubaix schon, zwei Mal gewann er, einmal wurde er Dritter, einmal Neunter. Auch für den 30-Jährigen geht es um einen Eintrag in die Geschichtsbücher: Nur Octave Lapize (1909 bis 1911) und Francesco Moser (1978 bis 1980) gelang das Kunststück, drei Mal in Folge zu gewinnen.

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