
«Hallo, wach!» in Neuenburg: Sorgt das Xamax-Spiel wieder für Aarauer Hochgefühle?
Die Sonne strahlte am Donnerstag vom wolkenlosen Himmel. Im gleissenden Sonnenlicht absolvierte der FC Aarau am Nachmittag sein Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel von heute (20.15 Uhr) gegen Neuchâtel Xamax auf dem Kunstrasen des Schachen. Die Temperatur kletterte auf dem Platz auf über 20 Grad. Rundum blühten Bäume und Pflanzen. Der Winter hat sich in dieser Woche endgültig verabschiedet.
Doch so richtig wollen Frühlingsgefühle beim FC Aarau gerade nicht aufkommen. Denn je länger die Tage werden, desto kürzer wurde zuletzt der Abstand zu den Verfolgern. Nach dem 2:2 von letzter Woche gegen Lausanne-Ouchy, dem vierten Spiel in Folge ohne Sieg, wurde Aarau von Thun als Leader der Challenge League abgelöst. Und der Vorsprung auf das drittklassierte Etoile Carouge halbierte sich innerhalb von vier Tagen und zwei Spielen von acht auf vier Punkte.
Das alles dämpft die in den Startwochen der Rückrunde entstandene Euphorie, auch wenn Trainer Brunello Iacopetta sagt: «Die Partie gegen Ouchy hat gezeigt, dass die Mannschaft lebt, dass sie Charakter hat». Auch wenn sie nicht gewonnen hätten, gingen sie «gestärkt» aus diesem 2:2 nach 0:2-Rückstand heraus.
Beunruhigt sind die Aarauer also nicht. Das sieht auch Abwehrchef Serge Müller so. Er schlägt einen Bogen zum Frühling und zur Natur. «Das Wetter kommt uns entgegen. Die Plätze werden in den nächsten Wochen besser, das spielt uns in die Karten.» Er erinnerte mit seinen Worten an die miserablen Platzverhältnisse, welche der FC Aarau etwa Ende März beim 1:1 in Bellinzona antraf.
Als die Klubführung im Zug mit den Fans feierte
Gegen den Tabellensiebten Xamax wird die Unterlage kein Thema sein. Der Kunstrasen in Neuenburg ist in tadellosem Zustand. Auch die Statistik verheisst diesbezüglich Gutes. Aarau verlor in dieser Saison auf der Plastik-Unterlage nur eines von sechs Spielen. Das Xamax-Stadion ist auch sonst ein idealer Ort, um zum Erfolg zurückzukehren. Denn als die Aarauer letztmals hier zu Gast waren, gab es für sie ein Erweckungserlebnis.
Rückblende: Am 13. Dezember, im letzten Spiel der ersten Saisonhälfte, lag Aarau gegen Xamax früh 0:1 zurück. Es drohte in der Rangliste der Absturz auf Platz sechs. Es wäre ein tabellarischer Stillstand im Vergleich zum Vorjahr gewesen. Doch es kam anders. Aarau gewann noch 3:1 und überwinterte auf Platz drei – in Schlagdistanz zum Spitzenduo Thun und Etoile Carouge.
Es war ein Abend mit einem Hallo-Wach-Effekt. «Hallo, aufwachen! Wir können in dieser Saison Grosses erreichen», lautete die Botschaft. Das Team bestätigte an diesem Abend, dass es Widerstände tatsächlich zu überwinden weiss. Gerne erzählt man sich die Geschichte von euphorisierten Fans, die im Zug mit der Vereinsführung um Präsident Markus Mahler, CEO Sandro Burki und Sportchef Elsad Zverotic den gelungenen Jahresabschluss feierten.
Die Aarauer entwickelten an diesem Dezemberabend ein Gefühl der Selbstsicherheit und Stärke, welches sie bis Mitte März zu einer Serie von neun Siegen trug. «Es war das i-Tüpfelchen auf eine Entwicklung, die bis dahin sehr gut war und dieses Spiel in Neuenburg erst möglich machte», sagt Iacopetta.
Es drohen erstmals fünf Spiele in Folge ohne Sieg
Einen solchen Abend braucht es heute wieder. Damit sich die Frühlingsgefühle einstellen und nicht plötzlich Zweifel entstehen, ob diese Mannschaft, die heute ohne den gesperrten Aussenverteidiger Marcin Dickenmann auskommen muss, tatsächlich geschaffen ist für den grossen Wurf.
Würde die Serie siegloser Spiele nämlich auf fünf anwachsen, wäre dies ein Negativrekord in dieser Saison, der so gar nicht zu den Aufstiegsträumen des Umfelds passen würde. Zumal der Rückstand auf Leader Thun dann plötzlich wieder so gross sein könnte wie nie mehr seit dem Jahreswechsel.